Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat
wenn man alte Wunden berührte. Irrtum, Kif.
Ein gefährlicher Irrtum.
»Was will er nur von Na Hallan?« fragte Tiar und sah über die Schulter zurück. »Wovon redet er? Kennst du ihn?«
»Noch nicht.«
»Was kann der Junge denn mit ihm zu tun haben?«
»Das möchte ich Na Hallan fragen.«
Verschiedene Gewürze waren knapp geworden, Handtücher hatten sie kaum noch welche, und der Schellfisch war ihnen ganz ausgegangen. Aber Massenartikel hatten sie auf jeden Fall genug von hier bis Anuurn.
»Ker Chihin«, sagte Hallan. »Ker Chihin, ich bin fertig mit der…«
In diesem Augenblick trat die Kapitänin ein.
»…Bestandsliste«, beendete er den Satz. Aber das Stirnrunzeln der Kapitänin, ihre angelegten Ohren und ihr finsterer Blick sowie das Auftauchen von Tarras und Tiar Chanur hinter ihr, die ebenfalls die Ohren angelegt und die Stirn gerunzelt hatten, erweckten in ihm den Verdacht, daß niemand die Bestandsliste sehen wollte. Er
glaubte,
daß nichts, was er in der Kombüse getan hatte, anderswo Verwicklungen zur Folge gehabt haben könnte, es sei denn, er hatte irgendwie den Computer durcheinandergebracht.
Vielleicht die Navigationsaufzeichnungen gelöscht… irgend etwas so Schlimmes…
»Vikktakkht«, sagte die Kapitänin, und sein Herz setzte für einen Schlag aus. Er dachte an das Gefängnis.
Er dachte an den Kif, mit dem er jeden Tag gesprochen hatte.
Er dachte an den reich gekleideten Kif, der gesagt hatte…
… »Merke dir meinen Namen!«
»Treffpunkt«, brachte Hallan mühsam hervor.
»Wo auf dem Treffpunkt? War das der, den du geschlagen hast?«
»Ich… ich weiß es nicht.«
»Aber du weißt seinen Namen.«
»Er sagte: irgendwann wirst du den Wunsch haben, mir eine Frage zu stellen.‹«
»Was für eine Frage?«
»Das weiß ich nicht.« Vollkommen verwirrt schüttelte er den Kopf. »Mehr hat er nicht gesagt. Ich war im Gefängnis. Und das hat er gesagt.«
»Du hast ihn dort kennengelernt.«
»An dem Tag, als… als man mich auf dieses Schiff brachte.«
Hallan wußte nicht, ob das, was er geantwortet hatte, genug war. Er dachte heftig nach, ob es sonst noch etwas gab, irgendein Detail, das er seinem Gedächtnis entwinden konnte. Aber nichts stieg klar aus seiner Erinnerung auf, nichts hatte damals Sinn gemacht, und nichts machte jetzt Sinn.
»Das ist alles, was er sagte, Käpt’n. Ich konnte mir nicht denken, was es zu bedeuten hatte. Ich kann es immer noch nicht. Ich weiß nicht, von welcher Frage er gesprochen hat. Ich weiß nicht, was er will.«
»Was
würdest
du ihn denn fragen?«
»Was er meint. Was er will. Ich weiß es nicht!«
Er hatte Angst, richtige Angst. Er hatte nicht mehr an das Gefängnis gedacht. Diesen Ort hatte er hinter sich gelassen. Er hatte den Chanur vertraut, daß sie ihn auf keinen Fall an jenen Ort zurückkehren lassen würden. Anscheinend hatte er nun doch eine Möglichkeit gefunden, sich alles zu verderben. Die Kapitänin stand nur da und sah ihn an, und schließlich fragte sie: »Bist du bereit, nach draußen auf die Docks zu gehen, Meras?«
»Ja, Käpt’n«, antwortete er. Aber bei dieser Aussicht schüttelte ihn die Furcht, er werde sonst noch etwas finden, das er falsch machen könne. »Alles, was Sie wünschen.«
»Sorge macht mir, was
er
wünscht. Geh wieder an die Arbeit. Ich muß ein paar Anrufe erledigen. Ich werde dir Bescheid geben.«
Er war fertig mit dem, was man ihm aufgetragen hatte, aber es schien nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, von einer solchen Kleinigkeit zu reden. »Aye, Käpt’n«, sagte er ruhig. Dann trug er seine Liste und seinen Taschencomputer wieder in die Kombüse, um sich irgendeine Arbeit auszudenken. «
13. Kapitel
» K äpt’n?« Fala schob einen Becher Gfi unter Hilfys Hand, und Hilfy murmelte ein Danke, ohne hinzusehen. Ihre Augen waren auf den Schirm gerichtet. Das Suchprogramm spürte die jüngsten Briefe an Pyanfar auf, diejenigen, die sie auf dem Treffpunkt knapp verpaßt hatten, diejenigen, die auf Hoas und Urtur und Kura und Touin gespeichert worden waren.
Eine Menge kam von mahen religiösen Irren, die der
mekthak-kikt
von Prophezeiungen berichteten (es war nicht zu begreifen, warum das niemals gute Nachrichten waren), einige wollten, daß sie sich für eine Erfindung einsetze, von der sie überzeugt waren, die große Persönlichkeit der Persönlichkeiten werde sie nützlich finden (dieser Sünde machten sich nicht wenige Hani schuldig). Ein paar bösartige Kommunikationen kamen von
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