Change for a Kill
Nase in den Dreck gestürzt wäre.
„Na, bleib noch liegen, Mann, du bist ja total wackelig! Ich wollte sowieso bloß schauen, ob du in Ordnung bist, damit Dylan sich keine Sorgen mehr machen muss. Der verhört gerade Bisons, was naturgemäß schwierig ist. Stur wie Panzer, die ganze Bande. Wird wohl noch ein Weilchen dauern, bevor er kommt und dir den Kopf abreißt. Wenigstens ist die Schlacht inzwischen vorbei und es hat nur drei Tote gegeben. Das ist auch dein Verdienst.“
Rick war ihm ernstlich dankbar, wurde Samuel bewusst. Wenn es tatsächlich dafür gesorgt hatte, dass er jetzt von Dylans Kollegen akzeptiert wurde, dann war es die Ängste und Verletzungen wert gewesen.
„Ich fliege zum Hauptquartier zurück“, sagte er kurz entschlossen und erhob sich. „Die Nachwirkungen des Tränengases sind vorbei, das Schmerzmittel wirkt noch und helfen kann ich hier wohl nicht mehr wirklich.“
„Bist du sicher?“, fragte Rick skeptisch. „Wenn du ohnmächtig vom Himmel fällst, kannst du überhaupt niemals mehr jemandem helfen und Dylan reißt uns beide den Kopf ab, weil ich dich nicht aufgehalten habe.“
„Mir geht es gut genug und die Strecke ist nicht lang. Im Büro kann ich weiter in den Fallakten lesen. Ich meine, ich bin schon ein Weilchen da und kenne immer noch nicht alle Details der Morde.“ Wirklich gut fühlte er sich zwar nicht, aber es gab nicht den geringsten Grund, noch länger faul herumzuliegen.
„Nun denn, auf deine Verantwortung.“
Samuel nickte ihm beruhigend zu, bevor er sich verabschiedete, verwandelte und losflog. Es ging besser als gedacht, das Schmerzmittel half, dass er sich beinahe mühelos in die Höhe schrauben konnte.
Als er gedankenverloren über dem See kreiste, erregte ein merkwürdig geformter Schatten seine Aufmerksamkeit. In der Mitte des flachen Gewässers lag etwas auf dem Grund, wenn ihn nicht alles täuschte! Rasch stürzte er sich hinab und landete auf einem großen, mit Moos und Algen bewachsenen Stein im See. Aus Mangel an Alternativen – in Adlergestalt widerstrebte es ihm, metertief ins Wasser einzutauchen – wurde er wieder zum Mensch, zog sich aus und sprang. Er war kein guter Schwimmer, doch für diese Aufgabe reichte es, trotz seiner Erschöpfung und all der hinderlichen Verbände. In zwei Tauchgängen schaffte er es, einen Rucksack und eine Stofftasche zu bergen. Das waren eindeutig Keylas Sachen. Er hatte jeden Quadratzentimeter abgesucht, gestern war es noch nicht hier gewesen, das wusste er genau. Der Mörder musste sie demnach versenkt haben, nachdem alle Ermittler abgezogen waren. Was bedeutete, dass er das Gelände beobachtet hatte. Ein wenig unbehaglich blickte sich Samuel um. Er war sich sicher, dass niemand in der Nähe war, genauso, wie er sich gestern sicher gewesen war. Irrte er sich?
Die Sachen waren allein durch das Wasser zu schwer, um sie als Adler zu tragen, darum flog er seine Kleidung ans Ufer, kehrte zum Felsen zurück und schwamm mit seiner Beute los. Das Zeug zog ihn permanent herunter, er war höllisch müde. Allein die zahllosen Verwandlungen innerhalb kürzester Zeit hatten ihm gar nicht gut getan, außerdem waren seine Verbände aufgeweicht und nutzlos. Als er es geschafft hatte, kletterte er hoch ins Trockene und blieb erst einmal erschöpft liegen, um sich von der Sonne wärmen zu lassen und einen Moment durchschnaufen zu können. Was hatte er Sehnsucht nach seinem beschaulichen Leben daheim!
Jammer nicht wie ein Kleinkind, ermahnte er sich sofort. Er hatte einen Job zu erledigen. Irgendwie wollten allerdings seine Augen nicht so recht mitspielen, sie ließen sich nicht öffnen und sein Körper blieb stur liegen … Erst als Samuel in der Ferne das Geräusch eines sich nähernden Geländewagens hörte, raffte er sich hastig auf und zog sich an. Er staunte nicht schlecht, als das Fahrzeug in Sichtweite kam und er Tyrell auf dem Beifahrersitz erkannte. Daneben saß ein ihm unbekannter Mann am Steuer, ungefähr Ende zwanzig, Anfang dreißig. Er besaß die typischen Gesichts- und Körperformen und Haarfarbe der Geparde, es handelte sich also vermutlich um ein Rudelmitglied, das Samuel noch nicht kennen gelernt hatte.
Er blieb geduldig sitzen, bis die beiden angekommen waren und neben ihm anhielten. Stehen war schwer zu ertragen –
seine Wunden brannten und schmerzten übelkeitserregend, obwohl die Angreifer nie fest gebissen hatten. Hätte ein einziger der Leoparden oder Wölfe es ernst gemeint, wären ihm die Beine
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