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Chaos über Diamantia

Chaos über Diamantia

Titel: Chaos über Diamantia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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machten ihm Platz und wurden nun auf einer Seite in nähere Nachbarschaft gedrängt.
    Der Mann mit dem Rollstuhl war vielleicht Ende Dreißig, hatte ein ziemlich feingeschnittenes, intelligentes Gesicht und schien ein Arzt zu sein. Es ging eine überlegene Selbstsicherheit von ihm aus, die die beiden anderen vermissen ließen Als die Tür sich wieder geschlossen hatte und der Aufzug tiefer sank, nickte der Mann den beiden Pflegern zu und sagte mit ebenso leiser wie fester Stimme: »Wir können anfangen.«
    Die Worte hatten den unheilvollen Klang eines Signals. Sofort wandten die beiden Pfleger sich Morton zu; und weil es drei gegen einen war, sagte Morton schnell: »Ich ergebe mich.«
    Der Arzttyp zog eine Injektionsspritze aus der Manteltasche und schraubte die Nadel auf, während er fast beiläufig sagte: »Setzen Sie sich in den Rollstuhl, Sir, und akzeptieren Sie diese Medizin ohne Widerstand.«
    War es Mord? Morton zweifelte daran. Es gab keine Notwendigkeit für diese Leute, ihn zu töten, und die drei im Aufzug zeigten keinerlei Gemütsbewegung. Das war es also nicht.
    Morton setzte sich wortlos in den Rollstuhl, schob seinen Ärmel zurück und sah zu, wie der Arzt die Haut sterilisierte, die Nadel hineinstieß und ihm das Zeug (was immer es war) einspritzte.
    Nach getaner Arbeit richtete sich der Arzt auf und sagte: »Sir, Ihre erste Reaktion auf die Injektion wird eine vorübergehende Lähmung der Muskulatur einschließlich des Sprechapparats sein. Sehr bald werden Sie dann einschlafen und ungefähr acht Stunden ohne Bewußtsein bleiben. Anschließend wird jemand Ihnen einige Fragen stellen. Ich empfehle dringend, sie korrekt zu beantworten.«
    Es war alles ziemlich lächerlich, aber tödlich. Morton konnte daraus schließen, daß seine Telefongespräche abgehört worden waren. Also hatte er in Wahrheit keine Chance gehabt. Nichtsdestoweniger verfluchte er sich, daß er den Aufzug und nicht die Treppe genommen hatte. In seiner Zuversicht hatte er die alte konspirative Regel mißachtet, nach Möglichkeit immer das Unerwartete zu tun.
    Der Aufzug hielt. Die Tür glitt zurück. Seine Fänger schoben den Rollstuhl durch den Korridor in einen Seitengang, der zur Unfallstation führte. Als sie den dortigen Ausgang passierten, der vom Krankenhauspersonal kontrolliert wurde, begannen die Männer laut miteinander zu sprechen und behandelten die Situation, als ob es um die Entlassung eines Patienten ginge. Der Arzt gab den Pflegern Instruktionen für die Verladung und den Rücktransport des Rollstuhls, und dann sagte er, als wäre ihm ein neuer Gedanke gekommen› »Warten Sie, ich gehe lieber selbst mit zum Wagen.«
    Was er tat. Dann waren sie auf dem Sonderparkplatz der Unfallstation. Die zwei kräftigen Männer hoben den Rollstuhl mit Morton durch die Hecktür eines Kombiwagens. Einer kletterte neben ihm ins Wageninnere, der andere setzte sich ans Steuer. Der »Arzt« – vielleicht war er tatsächlich einer – winkte ihnen zum Abschied zu, die Männer winkten zurück, und dann rollte der Wagen aus der Zufahrt und bog in eine schmale Straße ein.
    Sekunden später fuhren sie auf vertracktem Kurs durch winkelige Nebenstraßen Neu Neapels. Und das war die letzte Wahrnehmung, an die Morton sich später erinnerte, denn an dieser Stelle versank er zum zweitenmal in weniger als vierundzwanzig Stunden in tiefe Bewußtlosigkeit.

 
8.
     
    Der Wagen erreichte eine breite Ausfallstraße und fädelte sich in den rasenden Verkehr ein. Die zwei Diamantier summten zufrieden, als sie mit ihrem Gefangenen dahinbrausten.
    »Isolina wird sich freuen«, sagte der Fahrer und blickte über die Schulter zu seinem Gefährten zurück. Dabei vertraute er den Wagen und die Sicherheit seiner Insassen für einige Sekunden seinem Schutzengel an, der anscheinend auch in die andere Richtung blickte. Denn als der Mann wieder nach vom sah, hatte er die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: sofortigem Tod, wenn er geradeaus fuhr, oder dem Überwechseln auf die benachbarte Fahrspur. Dort war eine Lücke, die jeder andere auf zwei Meter geschätzt hätte, doch er sah sie offenbar als acht Meter, und mit dieser in seinem Hirn fixierten Überzeugung schwenkte er den Wagen in voller Fahrt hinein. Hinter ihm kreischten auf einen halben Kilometer Länge die Bremsen und Reifen; und dann hatte er wie durch Magie den Raum, den Gott ihm zugebilligt hatte.
    Es war Morgen, und der Himmel war stahlblau, die Luft bereits warm. Der Fahrer zündete sich eine

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