Chaosprinz Band 1
zerknittert, mit Hängearsch und Halbglatze – und immer noch jungfräulich. Nee, so lange will ich nicht warten. Noch ist mein Hintern knackig, noch bin ich jung!
Ich weiß nicht, wo der Adrenalinschub so plötzlich herkommt, und ich habe auch gar keine Zeit, lange darüber nachzudenken: Entschlossen verlasse mein Versteck und bahne mir zielsicher einen Weg durch die schwitzenden Körper in Richtung Bar.
Der Club ist ziemlich voll. Nicht nur auf der Tanzfläche drängen sich die Männer dicht an dicht, auch an der Theke stehen sie eng beieinander, reden, lachen, trinken. Ich drücke mich einfach dazwischen und schreie dem Barkeeper zu, dass ich gerne eine Wodka-Cola hätte. Ich gebe ihm das Geld und nehme das kalte Getränk entgegen. Ich leere das Glas fast in einem Zug. Ich spüre, wie ich innerlich etwas abkühle, schmecke den Alkohol auf der Zunge und weiß genau, ich sollte langsamer machen.
»Noch mal dasselbe«, brülle ich dem Typen hinter der Theke entgegen. Er mustert mich kurz, grinst dann und gießt etwas Wodka in ein Glas.
»Bist du von deiner Konfirmation weggerannt, oder was?« Er deutet spöttisch auf mein Jackett. Ich knalle ihm das Geld auf den Tresen, schnappe mir mein Glas, verdrehe genervt die Augen und lasse den Typen einfach stehen.
»Hey, Süßer, nicht böse sein, war nur 'n Witz«, ruft er mir hinterher und fast könnte man glauben, er würde es ehrlich meinen.
Nun, ich muss zugeben, ich sehe wirklich aus, als würde ich gerade von irgendeinem Familienfest kommen – was im Grunde auch der Wahrheit entspricht. Eilig streife ich mir das Jackett ab und schmeiße es achtlos über ein Treppengeländer. Sollte ich es später nicht mehr wiederfinden, wäre das auch kein Drama. Mit einem weiteren Schluck Wodka-Cola gehe ich langsam in Richtung Tanzfläche.
Ich bin kein besonders guter Tänzer. Wenn ich auf der Tanzfläche stehe, erinnert das immer an John Travolta in Pulp Fiction … Ich kann mich einfach nicht sexy und rhythmisch bewegen. Doch heute Abend ist mir sogar das egal… Noch zweimal setze ich das Glas an meine Lippen, dann ist es auch schon wieder leer und ich lasse es auf einem der zahlreichen Stehtische zurück.
Alles ist so unwirklich, völlig surreal und ich fühl mich schwindelig gut… Vielleicht setzt auch schon die Wirkung des Alkohols ein. Ich tanze. Erst vorsichtig, dann immer gelöster… ganz für mich allein… und es ist schön.
Kein Vater, der mich am liebsten wieder loswerden würde, keine Ma, die nicht einmal ernsthaft gefragt hat, wie es mir geht, keine Bettina, die sich nicht hinter die perfekte Fassade blicken lässt, keine grausamen Pohlmanns und ihr blöder Schellfisch, keine Lügen, kein Alex... Nur ich. Ich und hundert schöne Männerkörper im Rausch der Musik.
Als die letzten Takte des Songs erklingen, leuchtet ein gelber, greller Laserstrahl auf und erhellt den Raum. Zwei Augen treffen meine. Ich schaue schnell weg. Dreh mich ein bisschen. Dann spüre ich Hände auf meinen Hüften. Große Hände. Hinter mir bewegt sich jemand im selben Rhythmus wie ich. Sofort schießt mir das Blut in die Wangen.
Mein erster Reflex ist, die Hände von mir zu stoßen und schnell die Flucht zu ergreifen, doch ich tu es nicht. Ich tanze einfach weiter, der Typ hinter mir genauso. Ich kann doch nicht ewig einen auf keusche Klosterschülerin machen. Es ist Zeit für ein bisschen Spaß…
Trotzdem kann ich ein Zittern nicht verbergen, als die Hände langsam nach vorne wandern und sich auf meinen Bauch legen. Sie berühren die Schnalle meines Gürtels. Ich spüre den fremden Körper eng an meiner Rückseite, er drückt sich von hinten an mich. Seine Brust an meinem Rücken, sein Schritt an meinem Po. Ich zittere, kann mich nicht mehr auf die Musik konzentrieren.
»Wo hast du denn dein Konfirmandenjäckchen gelassen?«, flüstert mir eine Stimme ins Ohr.
Der Barkeeper! Ich drehe den Kopf und schaue in zwei schöne, blaue Augen. Er grinst mich frech an. Und ich erwidere sein Lächeln. Er ist sehr attraktiv. Älter als ich, vielleicht Mitte zwanzig, hat kurze, blonde Haare und einen durchtrainierten Körper. Wirklich sehr attraktiv. Seine Hände streicheln über meinen Bauch, halten mich fest.
»Hab ich weggeworfen… mir war warm.« Ich schaue ihm von unten in die Augen und bin überrascht, wie wenig furchteinflößend die ganze Situation auf einmal ist. Er ist unglaublich anziehend und scheint sich wirklich für mich zu interessieren…
»Na, wenn das so ist…« Er
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