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Chandler vom Smaragd-Atoll

Chandler vom Smaragd-Atoll

Titel: Chandler vom Smaragd-Atoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U. Voss
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Fall werden.
    „Lass uns in den Garten gehen“, flüsterte er mit rauchiger Stimme an ihrem Ohr. Dann küsste er ihren Hals und ihre Brust. Helen riss erschrocken die Augen auf, drehte den Kopf nach rechts und links. Aber alle anderen schließen tief und fest. Auf einmal war sie wieder das 17jährige Londoner Schulgirl, das sich vorgenommen hatte, das erste Mal nicht unüberlegt einem One-Night-Stand zu überlassen und sich von niemandem vernaschen zu lassen, der es nicht ernst meinte. Liebte Robert sie, oder wollte er nur sein Vergnügen? Fragen, die sich in den Korallenstädten nicht stellten. Wie ungewohnt und doch bekannt plötzlich diese erregenden Gefühle waren, gegen die sie sich nun wehrte.
    „Komm“, flüsterte er und wollte sie hochziehen. „Lass uns in den Garten gehen. Hier zwischen all den anderen können wir nicht“.
    Sie war alarmiert. Ob, Aki und Archibald es wohl auch schon taten? Heimlich? Wenn sie zwischen den ersten Sträuchern des Obstgartens verschwunden waren?
    „Lass das“, sagte sie schärfer als beabsichtigt. Aber der Ton erzielte genau die gewünschte abkühlende Wirkung auf Roberts anschwellenden Gefühlen. Enttäuscht ließ er ihre Hände los.
    Sie rückte von ihm weg. Wie konnte er nur versuchen, sie so unverschämt anzumachen? Obwohl er doch eine Familie hatte, zu der er sich zurücksehnte. Wenn er das noch einmal versuchen würde, wollte sie ihm ihre klare Meinung dazu sagen. Das Bild ihres Vaters tauchte vor ihrem inneren Auge auf, wie er sie hochhob, herumwirbelte, in die Luft warf, auffing und küsste. Dass er die Familie verlassen hatte bedeutete wahrscheinlich, dass er seine eigene Tochter nie richtig geliebt hatte. Seine Beziehung zur Mutter war problematisch gewesen, aber nicht hoffnungslos und nicht so dramatisch, dass es gerechtfertigt gewesen wäre, die Familie aufzugeben und sich nie wieder bei seinem kleinen Mädchen zu melden.
     
    ***
     
     
    Gegen Morgen wachte Robert früh auf und machte sich auf den Weg zu den Austernfelsen. Er war unterhalb der Dünen, hatte die Felsen noch nicht erreicht, als er ein fröhliches aber noch entferntes Pfeifen hörte, so dass er erstaunt stehen blieb und lauschte. Das anfangs dünne aber helle Pfeifen wurde langsam deutlicher, Schritte, Geräusche von den Dünen herkommend, Knirschen von Tritten auf trockenen Halmen. Das Pfeifen wurde immer klarer, kam immer näher.
    "Hallo, wer pfeift da so eine schöne Melodie“, versuchte Robert auf sich aufmerksam zu machen. Der Fremde war mittelgroß, schlank und stand nun direkt über Robert auf der Spitze der Düne. Robert sah in weit aufgerissene grüne Augen. Dicke, krause, cognakfarbene, löwenmähnenartige Locken bedeckten den Kopf und kräuselten sich oberhalb der Augenbrauen auf der Stirn. Das Gesicht darunter, sowie der Hals, waren von rot-brauner Tönung. Die Unterarme, die aus aufgekrempelten Jackenärmeln herausragten, zeigten cognakfarbene Körperbehaarung auf dunkelroter Haut.
"Hallo Träumling“,  sagte der Fremde, der nun zwei Meter  oberhalb von Robert auf der Düne stand. Dann machte er einen Satz, schien durch die Luft zu springen und stand nun neben Robert. Er war mittelgroß, also einen Kopf kleiner als Robert, und sauber gekleidet. Der Stoff seiner Jacke sah aus wie Wild-Leder, schimmerte grün und edel. Das Hemd war blütenweiss, hatte einen Stehkragen mit Blumenverziehrungen und eine Hirschhorn-Knopfreihe. Darunter trug er eine wadenlange Hose aus braunem Glattleder mit weißen Verzierungen am unteren Bund. Kniestrümpfe und fein gearbeitete Lederschuhe vermittelten weiter das Bild eines vorbildlich angezogenen Wiesn-Besuchers zur Oktoberfestzeit.
    "Warum schläfst du nicht, Träumling? Wie alle anderen auch?“ Er wies auf den Strand.
     "Ich bin nicht müde“, entgegnete Robert.  "Träumling, nennst du mich also, aber mein Name ist Robert."  Er streckte seine Hand zur Begrüßung aus. Der andere übersah sie, knallte stattdessen Robert die Hand auf die Schulter, so dass Robert überrascht in den Knien einknickte und damit gleich groß wie der andere war.
    "Faunald bin ich, vom Volk der Waldowner", sagte der Fremde. "Und es ist lange her, dass mich ein Träumling am Traumstrand ansprach."
    "Das kann ich unschwer glauben“, sagte Robert. „Dann hast du Paul nicht kennengelernt“.
    Faunald lachte leise vor sich hin, dann pfiff er kurz seine Melodie, die beschwingt durch die Morgenluft schwebte.
    "Ich muss weiter, kann mich nicht länger hier aufhalten,

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