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Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat

Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat

Titel: Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Denn kein anderer Hinweis hatte sie weitergebracht. Sie nahm immer noch hin und wieder Zuflucht zu diesem Ausdruck, wenn Kapitänin Hilfy Chanur sich fragte:
    Was hatte Pyanfar an irgendeinem Punkt getan und nach welchen Regeln hatte sie sich gerichtet, welche Politik hatte sie in gewissen Häfen und bei obskuren Angelegenheiten verfolgt? Es war ein Kompendium der Erfahrungen, die Pyanfar über viele Jahre hinweg gesammelt hatte – manches hatte sie niedergeschrieben, nachdem sie um Haaresbreite davongekommen war.
    Manches bestand nur aus Vorschriften, die der universellen Vernunft entsprachen. Einige harmlose Passagen hatte Hilfy sich ausgeborgt, um die Lücken in den freieren, lockereren Regeln der
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zu schließen, in denen nicht viel von Feuerwaffen oder Beschüß durch Heckenschützen die Rede war. Große Teile dieses Handbuchs widersprachen ihren eigenen Vorgehensweisen, weil sie Pyanfars nach Perfektion strebenden Überzeugungen entstammten, und andere Teile ließen sich in dem Frieden, den Pyanfar geschaffen hatte, einfach nicht anwenden.
    Aus dem einen oder anderen wichtigen Grund erwähnten die geschriebenen Regeln der
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jedoch vieles nicht, oder sie erfaßten die Situation nicht richtig. Denn irgendwo am Grunde ihres Grolls war Hilfy trotz allem das Oberhaupt des Chanur-Clans, und die Operationen der
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so geheim sie waren und so potentiell gefährlich sie waren, erfolgten immer noch nach diesem Handbuch. Dinge, die sie über die Dauerbefehle der
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wußte, die Politik und die Absichten und die Vorurteile und die wahrscheinlichen Entscheidungen in einem Notfall – das alles stand in diesem Buch, und dazu gehörte auch das Verbot, über die Existenz des Buches zu sprechen. Man nahm keinen Ausdruck von der
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mit, und man diskutierte an keinem anderen Ort als an Bord der
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über diese Richtlinien, denn es gab Gruppen und Individuen, die morden würden, um zu erfahren, was darin stand.
    Aber Hilfy hatte nicht die Zeit, alles neu zu erfinden. Sie hatte nicht die Zeit, ein System, das nicht funktionierte, abzuwandeln. Es hätte sie da draußen beinahe Leben gekostet, daß sie die Sicherheitsvorschriften der
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eingehalten und den anderen nichts von dem Buch erzählt hatte. Sie waren Händlerinnen der Friedenszeit. Die Crew war nicht mit dieser verschwiegenen Wachsamkeit angetreten, die die Crew der
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auszeichnete. Tiar war keine Haral Araun, sie war eine gutmütige Raumfahrerin mit den scharfen Instinkten einer Pilotin, wenn es ums Überleben ging, und einem praktischen Sinn, was den Informationsfluß betraf. Tarras war eine schlaue Händlerin, und bei den Simulationen mit den Waffensystemen erzielte sie die höchsten Punktzahlen – Tarras hatte Stunden mit den Simulatoren verbracht, aber das hieß nicht, daß die
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jemals eine ihrer Raketen gestartet oder eine Waffe abgefeuert oder mehr als eine Übung abgehalten hätte. Die Kapitänin hatte es getan.
    Das war die götterverdammte Wahrheit. Und Rheans Crew war mit Seitenwaffen umgegangen und hatte Übungen durchgeführt und sich in der Schlacht vor dem Frieden ausgezeichnet. Deshalb war es nicht etwa so, daß Tarras noch nie in ihrem Leben eine Rakete abgeschossen hätte, und es war nicht etwa so, daß Tiar und Chinin noch nie Koordinationen hätten durchlaufen lassen oder noch nie unter schwerem Beschüß Reserve-Pilotinnen gewesen wären… Aber zu viele Schiffe waren wegen Fehlern, die die
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nicht gemacht hatte, bei Anuurn und Gaohn gestorben.
    Wegen DER REGELN . Bei den Göttern, wegen der Art, wie Pyanfar Chanur an die Dinge heranging, was
nicht
der Art entsprach, wie jedes andere Hani-Schiff seine Geschäfte führte.
    Hilfy wagte es nicht, DIE REGELN an ihre Friedenszeit-Crew weiterzugeben. Es durfte nicht geschehen, daß die Frauen darüber redeten, wenn sie zu Hause waren, oder sich darüber in einer Stationsbar beschwerten.
    Und vielleicht wollte sie in einem entlegenen Teil ihres Gehirns auch nicht länger in diesen Begriffen denken. Der Pakt hatte sich verändert, der Frieden war ausgebrochen – die Hani wollten sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten widmen und ihre Termine selbst bestimmen und sich keine Sorgen über Kriege machen und sich nicht mehr beeilen, als es notwendig war. Die Crew war in Ordnung, sie kamen miteinander aus, sie paßten sich nach ein paar gemeinsamen Jahren immer noch zwecks einer guten Zusammenarbeit an. Manchmal ging etwas schief, und sie stritten sich, aber es gab keine

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