Change for a Kill
Cory macht, und ob ihr den Killer fangen konntet.“
Dylan schlug das Buch auf, bemüht, seine Verwirrung nicht zu offensichtlich zu zeigen, obwohl außer Sam niemand da war, der ihn beobachten konnte. Es gehörte nicht ihm, auch wenn er ein Exemplar davon irgendwo im Haus gelagert hatte, da es ein Standartwerk bei der Ausbildung zum Mordermittler war. Zwischen den ersten Seiten war ein kleiner Zettel hineingeklebt, der mit Sams steiler, extrem ordentlicher Handschrift beschrieben war:
Lesen, merken, vernichten. Nutze Seite 87 für kurze Textnachrichten.
Er schloss das Buch, der Versuchung widerstehend, sich Seite 87 anzuschauen.
„Komm gut nach Hause, und das mit dem Bier geht klar“, sagte er. Sie wechselten noch ein paar belanglose Nettigkeiten, bevor Sam verschwand. Ein Fahrer vom Quartier würde ihn zum Boister Club bringen. Am Ausgang, der ihn zum Territorium der Vogelwandler brachte, sollte ihn einer seiner eigenen Kollegen abholen.
Das Verlangen, ihn festzuhalten, ihn auf gar keinen Fall gehen zu lassen, war mächtig, doch er kontrollierte es, musste es, um Sam nicht zu gefährden. Auch wenn er seine Wunden noch leckte, er war mittlerweile stark genug, um allen Widrigkeiten allein zu begegnen. Was er sich außer Freundschaft und kollegialer Hilfe von diesem Mann wünschte, konnte er sowieso nicht erhalten, darum war Abstand sicherlich das Beste für alle Beteiligten.
Als er die Treppe hochstieg, um zurück zu seinen Leuten zu gelangen, bemerkte er ein Fenster im zweiten Stock, das nicht vollständig geschlossen war. Jetzt jedenfalls nicht mehr, als er eben vorbeigekommen war, hingegen schon, da war er sich absolut sicher. Rasch blickte er hinaus, wobei er einige Tauben aufscheuchte. Natürliche Tauben, das spürte er, außerdem gab es von dieser Tierart keine Wandlerform, soweit er wusste, da sie viel zu leicht waren. Es gab da eine Grenze, man konnte sich in keine Tierform verwandeln, die weniger als ein Prozent des menschlichen Körpers wog. Er setzte sich auf die Fensterbank und wurde zum Gepard, nutzte all seine Sinne, um die Umgebung abzusuchen, zu lauschen, zu wittern. Er nahm Insekten wahr, Mäuse, Ratten, Tauben. Die Leute, die sich am Klinikeingang und der Straße bewegten, da das Fenster in diese Richtung blickte. Unter ihnen war Sam, der gerade in ein Fahrzeug einstieg, sonst fiel ihm niemand auf, den er kannte. Im Treppenhaus gab es keine frischen Witterungen, außer von ihnen beiden. Falls der Mörder hier gewesen war, um sie zu belauschen, hatte er jedenfalls keinerlei Spuren hinterlassen.
Grollend verwandelte er sich zurück und eilte zum Krankenzimmer. Alle waren da, unterhielten sich, benahmen sich normal. Alle, außer …
„Wo ist Daniel?“, fragte er Tyrell, der gerade mit Helen flirtete.
„Der hat uns alle finster angestarrt und ist gegangen, vielleicht zwei Minuten, nachdem du dich mit Sammy weggeschlichen hast.“
„Ich hab den Mann zu seinem Taxi begleitet, du Idiot“, knurrte er. „Falls du es vergessen hast, da draußen läuft immer noch ein Killer rum.“
„Du riechst trotzdem nach Adler. Hat er dir einen Abschiedskuss gegeben?“, mischte sich Rick ein. Es war freundlich gemeintes Geplänkel, darum beherrschte Dylan sich mühsam, auch wenn im Moment alles in ihm danach schrie, Daniel aufzuspüren und ihn zu schütteln, bis seine Schuld oder Unschuld bewiesen war. Es konnte nicht sein, Daniel besaß eine eindeutige Witterung. Der Kerl verhielt sich seltsam, aber er hatte auch einen sehr anstrengenden, psychisch fordernden Job. Vielleicht hatte er sich übernommen. Oder verliebt. Verschuldet. Irgendeinen dummen Fehler begangen. Es konnte tausende Gründe für sein Verhalten geben! Dylan musste es vorsichtig angehen, ein Gespräch suchen, wenn Daniel es zuließ. Falls er tatsächlich für die Morde verantwortlich sein sollte, durfte er ihn nicht in die Ecke drängen, der Killer hatte bereits bewiesen, wie skrupellos er war.
In einem Moment, als die meisten sich anschickten aufzubrechen, blickte er kurz in das Buch, entfernte den Zettel und blätterte wie zufällig herum, bis er auf Seite 87 ankam. Hier befand sich ein weiterer Zettel mit einer knappen Anweisung:
Nutze die Buchstaben dieser Seite, ersetze sie durch Zahlen in der notwendigen Reihenfolge.
Es würde ein wenig Kreativität erfordern, Zahlen unauffällig in eine SMS einzubauen, doch es war eine simple Methode, um sich auszutauschen. Selbst wenn die Nachrichten abgefangen würden, könnte niemand
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