Changelings
sich hinter Loncies breitem Rücken.
»Es wird uns eine Freude sein, ehrenwerter Gast«, sagte Pablo, bevor irgend jemand ein Wort von sich geben konnte. »Sofern Sie uns nur mitteilen, was Sie denn genau suchen.«
Zing Chi griff in die Tasche und holte eine Liste hervor. Pablo nahm sie entgegen und reichte sie Loncie, die lesen konnte, weil sie einst im Firmendienst gestanden hatte.
»Was ist das denn?« fragte Loncie, und in ihrer Stimme wallte Zorn auf. »Die Barthaare orangefarbener Katzen? Einhornhörner?«
»Ach, du liebe Güte«, warf Pablo ein, bevor Loncie Gelegenheit fand, ihnen mitzuteilen, was sie von dieser Liste hielt. »Was hat das alles zu bedeuten, meine Herren? Wozu, um alles in der Welt, wollen Sie solche Dinge haben?«
»Das Horn des Einhorns ist weithin als Aphrodisiakum und als Mittel gegen Vergiftungen bekannt, edler Herr«, antwortete Zing Chi mit einer Verneinung. »Äußerst wertvoll. Von den Barthaaren der orangefarbenen Katzen heißt es, daß sie die Jugend verlängern und gute Gesundheit bescheren.«
Pablo schüttelte den Kopf. »Hier aber nicht, fürchte ich. Da hat jemand Ihren Informanten aber ordentlich getäuscht.«
»Ist das wahr?«
»Ach, du meine Güte, ja! Die Einhornhörner, die man auf Petaybee findet, taugen überhaupt nicht als Aphrodisiakum.«
»Wirklich nicht?« erkundigte Zing Chi sich höflich.
»Man hat Sie getäuscht«, wiederholte Pablo. »Das ist ganz verständlich, mein Herr, da Ihre Information offensichtlich nicht von jemandem stammen konnte, der einmal das wertlose Horn eines nördlichen Lockenfells im Winter gesammelt hat. Die Hörner taugen
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dazu, das Eis zu durchstoßen, wozu das Lockenhorn sie auch verwendet. Aber zu sonst sind sie nichts nutze.«
»Sind Sie da ganz sicher?« fragte Zing Chi betont höflich.
Pablo seufzte und ließ den Kopf hängen. »Sie können meine Frau ja mal fragen.«
Loncie schüttelte traurig den Kopf. »Es stimmt. Wir haben uns von Kapitän Greene hinfliegen lassen, um das Horn eines Lockenfells zu holen. Das Tier war in einer Lawine ums Leben gekommen. Pablo wollte sich mit dem Horn von einer Krankheit kurieren, aber leider ... hat es nichts genützt. Genaugenommen hat überhaupt nichts etwas genützt, bis er schließlich die Polarbärenhoden gegessen hat.«
»Polarbärenhoden?« wiederholten einige der Männer staunend.
»Ah, si«, sagte Pablo. »Als ich mich wieder erholt hatte, war ich muy macho, auf eine Weise, wie es nur die Polarbärenhoden von Petaybee bei einem Mann zu bewirken vermögen, der schon jeden Wunsch verloren hatte, zu ...« Pablo machte etwas, das im allgemeinen als unanständige oder anzügliche Geste galt.
»Dann werde ich das der Liste hinzufügen, mein Herr«, meinte Zing Chi.
»Natürlich gibt es für sämtliche Heilmittel Petaybees sowohl ein Geheimnis beim Sammeln als auch eins beim Mischen ... wenn Sie verstehen, was ich meine«, ergänzte Pablo.
»Und was sind das für Geheimnisse, gütiger Herr?« erkundigte sich Zing Chi.
»Würde ich es Ihnen verraten, wären es ja wohl keine Geheimnisse mehr, oder?«
»Wir sind bereit, besonderen ... Informanten ... großzügige Zuwendungen für Forschungsinformationen zukommen zu lassen«, sagte Zing Chi.
»Ach, hast du gehört, Pablo?« fragte Johnny. »Die wollen uns großzügig entlohnen. Dann könnte ich meine Hubschrauberluke reparieren lassen, und du und Loncie, ihr könntet eure Hacienda frisch isolieren.«
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»Ich weiß nicht so recht, Kapitän Johnny«, meinte Pablo kopfschüttelnd. »Wenn man das Geheimnis erst einmal verkauft hat, ist es kein Geheimnis mehr. Außerdem ist es sehr gefährlich.«
Loncie ergriff ihren Mann am Arm. »Wir könnten auch neue Schlafzimmer für unsere vierzehn jüngsten Kinder bauen, corazön«, sagte sie.
'Cita musterte sie verwundert. Loncie und Pablo hatten doch nur Carmelita und Isabella!
»Das stimmt«, meinte Pablo. »Also gut. Aber ich muß vorausschicken, daß man auf Petaybee die Hoden des Polarbären immer nur dann holt, wenn es gar nicht mehr anders geht, so wie in meinem Fall. Das Geheimnis besteht nämlich darin ...« Er bedeutete dem Mann, vorzutreten, und flüsterte ihm ziemlich laut ins Ohr: »Der Polarbär muß nämlich noch leben, wenn man ihm die Hoden abnimmt. Man schleicht sich hinter den Bären und bindet ganz schnell einen Faden um seine Hoden. Dann muß man ihm so lange folgen, bis sie ihm abfallen.«
»Warum kann man den Bären nicht einfach töten und ihm die Hoden
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