Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat
Leuten, die offenbar aus dem seelischen Gleichgewicht geraten waren. Der Knüller unter dem ganzen Haufen war von einem Mahe, der schon viermal in dieser Woche geschrieben hatte.
»Du immer noch nicht haben beantworten Brief. Ich Dir haben sagen, wie lösen Grenzstreitigkeiten durch freundliche Strahlen von Sternen, die machen leuchten unseren Frieden. Du gewinnen Macht von Farbe Regenbogengrün und machen Grün so – wenn Iji sich ausrichten in Harmonie mit Regenbogenfarbe Rot mit Orange. Du bitte sofort handeln.« (Mit Illustrationen und Unterstreichungen der wichtigen Wörter.)
Bisher gab nichts in diesem Stapel den kleinsten Hinweis auf Tante Pyanfars Unternehmungen.
Eine Frage, die Hallan Meras an Vikktakkht würde richten wollen.
Es gab keine Frage, von der sie wußte – ausgenommen die nach dem Aufenthaltsort von Atli-lyen-tlas.
Und hatte der Kif es gewußt, damals auf dem Treffpunkt, bevor ein kifischer Wachposten Hallan Meras der
Legat
übergab, daß diese Frage sich erheben würde?
Oder war es etwas anderes, etwas, an das Meras sich nicht erinnerte oder das zu berichten er sich fürchtete? Pyanfar war vor nicht sehr langer Zeit auf dem Treffpunkt gewesen; das hatte No’shtoshti-stlen gesagt, und der große Berg von Botschaften ließ darauf schließen, daß sie zu diesem Hafen zurückkehren werde.
Hilfy saß da und saß und trank Gfi und sah auf die blinkenden Lichter, die ankommende Botschaften bedeuteten. Der Computer war auf die Schlüsselworte Atli-lyen-tlas, Stsho, Botschafter, Ana-kehnandian,
Ha’domaren,
Pyanfar, Hani und Vikktakkht eingestellt. Das dürfte alles abdecken, sagte sich Hilfy.
Aber ein schnelles Überfliegen dessen, was auf dem Prioritätsstapel landete, zeigte, daß es hauptsächlich Anfragen von verschiedenen mahen Firmen waren, die sich nach den Bedingungen auf Kita erkundigten. Kein Wort von den Kif. Da draußen mochten Kif miteinander sprechen, doch sie sprachen nicht mit ihr. Möglicherweise waren sie mit lokalen Nachforschungen beschäftigt. Möglicherweise schickten sie sich ihre Botschaften rings um den Rand und benutzten den Kom gar nicht.
»Fertig mit dem Auftanken«,
meldete Tarras von der Ops-Zentrale unten.
»Ich habe ein gutes Angebot auf die Waren. Der Markt könnte noch einen Punkt steigen, könnte ein bißchen sinken. Mein Instinkt sagt, greifen wir zu.«
»Tu es. Sehr gut. – Tarras, wenn die Dockarbeiter eintreffen, geh du voran und öffne die Ladebucht, aber setze jemanden vor den Kamera-Monitor. Wer auch immer nach draußen geht, trägt einen Mantel und steckt eine Pistole in die Tasche, und zum Teufel mit den Vorschriften.«
Die Drohung jagte ihr immer noch keine Angst ein. Immer wieder fragte sie sich, ob sie wirklich so ruhig sei oder ob sie sich in einer Art Betäubung befinde. Kshshti war der Schauplatz ihrer Alpträume, und es lief alles schief. Trotzdem handelte sie ganz kalt, ganz logisch. Fast wünschte sie, Tante Py sei hier, fast wünschte sie, ihre Crew hätte mehr Erfahrung im Kampf als das Jahre zurückliegende Scharmützel auf Anuurn.
Da draußen auf den Docks – sie war nur für einen Sekundenbruchteil in Panik geraten, und das war, als ihr klar wurde, daß sie Tiar sagen mußte, wohin sie zu blicken hatte. Die Frauen der
Stolz
hatten instinktiv gewußt, auf welche Seite wer gehen mußte, wer was zu tun hatte, wem sich die beste Gelegenheit bot, wem Deckung zu geben. Das hatten sie alles schon durchexerziert. Sie hatten die falschen Schritte hinterher analysiert, manchmal auch dafür bezahlt.
Aber Tante Py war nicht hier. Selbst mit Hilfe des Computers konnte es Wochen dauern, die Post nach einem Hinweis auf das, was vor sich ging, durchzusehen. Wahrscheinlich würden Leute, die echte Informationen besaßen, ihre wichtigen Botschaften sowieso nicht mit den irren Kommunikationen zusammenwerfen, die die Stationen in der allgemeinen Post sammelten, es sei denn, ein Code machte die Computer der
Stolz
auf sie aufmerksam. Hilfy wußte jedoch nicht, welche Schlüsselwörter sie eingeben sollte. Inzwischen war es ihr Schiff, ihre Crew. Es war ihre Verantwortung, sie lebend durchzubekommen, und dazu gehörte auch, daß sie ihnen sagte, wann sie das Gesetz brechen, wann sie den Frieden, die Waffenstillstandsverträge und die Regeln zivilisierten Verhaltens vergewaltigen mußten.
An ihr war es, zu entscheiden, welchen Kurs sie bei einem Kif einschlagen sollten, der es gelungen war, seine Klauen in eine Person auf ihrem Schiff zu schlagen
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