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Chaosprinz Band 1

Chaosprinz Band 1

Titel: Chaosprinz Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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überreagiert? Er hätte mir schon nichts getan, oder? Aber ich habe ihm doch mehrmals gesagt, dass er mich in Ruhe lassen soll… Seufzend vergrabe ich mein Gesicht in den Händen. Ich will nach Hause!
    »Tobi? Alles klar? Komm, beruhig dich!« Manuel steht vor mir. Seine großen, warmen Hände liegen auf meinen Schultern und stützen mich ein wenig. Er ist nur einen halben Meter von mir entfernt und ich könnte mich sicher ganz leicht nach vorne in seine Arme fallen lassen, aber ich fürchte mich vor Marcs Reaktion, mehr noch als vor Dominik eben…
    »Na, jetzt mach mal kein Drama draus, Kleiner. Schließlich bist du ja nicht ganz unschuldig an der ganzen Situation.« Marc greift nach meinem linken Handgelenk, entreißt mich Manuels schützenden Armen und schleift mich aus dem dunklen Raum.
    Erst jetzt bemerke ich das leise Raunen, das durch den Darkroom geht. Fantastisch, ich habe wieder mal Alleinunterhalter gespielt. Ab jetzt bin ich in der gesamten Münchner Schwulenszene als der kleine Junge bekannt, der sich erst völlig geil von irgendwelchen Typen in den Darkroom schleppen lässt, um dann, wenn es zur Sache geht, hysterisch nach seiner Mama zu schreien.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuche ich, Marc zu folgen, ohne mich dabei auf die Fresse zu legen. Mir ist immer noch schwindelig, aber ich glaube nicht, dass ihn das momentan interessiert. Marc scheint den Weg im Schlaf zu kennen. Gekonnt schlängelt er sich durch die tanzende Masse, vorbei an der Bar und den Stehtischen.
    Ich überlege einige Sekunden, ob ich ihn darauf aufmerksam machen sollte, dass mein Jackett immer noch irgendwo hier herumliegen müsste und ich es eigentlich wiederhaben will… Nicht weil ich mit diesem Kleidungsstück so besonders schöne Erinnerungen verknüpfe, sondern eher, damit Martha sich nicht über mich ärgern muss. Martha! Sie wird sich bestimmt Sorgen machen… Mist verdammter, Mist, Mist, Mist!
    »Marc, wartet draußen auf uns! Ich hole schnell die anderen.« Manu verschwindet in der Menge.
    Nein, lass mich nicht mit Dr. Ober-Streng-Und-Fies alleine! Der Perlenvorhang fällt mir ins Gesicht. Hektisch befreie ich mich aus dem Kettengewirr. Marc nimmt darauf keine Rücksicht und zieht nur etwas bestimmter an meinem Arm.
    »Aua, du tust mir weh!«
    »Ach, sag bloß!«
    Hinter der Theke im Eingangsbereich steht immer noch der Typ mit dem auffälligen Zungenpiercing. Er grinst uns überrascht an, als wir an ihm vorbeistürmen.
    »Wow, hey, Marc, nicht schlecht! Ich versprech dir, ich werd Manu nichts verraten.«
    Marc schnaubt verächtlich. »Von wegen.«
    Der Piercingtyp lacht laut und winkt uns übertrieben freundlich hinterher, als wir die Treppe zur Straße hinaufsprinten.
    Marc stößt die rote Stahltür auf und lässt endlich mein Handgelenk los. Das gibt ganz sicher blaue Flecken. Wir stehen völlig außer Atem nebeneinander und brauchen beide etwas Zeit, um unsere Lungen mit frischem Sauerstoff zu versorgen. Nach der Hitze und den Gerüchen des dunkeln Clubs tut die kühle Nachtluft unwahrscheinlich gut. Ich atme einmal tief ein. Tatsächlich habe ich das Gefühl, als würde sich der Nebel in meinem Kopf etwas lichten. Und endlich ist auch dieses beschissene Schwindelgefühl verschwunden.
    »Besser?« Ich fahre erschrocken zusammen. Mann, jetzt hätte ich Marc beinahe vergessen. Er steht immer noch neben mir und beobachtet mich von der Seite. Seine dunklen Augen hinter der Hornbrille blicken streng und tadelnd. Ich habe das Gefühl, ein fünfjähriger Junge zu sein, der gerade seinem kleinen Bruder mit Papas Rasierapparat den Kopf kahl geschoren hat, und nun steht die Mama vor ihm, um zu schimpfen…
    »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?« Na bitte, wer sagt's denn. Betroffen senke ich den Kopf und zeige somit Reue.
    »Du bist noch viel zu jung, um in solche Clubs zu gehen… und dann auch noch alleine! Müsstest du nicht eigentlich zu Hause sein? Und wie kommst du auf die Idee, mit irgendwelchen Typen in den Darkroom zu gehen? Machst du das immer so?«
    Ich seufze und streiche mir die langen Haare aus dem Gesicht. »Nein, normalerweise mache ich so was nicht…«, flüstere ich leise und etwas peinlich berührt, weil ich nicht weiß, wie ich mit dieser Standpauke umgehen soll. Ich meine, auf der einen Seite bin ich schon irgendwie erleichtert, dass Manu und Marc aufgetaucht sind, aber auf der anderen Seite ist mir die ganze Situation einfach nur peinlich.
    »Warst du zum ersten Mal in einer Schwulendisco?«

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