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Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat

Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat

Titel: Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sie wußte, was sie im Augenblick tat – und wer auch immer gegen sie war, wußte es nicht: Das war der Name des Spiels. In aller Seelenruhe drehte sie dem Schalter den Rücken, stützte hinter sich die Ellenbogen auf und erwiderte (liebenswürdig lächelnd natürlich) die Blicke der Mahendo’sat und Kif, die sie anstarrten.
    So verrückt wie der Rest der Familie, dachte sie. Wahrscheinlich verstärkte es sich mit zunehmendem Alter. Tante Py war relativ stabil gewesen, bis sie Kapitänin der
Stolz
wurde.
    Der Beamte am Schalter war fertig, und Tiar beantragte, daß Dockarbeiter an ihren Liegeplatz geschickt würden. Nein, sie hatten die Fracht noch nicht
verkauft,
aber sie würde den Bestimmungsort einsetzen, wenn sie eine Absprache mit den Dockarbeitern getroffen habe. Einiges mußte rings um den Rand von Kshshti geschickt werden, und nein, sie brauchten keine Agenten, die gegen Provision für sie arbeiteten. Alles war in bester Ordnung.
    Hilfy betrachtete inzwischen den Raum, ob jemand mit einer Waffe auftauchte, was unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich war, oder ob sonst irgendein Ärger zur Tür hereinkam.
    Jemand wie Haisi. Jemand wie ein paar von seiner Crew.
    Wahrscheinlich dachte Haisi angestrengt nach, was er mit der widerspenstigen Hani anfangen solle. Und wenn er in Verbindung mit jemandem stand, der verantwortlich war – die Götter mochten ihn verderben –, hätte er Empfehlungsschreiben von Leuten, die sie kannte, vorlegen können. Sie selbst brauchte keine, um ihm zu beweisen, wer
sie
war.
    »Ich denke, wir sind fertig«, sagte Tiar.
    »Kehren wir zum Schiff zurück«, antwortete Hilfy. »Aber paß auf.«
    Die Menge an der Tür bewegte sich und ließ sie auf die schmutzigen Docks mit ihren Vielfachschatten hinaus. »Haisi ist gegangen«, sagte Hilfy halblaut.
    »Er war nicht sehr hilfreich?«
    »Das kann man wohl sagen.« Wieder ließen die Gerüche und der Anblick und die Geräusche der Docks ihre Gedanken in der Zeit zurückwandern. Ein Bus fuhr auf einem magnetischen Leitstreifen vorbei und ließ die Bodenplatten an einem Wartungszugang klappern. Und keine einzige Hani in Sicht – das hier war ein Ort, den Hani in letzter Zeit nicht mehr besucht hatten. Der Frieden mochte Wohlstand gebracht haben, aber Handelsschiffe neigten dazu, ruhige, regelmäßige Routen zu befahren. Dort gab es keine Unterbrechungen, keine unvorhergesehenen Ereignisse, keine Gerüchte, die die Ängstlichen in die Flucht jagten und die Tollkühnen mit dem Geruch des Profits berauschten. Und abgesehen von diesen Gründen neigte ein Handelsschiff dazu, sich eine Route durch den Raum zu pflügen und bei dieser Route zu bleiben, damit niemand eindringen und ihm Konkurrenz machen konnte. Aus kooperativen, mit Daten handelnden freien Kaufleuten waren sie zu Geizhälsen geworden, die Informationen für sich behielten, eifersüchtig ihre Routen schützten und es übelnahmen, wenn jemand sie befuhr oder ihre Preise unterbot – es war ein merkantiles Zeitalter, ein habgieriges, knickeriges Zeitalter, jawohl.
    Und was sagten die Frauen eines Hani-Schiffes, wenn sie sich heutzutage tatsächlich abseits ihrer normalen Route befanden, und was hatte ein mahes Jagdschiff herumzuschnüffeln? Sie unterschieden sich eben von allen anderen? Da sie Chanur seien, hätten sie etwas anderes im Sinn als den Handel?
    Die ermordeten Stsho hätten irgendeine Bedeutung?
    Man konnte sich darauf verlassen, daß Gerüchte auf Kshshti schnell die Runde machten. Die kurze Unterredung mit Haisi wurde bereits über ein Sendernetz verbreitet, das leistungsfähiger als die Stationsnachrichten war.
    »Bist du schon einmal auf Kshshti gewesen?«
    »Nein«, antwortete Tiar kurz. Tiar wirkte nervös, geistesabwesend. Und Hilfy
wußte,
daß Tiar noch nicht hier gewesen war: Tante Rhean hatte diesen Raumabschnitt gemieden. Tante Pyanfar war diejenige gewesen, die mit Vorliebe in den Winkeln herumstöberte und ihre Erfahrung mit Ausländern dazu benutzte, daß die
Stolz
Gewinn machte.
    Aber Tante Pyanfar hatte die Sprachen nicht besonders gut beherrscht. Hilfy sprach sie fließend. Sie hatte sie studiert, um Pluspunkte dafür zu sammeln, daß sie in die Crew aufgenommen wurde, sie hatte eine Begabung für Wörter, einen Verstand, der fremdartige Gedankengänge schnell erfaßte, und eine Zunge, die über Stshoshi nicht stolperte… Das war die beste Bestechung, die sie Tante Py anbieten konnte, denn Tante Py konnte Llyene nicht aussprechen, ohne ein wesentliches

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