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Chaosprinz Band 1

Chaosprinz Band 1

Titel: Chaosprinz Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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Erzieherin.
    Am Abend sprachen wir tatsächlich über dieses Thema, doch bestimmt nicht so, wie Tante Ursula sich das erhofft hatte. Zärtlich strich Ma mir über das dunkle, lange Haar, das mir schon damals bis zu den Schultern reichte. Ich war sehr traurig, weil ich nicht verstand, was ich so schrecklich Böses getan hatte. Moritz hatte nicht mehr mit mir sprechen wollen. Ich weinte und erzählte Ma, dass ich Moritz lieb hätte und ihn später heiraten wollte. Ma erklärte mir, dass es Menschen gibt, die einen nicht akzeptieren, wenn man anders als sie ist.
    »Manche Leute haben einfach nur Angst vor Dingen, die sie nicht verstehen, vor Gefühlen, die sie nicht begreifen… Tobi, es ist nicht wichtig wen du liebst, wichtig ist nur, dass du liebst, dass du fühlst, dass du glücklich bist… vergiss das nie!«
    Das habe ich nicht. Niemals.
    Als ich dreizehn war und alle Jungs aus meiner Klasse über Brüste und Miniröcke tratschten, merkte ich recht schnell, dass ich zu diesem Thema wenig zu sagen hatte. Ich verbrachte meine Nachmittage lieber mit meiner besten Freundin Tina auf der Tribüne des Sportplatzes und beobachtete die Jugendmannschaft des örtlichen Fußballvereins beim Training.
    Kim war Kapitän dieser Mannschaft und der Star schlechthin. Nicht nur auf dem Fußballplatz, nein auch in den Gängen des Schulgebäudes gehörte ihm ständig die allgemeine Aufmerksamkeit. Er war vier Jahre älter als ich, hatte immer gute Noten und seit geraumer Zeit eine feste Freundin, mit der er manchmal knutschend auf dem Schulhof stand.
    Ich bewunderte ihn sehr. Erst dachte ich noch, das hätte etwas mit seinem sportlichen Talent zu tun oder mit seinem ausgeprägten Beliebtheitsgrad, aber als er plötzlich in meinen Träumen auftauchte, meist verschwitzt und nur spärlich bekleidet, wurde mir langsam klar, dass vielleicht noch etwas anderes hinter meiner kleinen Schwärmerei stecken könnte. Als er mich eines Nachts in einem meiner Träume zärtlich küsste und ich mit einer feuchten Schlafanzughose und einem wohligen Gefühl im Bauch aufwachte, war ich mir sicher. Ich hatte mich in einen Jungen verliebt.
    In meinem Umfeld reagierte niemand besonders überrascht. Als ich Oma und Ma erzählte, dass ich schwul bin, sahen sie mich an, als hätte ich ihnen gerade eröffnet, dass Wasser nass ist.
    Ich wünschte, die Suche nach einem festen Freund würde sich genauso leicht und problemlos gestalten wie mein Outing. Ich bin eine achtzehnjährige, schwule Jungfrau.
    Ich weiß ja, dass ich nicht hässlich bin. Tina, Ma und ihre Freundinnen haben mir das oft genug bestätigt. Mein dunkelbraunes Haar trage ich lang, mit einem Seitenscheitel, modern und doch unkompliziert. Obwohl ich ein Sportmuffel bin, habe ich eine recht sportliche Figur.
    »Gute Gene«, sagt Ma immer und erwartet dann, dass ich mich überschwänglich bei ihr bedanke.
    Weniger dankbar bin ich für meine Größe. 1,68 m sind einfach viel zu klein.
    »Hör auf, dich ständig über deine Größe zu beschweren«, meint Tina. »Kein Typ wird darauf achten, wie groß oder klein du bist, wenn er dir in die Augen schaut!«
    Meine Augen… Sie sind groß und dunkelbraun. Süßer Welpenblick, so unschuldig und niedlich naiv! Das sind in etwa die Worte, die ich diesbezüglich am häufigsten höre. Ich persönlich finde sie viel zu langweilig und irgendwie kindlich. Hundeblick hin oder her, meinem Liebesleben haben meine Augen bisher noch nicht helfen können.
    Ich glaub, ich bin einfach etwas schüchtern. Es fällt mir nicht leicht, irgendwelche Typen kennenzulernen. Und ich muss zugeben, was Flirten angeht, bin ich echt untalentiert.
    Ich starre immer noch an die Snoopy -beklebte Decke, als es an meine Tür klopft.
    »Ja, komm rein.«
    »Na, mein kleiner Träumer, woran denkst du?« Ma lächelt mich an.
    Sex, heiße Jungs, küssen… Kim…
    »Ach, nichts…«
    Ma lächelt immer noch und streckt eine Hand nach mir aus. »Komm, mein Schatz. Deine Gäste warten auf dich.«
    Ich stehe vom Bett auf, gehe zu ihr und lasse mich in eine zärtliche Umarmung ziehen. Es tut gut, festgehalten zu werden. Erst jetzt bemerke ich, wie sehr ich momentan diese Nähe brauche. Irgendwas ist im Begriff, sich zu verändern… irgendwas… und ich habe ein bisschen Angst…

3. Kapitel
    In dem Entscheidungen getroffen werden
    Wir sitzen alle um den großen Esstisch in unserer Küche. Ma, Oma, Kalle, Gordon, Inge, Vivienne, Armin und ich. Keiner sagt etwas. Das Schweigen dauert mittlerweile

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