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Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat

Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat

Titel: Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sei Dank, daß noch kein scharfer Stationsrechtsanwalt vorgebracht hatte, sie hätten gewußt, daß Gefahr bestand – denn sonst wären sie ja nicht bewaffnet auf das Dock hinausgegangen.
    Es sprach zu ihren Gunsten, daß sie die Station wenigstens informiert hatten, sie seien belästigt worden. Es sprach zu ihren Gunsten, daß sie Pyanfar Chanurs Verwandte waren und einen speziellen und sehr triftigen Grund hatten, sich Sorgen zu machen. Was die Persönlichkeit von Kshshti unbesehen glauben würde,
falls
die Persönlichkeit kein Freund von Anakehnandians Persönlichkeit war, was allerdings noch nicht feststand. Ana-kehnandians freundschaftlicher Umgang mit der Polizei hatte Hilfy gar nicht gefallen.
    Und das Gefühl in ihrem Magen gefiel ihr auch nicht.
    Solange sie sich auf der Brücke aufhielt, war es gut. Es gab zuviel zu tun, als daß die Gedanken in die alten Bahnen hineinrutschen konnten. Da gab es nur die antrainierten Reflexe und einen Eimer voll Wasser auf jedes Feuer, das ausbrach… Dankenswerterweise loderten nur wenige Feuer auf, aber eine ehemalige Crewfrau der
Stolz
überlegte sofort, wo die übrigen heimlich glosen mochten.
    Aber wenn sie ihre Kabine aufsuchte, um das Blut und den Schweiß und den Ammoniak-Gestank aus ihrer Erinnerung fortzuwaschen, wenn der Dampf der Dusche sie umwallte und kein anderes Geräusch zu hören war als das Zischen, mit dem das Wasser aus den Düsen drang, dann kamen die Gedanken zurück, dann wanderte ihr Geist durch die Zeit und konnte das Damals nicht mehr vom Jetzt unterscheiden – nur daß die Dusche moderner war und daß sie die Verantwortung trug. Sie allein.
    Dazu hatte sie eine Crew, die zugegebenermaßen nur einen einzigen Fehler weniger als der Heckenschütze gemacht hatte, als er eine lautlose und unsichtbare Waffe für ein sich bewegendes Ziel wählte. Er konnte weder besonders gut unterrichtet sein noch genau geplant haben.
    Und das machte ihr Sorgen, das nagte an ihr, weil man daraus kernen anderen Schluß auf den Schützen ziehen konnte als den, er müsse ein zufällig des Weges gekommener Irrer sein.
    Was die Kif beinahe ausschloß. Die Kif schliefen mit ihren Waffen. Unter sich lebten und starben die Kif mit ihren Waffen. Und ein Fehler wie dieser war nicht der Stil eines Vikktakkht an Nikkatu, falls er nicht befohlen hatte danebenzuschießen.
    Es war aber auch nicht der Stil eines mahen Jagdschiff-Kapitäns in einem mahen Hafen mit allen möglichen Hilfsquellen.
    Ganz bestimmt waren es nicht die Stsho gewesen, es sei denn, ein Stsho hatte eine andere Spezies für die Tat angeheuert. Die Stsho waren keine feinen Kenner der Gewalt. Sie waren nicht imstande, die Kompetenz oder die Ehrlichkeit der Wachen, die sie besoldeten, zu beurteilen. Sie bezahlten sie einfach so gut, daß die meisten ihren Job nicht aufs Spiel setzen würden.
    Ebenso verhalten hatte sich eine dumme Hani, die eine Fracht voller Stsho-Probleme übernommen hatte, weil die Bezahlung zu gut gewesen war, um den Auftrag abzulehnen.
    Jetzt gab es für sie kein Zurück mehr. Das war eine Tatsache.
    Und als auf den Docks da draußen die Schüsse fielen, hatten sie Fehler gemacht, die sie heute nacht nicht schlafen lassen würden, die sich hinter ihren Augenlidern abzuspielen drohten, die nur auf einen müßigen Augenblick lauerten, auf die Dunkelheit, die Stille. Sie und ihre Crew hätten es verdient gehabt, da draußen das Leben zu verlieren. Jedesmal, wenn sie das Geschehen im Geist abrollen ließ, fand sie einen neuen Fehler – Fehler der anderen, eigene Fehler, Schicht auf Schicht von falschen Entscheidungen, angefangen von Kleinigkeiten bis dazu, daß sie zu Fuß gegangen waren, statt ein Taxi zu nehmen.
    Hilfy ließ das Trocknen aus, ging feucht hinaus und setzte sich auf die Bettkante. Sie starrte den Schrank an, in dem ein Kasten stand, und in dem Kasten lag ein zerfledderter Ausdruck, von dem niemand wußte, daß sie ihn hatte. Als Pyanfar ihr befahl, auf den Planeten zurückzukehren, war sie wahrscheinlich gar nicht auf die Idee gekommen, sie könne die Ops-Datei in ihrem Besitz haben. Zumindest hatte die Bitterkeit zwischen ihnen noch nicht ein solches Ausmaß erreicht, daß Pyanfar auch nur gefragt hatte, ob sie außer dem offiziell zurückgegebenen Ausdruck noch einen habe.
    Sie hatte ihn mitgenommen, um daraus zu lernen, um ihn zu verstehen, und vielleicht hatte sie zu jener Zeit darin auch ein Stück von Pyanfar gesehen, das sie analysieren und über das sie nachdenken konnte.

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