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Change for a Kill

Change for a Kill

Titel: Change for a Kill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Amatis
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die Polizei das größte Problem ist? Es gibt keinen funktionierenden Test auf den Scheiß! Man kann es nicht im Blut nachweisen. Darum nennt man es auch Invisible Shadow , es ist praktisch unsichtbar. Wir haben ewig gebraucht bis wir überhaupt spitz hatten, dass es das Zeug gibt!“
    Bislang war das Geplappere an Samuels trägen Verstand weitestgehend vorbeigezogen, aber jetzt rasteten plötzlich mehrere Rädchen gleichzeitig ein.
    „Woah, langsam – untypisches Sozialverhalten, Appetitverlust und es ist nicht nachweisbar?“
    „Ganz recht. Viele Teens benehmen sich, als wären sie dauerhaft besoffen, völlig unberechenbar. Manche sind ständig aufgekratzt, andere sehr aggressiv. Es gibt zahlreiche Selbstmorde, die nachträglich mit Invisible in Verbindung gebracht werden.“
    „Die Organschäden, gibt es da typische Verläufe?“
    „Nein. Manche sollen an akutem Nierenversagen gestorben sein, während alle anderen Körperorgane noch intakt waren. Warum?“
    „Keyla, unser viertes Opfer. Alles, was du sagst, passt perfekt.“ Samuel griff aufgeregt nach seinem Handy, doch dann legte er es wieder weg. Dylan war im Augenblick voll beschäftigt, er konnte ihm später von seinem Verdacht erzählen. Stattdessen nahm er sein Aufnahmegerät und diktierte einige Stichworte, um sie auf keinen Fall zu vergessen.
    „Meinst du, das könnte einen Hinweis auf den Mörder geben?“ Tyrell wirkte nun nicht weniger aufgeregt.
    „Ich weiß es nicht sicher, es dürfte aber einige Rätsel lösen, sollte Keyla tatsächlich abhängig von Invisible gewesen sein. Das klärt vielleicht nicht ihren Mord, wir brauchen uns jedoch nicht länger mit Details aufhalten, die nichts damit zu tun haben.“ Samuel wollte ihn nicht zu sehr ermutigen, um ihn vor Enttäuschungen zu bewahren. Ihm tat der junge Mann leid, es war offensichtlich, dass er sich beweisen wollte und über recht wenig Selbstbewusstsein verfügte.
    Zumindest, wenn er nicht gerade eine Waffe in der Hand hält und sein Opfer gefesselt ist, meldete sich das dumme Stimmchen zu Wort, das immer einen Grund zum Protestieren fand.

    Tyrell setzte ihn vor dem Hauptquartier ab und fuhr sofort zurück zum See. Samuel drückte ihm innerlich die Daumen, dass sich dann auch für ihn noch eine Aufgabe finden würde. Merkwürdig, sollte ein Streetworker nicht eine innerlich gefestigte Persönlichkeit besitzen? Nun ja, wer wusste schon, wie der Junge an diesen Beruf gekommen war? Er kannte einen Mann, einen Falkenwandler, der trotz extremer Höhenangst Zimmerer geworden war. Es war dem armen Kerl unmöglich, Frieden mit seiner Tierseele zu schließen, da er schlicht und ergreifend unfähig zum Fliegen war. Eine Psychose, die unter Vogelwandlern erstaunlich weit verbreitet war. Doch während die meisten anderen in Trunksucht oder Selbstmord endeten, führte dieser Zimmerer ein recht zufriedenes Leben. Sein Beruf zwang ihn, täglich in mehreren Metern Höhe herumzubalancieren, oft genug ohne ein sicherndes Gerüst. Es gab ihm das Gefühl, seiner Höhenangst ins Gesicht zu lachen, hatte er einmal gesagt. Vielleicht fand Tyrell also das, was ihm ansonsten fehlte, in seinem Beruf, indem er gestrauchelten Menschen zu helfen versuchte?
    Samuel schob diese Gedanken beiseite, die zwangsläufig dort enden würden, wo er es nicht gebrauchen konnte. Im Augenblick wollte er sich nicht damit auseinandersetzen, warum er ein Mordermittler geworden war …
    Er lieferte die beiden durchweichten Taschen im Labor ab. Helen, die Labortechnikerin, war eine Jaguarwandlerin. Die Latina war dementsprechend hochgewachsen, sehr schlank und besaß ein leicht reizbares Temperament. Bei ihrer ersten Begegnung hatte sie ihn keines Blickes gewürdigt, doch anscheinend hatte die Geschichte von Daves und Esthers Rettung bereits die Runde gemacht, denn sie strahlte, als er zu ihr trat.
    „Ich habe die Sachen des vierten Opfers gefunden“, sagte er und überreichte ihr Rucksack und Tasche, die weiterhin in der Plastikplane eingehüllt waren. Dann stockte er, weil das Lächeln von Helens schmalem Gesicht schwand und sie ihn kritisch zu mustern begann.
    „Gibt es am Lyrtha-See neuerdings Flusspferde, oder warum siehst du aus, als hätte dich jemand gefressen und wieder ausgespuckt? Annika behauptete, du wärst lediglich ein bisschen angekratzt worden.“
    „Äh – alles in Ordnung, bestens, danke“, versicherte Samuel hastig. Diesen Tonfall kannte er zur Genüge von seiner Mutter wie Großmutter. Anscheinend

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