Chaplins Katze, Clintons Kater
wünscht. Zunächst fangt er wieder zu weinen an – weil dieses goldige Kätzchen nicht seine Jennie ist.
Aber dann merkt er, dass dieses Kätzchen weich und sanft ist.
Und wunderschön. Es krabbelt Peter gleich auf den Bauch, schmiegt den Kopf unter sein Kinn und beginnt so laut zu schnurren, dass das ganze Bett zu beben scheint, »wie das im Lauf der Zeit noch viele andere Katzen tun sollten, als ob sie Peter sofort als einen der Ihrigen erkannten«.
In den letzten Zeilen des Buches lächelt Peter dann endlich wieder: »Ach, Mammie, ist sie nicht süß? Sieh doch nur, wie zärtlich sie ist! Ich glaube, ich werde sie ›Pünktchen‹ nennen, weil sie diesen komischen kleinen Fleck unter der Nase hat.
Und darf sie bitte bei mir schlafen?«
Gallico ist ein meisterlicher Geschichtenerzähler. Wenn er Abenteuer und Gefühle kombiniert, läuft er zwar manchmal Gefahr, in die sentimentale Richtung einzuschwenken, aber der gewiefte Sportjournalist weiß, wie man diesem Risiko ausweicht – wie einem schnellen Schlag von Dempseys gefährlicher Pfote. Er hat sich einen wunderbaren Kunstgriff dafür ausgedacht: das Leben als Traum, durch die Augen einer unerfahrenen, jungen Katze gesehen. Gallico war als Schriftsteller so überaus erfolgreich, weil er es verstand, von der Kunst, vom Leben und von seinen vielen Katzen zu lernen.
Durch die Figur der Jennie kann nun dieses gesammelte Wissen an den (beinahe autobiografischen?) Peter weitergegeben werden. Und ein halbes Jahrhundert später an uns.
THEOPHILE GAUTIER (1811-1872), französischer Dichter, außerordentlich produktiver Romancier, Journalist, Maler, Kunstkritiker und Reiseschriftsteller. Baudelaire nannte ihn
»den vollkommensten Magier der französischen Literatur«.
Ursprünglich begeisterte sich Gautier für die Romantik des Victor Hugo, wandte sich dann aber später dem klassischen Griechenland und Goethe zu – und immer den Katzen.
Als junger Mann war er als Exzentriker bekannt und genoss seine Auftritte in »einer flammend roten Weste und mit Unmengen wallender Locken«. Als die französische Oper sich von der Klassik zur ungezügelten Romantik wandte, freute sich Gautier von ganzem Herzen, dass die brandneue ›La Sylphide‹ (1832) »von Gnomen, Undinen, Salamandern, Nixen, Nachtgespenstern, Peris wimmelte – und derlei mehr seltsamen und geheimnisvollen Völkchen«.
Gautier war für die »Kunst um der Kunst willen« – und für Katzen. Einige seiner Katzen trugen Namen wie: Enjolras, Eponine, Gavroche, Madame Théophile, Seraphita, Zizi, Zobeïde, Zuleika und Zulema. Eponine, einer seiner Lieblinge, pflegte Besucher zu Hause im Wartezimmer zu empfangen und dann wohlerzogen in den Salon zu geleiten, wo sie mit ihnen geduldig auf den Autor wartete.
Eines Tages kam der Komponist Massenet, der Gautier angefleht hatte, doch ein Opernlibretto für ihn zu schreiben, und folgte Eponine in den Salon. Als Gautier die Tür öffnete, fand er Eponine und den Komponisten in äußerst vertrautem Gespräch. Dieser Anblick erwärmte Gautiers Herz und verhalf Massenet zu seinem Libretto. Gautier begann sofort zu schreiben und vollendete rasch das Werk mit dem passenden Titel ›Le Préneur de Rats‹ [Der Rattenfänger]. Leider wurde das Werk niemals aufgeführt, schade eigentlich, denn Eponine und einige andere hätten es wirklich verdient, zur Belohnung bei der Premiere in der ersten Reihe zu sitzen!
Mindestens zwanzig Katzen sind im Hintergrund eines derben Karikaturporträts von Gautier zu sehen, das sein Freund F. T. Nadar gezeichnet hat. Und wo wir gerade über die vielen Talente in dieser Blütezeit Frankreichs sprechen: Nadar seinerseits war Schriftsteller, Erfinder, Medizinstudent und Ballonfahrer und er flog 1863 – etwa um die Zeit, als er Gautier porträtierte – in einem primitiven Flugzeug von Paris nach Hannover.
›Intime Menagerie‹ ist der Titel eines Werkes von Gautier, das sein lebhaftes Interesse am Leben der Tiere deutlich zeigt.
Gautier schrieb, es sei nicht leicht, sich die Freundschaft einer Katze zu erwerben, weil »die Katze ein philosophisches, methodisches, ruhiges Tier ist, das zäh an seinen Gewohnheiten festhält, Ordnung und Sauberkeit liebt und seine Freundschaft nicht leichtfertig vergibt«.
»Wenn man jedoch der Zuneigung einer Katze für würdig befunden wird«, fährt er fort, »ist eine Katze dein Freund, aber niemals dein Sklave. Sie behält ihren freien Willen, auch wenn sie dich liebt, und sie wird nichts für dich
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