Chanur-Zyklus 3 - Die Kif schlagen zurück
sondern weil er es sich gerade dort draußen verdient hatte, falls er genug Verstand besaß, das zu wissen. Es vertrieb etwas von der Kälte, die Pyanfar spürte. Etwas. Die geschlagene Müdigkeit in Hilfys hängenden Schultern, dieser trostlose, geschäftsmäßige Blick - das war außer Reichweite für sie.
»Wie viel brauchen unsere Freunde noch bis zur abschließenden Bremsung?« fragte sie Chur und reichte Haral ihr Gewehr. »War irgend etwas Verlässliches von der Zentrale zu erfahren?«
»Ich habe den ersten Alarm aufgezeichnet«, sagte Chur und deutete zum Comp; zum tickenden Chronometer auf Monitor zwei. »Schätze... schätze, unsere Schiffe werden ungefähr jetzt abbremsen, aber es kann auch sein, dass Jik es aus der Hand plant. Er traut den Kif nicht genug, um es uns zu sagen, hm?«
Eine Untertreibung. Komplizierte Comp-Operationen durch eine Crewfrau, die schon viel leistete, wenn sie aufrecht saß. »Nimm dir frei! Haral und Tirun übernehmen die Schicht. Die übrigen waschen sich und kommen zurück. Los! Wir bekommen Besuch.«
Sie zögerten kurz. Harals Augen huschten zur Seite.
Fragen.
Was machen wir? Hier sitzen bleiben?
Denn weiter im Dock zu bleiben war nicht gerade vernünftig.
Denkst du, wir haben eine Chance, auch den Rest unserer Aufgabe zu schaffen?
»Unterrichte beide Schiffe«, sagte Pyanfar, »dass wir wieder an Bord sind! Sag ihnen, wir hätten mit den Kif gesprochen und den Job
zur Hälfte
erledigt! Und dass die Kif weiter verhandeln wollen.«
»Tully ist zurückgeblieben«,
sagte Hilfy, die sich plötzlich umdrehte und auf der Pultkante zu Pyanfar hinüberbeugte. Ihre Stimme versagte und zischte. »Vier
Tage,
Tante - vier Tage lang haben sie ihn bearbeitet...«
»Dann waren wir gut in der Zeit«, versetzte Pyanfar kalt, sehr kalt, weil Hilfy hitzig werden wollte. »Ich hatte mir fünf ausgerechnet. Wir holen ihn raus.«
»Sie nehmen ihn auseinander!« Hilfy stand auf und trat vom Pult zurück. »Dieser Bastard von Kif hat Zeit, zum Ziel zu kommen!«
»Wir haben getan, was wir konnten.«
Hilfy holte tief Luft. »Ja«, sagte sie und wurde ruhig, durch und durch ruhig.
»Schick diese Nachricht ab!« wies Pyanfar Tirun an, schnallte sich die AP ab und reichte sie Haral, damit diese sie mit den anderen Waffen in den Schrank packte. Dann wandte sie sich wieder Hilfy zu. »Geh dich waschen!
Wir sind noch nicht fertig, Nichte!«
»Aye«, sagte Hilfy, drehte sich um und ging.
»Du auch«, sagte Pyanfar zu Chur. »Geran, bring sie weg!«
»Ich möchte den Gfi!« protestierte Chur.
»Schön. Aber der wird dorthin kommen, wo du bist.«
Pyanfar stand dort, während Geran ihrer Schwester half, von Harals Sitz aufzustehen, und sie dann zur Tür führte. »Bleib in Khyms Kabine, ja? Ich möchte dich in der Nähe der Kontrollen haben. Wir könnten wieder darauf angewiesen sein, dass du hier Wache hältst.«
»Aye«, sagte Geran an Churs Stelle und blickte dabei kurz zurück.
Die Situation hatte sich alles in allem nicht so entwickelt, wie sie es ursprünglich befürchtet hatten: die Geiseln ermordet, Mkks schwer beschädigt - was alles hätte passieren können, bevor
sie
anlegten. Das, was sie erreicht hatten, grenzte schon an ein Wunder: Sie waren hineingegangen und hatten Hilfy befreit.
Aber sie waren nicht gut genug gewesen.
Haral glitt wieder in den Sessel, den Chur freigemacht hatte, drehte ihn herum und machte sich in ihrer typischen unerschütterlichen Art an die Arbeit, indem sie ihre Konzentration augenblicklich vom Dock weg und zu diesen Pulten hin bewegte. Von nun an war mit Patzern nicht mehr zu rechnen. Pyanfar überprüfte noch einmal die Tür des Waffenschließschranks und hörte das elektrische Ticken des Riegels, der ihren Bemühungen standhielt. »Die Eingangskamera und der Bewegungsspürer bleiben besser eingeschaltet. Wir beherrschen den Bereich der Tore dort unten nicht.«
»Klar«, sagte Haral und tastete Modus und Nummer ein, ohne eine Stelle auszulassen, während auf anderen Sektionen des Comps die Zahlen dahintickten.
»Empfange eine Bestätigung der abschließenden Bremsphase«, meldete Tirun, die sich einen Hörer ans Ohr hielt. »Käpt‘n, bekomme gerade die Bestätigung von der
Aja Jin.
Grüße vom Kapitän, und er kommt zu dir, sobald er im Dock ist.«
Pyanfar blickte auf das Chronometer. Es lagen noch zwei Lichtminuten Antwortzeit zwischen ihnen und den anfliegenden Schiffen. »Verstanden«,
sagte
sie. Zwei Minuten, wie sich das Licht bewegte. Und
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