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Chaosprinz Band 1

Chaosprinz Band 1

Titel: Chaosprinz Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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schön… irgendwie.
    Ich starre unsere Hände an und höre seine Frage kaum.
    »Wie bitte, was hast du gesagt?«
    »Ich wollte wissen, wie alt du geworden bist.«
    »Achtzehn.«
    »Wirklich? Wow, wie die Zeit vergeht… ich muss immer noch daran denken, wie du als Zehnjähriger nachts in eurem Garten gestanden und nach Eulen Ausschau gehalten hast. Worauf hast du noch mal gewartet? Ach ja, du wolltest Post von dieser Harry-Potter-Schule bekommen, stimmt's?«
    Er lacht und lässt meine Hand los, um mir mit einer schnellen Bewegung durch mein dunkelbraunes Haar zu wuscheln. Die Berührung verursacht eine kribbelige Gänsehaut, seine Worte hingegen rutschen durch meine Ohren direkt in den Magen, wo sie als runde, schwere Steine liegen blieben.
    Ich versuche es mit einem schiefen Lächeln. »Ja, ich hab mir damals gewünscht, auf diese Zauberschule zu gehen, aber wie du schon gesagt hast, seitdem ist sehr viel Zeit vergangen und jetzt bin ich erwachsen!«
    Der Trotz in meiner Stimme ist nicht zu überhören. Und als ich das spöttische Lächeln in seinem Blick bemerke, mit dem Erwachsene gerne kleine Kinder betrachten, die von ihren Plänen, die Welt zu erobern, berichten, recke ich ein wenig beleidigt mein Kinn in die Höhe.
    Kim sieht mich sofort entschuldigend an und wiederholt die Berührung von vorhin: Er streicht mir kurz durchs Haar.
    »Ja, ich weiß, Tobi. Sorry. Aber in meinen Augen wirst du einfach immer der kleine Junge bleiben, der nachts in Gärten auf Zauberpost wartet.«
    Wow, das hat gesessen. Ich habe das Gefühl, als ob er mir gerade eine Faust in den Bauch gerammt hätte. Trotzdem nicke ich hastig und gehe dann ein paar Schritte vom Zaun zurück.
    »Ja, klar… So, ich muss dann auch mal wieder reingehen, bin ja schließlich der Ehrengast… Also… ähm, man sieht sich… Tschau!« Ich hebe die Hand zum Gruß und drehe mich schnell um. Hinter mir kann ich seine Stimme hören. Er klingt etwas verblüfft, wünscht mir noch einen schönen Tag und sagt, ich soll meine Mutter von ihm grüßen.
    Ich habe keine Lust, wieder zu den anderen zu gehen. Schnell durchquere ich den Flur und renne die Treppe nach oben in den ersten Stock. Aus dem Wohnzimmer ertönt Gesang. Laut und wenig melodisch. Offensichtlich haben Oma und Ma aufgehört, zu streiten, und sich stattdessen auf eine Runde Karaoke geeinigt.
    » … I'm still standing, better than I ever did. Looking like a true surviver, feeling like a little kid… «, brüllt Kalle gerade in das Mikrofon und seine Stimme hallt in Stereo durchs ganze Haus.
    Ich schließe meine Zimmertür hinter mir und lasse mich aufs Bett fallen. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, wandert mein Blick zur Decke und bleibt wie immer an dem doofen Snoopy -Aufkleber hängen.
    Ich seufze leise. Kims Aussage, in mir immer noch den kleinen Jungen von nebenan zu sehen, hat mich mehr getroffen, als ich selbst erwartet hätte. In gewisser Weise habe ich wohl schon immer gewusst, dass ich mich nicht für Mädchen interessiere. Ich bin schwul und mache auch keinen Hehl daraus.
    Als ich fünf Jahre alt war, verliebte ich mich zum ersten Mal. Sein Name war Moritz. Er konnte sehr schnell laufen und war geschickt, wenn es darum ging, Frösche zu fangen und unserer Erzieherin, Tante Ursula, in die Frühstücksbox zu stecken.
    Ich bewunderte ihn und hatte ihn furchtbar gern. Eines Tages verteidigte er mich und meine heißgeliebte, sonnengelbe Plastikschaufel vor den gemeinen Attacken eines anderen Jungen. Die Prügelei im Sandkasten hatte Konsequenzen. Moritz wurde ausgeschimpft und musste den gesamten Nachmittag allein in der Bastelecke sitzen.
    Er ertrug seine Strafe stumm und trotzig. Für mich war er ein Held. Ich schlich mich zu ihm, setzte mich eng neben ihn und strahlte ihn an.
    »Ich hab dich lieb, Moritz!«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, beugte ich mich zu ihm rüber und küsste seine Wange. Moritz sprang erschrocken auf und wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht.
    Unter lauten Ih - und Bäh -Rufen rannte er in den Garten, wo er den Erzieherinnen und den anderen Kindern sofort erzählen musste, was ich Ekliges gemacht hatte.
    Als Ma mich an diesem Tag vom Kindergarten abholte, wurde sie von Tante Ursula beiseite genommen und man legte ihr nahe, doch mal mit mir über dieses Thema zu sprechen. Ein Junge dürfte nun mal keinen anderen Jungen küssen, dass müsste sie mir erklären. Ma war entsetzt, nicht über das, was ich getan hatte, sondern über die Reaktion der

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