Change for a Kill
Informationen zu streuen, meinst du nicht?“, fragte Sam. „Winzige, schwer nachprüfbare Details, auf die der Killer anspringen könnte und uns dadurch verrät, ob er wirklich aus deinem Umfeld stammt.“
„Du hast Recht, ich werde mir etwas ausdenken, was wir verwenden können. Oder vielleicht ergibt sich spontan etwas.“
Dylan hasste den Gedanken, dass derjenige, der so viel Leid verursacht hatte, womöglich tagtäglich in sein Gesicht lächelte. In den letzten Wochen hatte er versucht Daniel beschatten zu lassen, um ihn bei irgendetwas zu erwischen, was sein abweisendes Verhalten erklären könnte. Doch der Kerl ging entweder friedlich seiner Arbeit nach oder verschwand immer wieder stundenweise von der Bildfläche. Dabei schüttelte er selbst bestens ausgebildete und erfahrene Wolfsermittler ab. Was das bedeutete, blieb unklar. Auf Gespräche ließ er sich nicht ein und kam mittlerweile gar nicht mehr nach Hause. Zumindest gab es in dem Zeitraum, in dem das fünfte Opfer ermordet wurde, Videos, die seine Anwesenheit in rund hundert Kilometer Entfernung belegten.
Daniel war einer seiner ältesten Freunde, sie hatten so viel zusammen durchgestanden. Warum wandte ausgerechnet er sich jetzt von ihm ab?
Dylan brachte Sam ohne Umwege in das Büro der Polizeichefin. Kathryn begrüßte sie beide freundlich, alle anderen waren bereits versammelt. Sam wurde herzlich empfangen und selbst Larry und Mike schauten interessiert, als Rick fragte, wie seine Heilung voranschritt. Der Adler untertrieb absichtlich, er hatte sich den betroffenen Arm bereits während der Fahrt in eine Schlinge gelegt und ließ es klingen, als würde er frühestens in einigen Wochen wieder fliegen können. Eine Vorsichtsmaßnahme, die Dylan sehr begrüßte. Je angeschlagener Sam schien, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass ihn jemand angriff.
Um Punkt 20.00 Uhr wurde die Satellitenverbindung hergestellt, ein alter, schmächtiger Mann mit schütterem weißen Haar trat ins Bild. Es überraschte Dylan, dass es sich vom äußeren Anschein her um einen Fuchs- oder Marderwandler handelte, er war davon ausgegangen, dass er ein Raubvogel sein musste, schließlich hatte er an Sams Universität doziert. Nun, das waren nebensächliche Details.
„Guten Abend, Professor Haggins“, sagte Kathryn und winkte Dylan heran, damit er übernahm.
„Sie sind mit den Fragen vertraut, die wir haben?“, fragte er, nachdem er sich kurz vorgestellt hatte.
„Ja, Ihre Kollegin Helen hat mir in Emails genau geschildert, um was es geht. Ah, Samuel! Ich hatte schon vermutet, dass Sie heute auch hier sind, ich erinnere mich gut an Sie und Ihre vielen Fragen.“
Sam errötete leicht, wodurch er für einen Moment wie ein schüchterner Teenie wirkte, überging die Verlegenheit allerdings mit einem höflichen Gruß. „Was ist Ihre Meinung? Könnte es sich wirklich um einen Multiplen Wandler handeln?“, fragte er dann.
„Ich bin sogar absolut sicher, dass es so sein muss, mein lieber Junge. Für die mangelnde Witterung und die zerstörte DNA-Struktur der Feder habe ich eine Erklärung, die genau in das Bild passt. Natürlich ist es ohne weitere Beweise lediglich eine These.“
„Dessen sind wir uns bewusst, Professor“, fuhr Kathryn ungeduldig dazwischen. „Was können Sie uns bieten?“
„Geduld, einen alten Mann sollte man nicht hetzen … Also, nehmen wir an, Multiple Wandler könnten jederzeit entstehen, sobald die Eltern unterschiedlichen Rassen angehören. Vielleicht gibt es viele von ihnen dort draußen, die es nie erfahren, weil sie schlicht nicht auf die Idee kommen, eine andere Tiergestalt anzunehmen als die, die ihnen richtig erscheint, nämlich die der Mütter. Nehmen wir weiterhin an, dass diese Feder, die Helen mir präsentiert hat, während der Verwandlung gewachsen ist und verloren ging, bevor diese abgeschlossen war. Es ist die einzige sinnvolle Erklärung dafür, wie aus einer solch kaputten Matrix etwas Vollkommenes entstanden sein könnte.
Es wäre logisch, dass der Gesuchte für eine Weile keinerlei Witterung, keinen körpereigenen Geruch aufweist. Wenn wir uns verwandeln, strukturiert sich unsere Erbinformation lediglich ein wenig um. Ähnlich wie ein Chamäleon seine Farbe wechselt, wechseln wir die Körperform. Unsere Kleidung, Ausrüstung, alles was wir bei uns tragen wird Teil des zweiten Körpers, wodurch sich auch unsere Witterung nicht verändert. Erst nach etwa fünf bis zehn Minuten kommen zum menschlichen Geruch auch
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