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Chaplins Katze, Clintons Kater

Chaplins Katze, Clintons Kater

Titel: Chaplins Katze, Clintons Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Dudman
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tun, was sie für unvernünftig hält. Aber wenn sie sich dir einmal hingibt, dann mit absolutem Vertrauen und treuer Zuneigung.«
    An anderer Stelle bemerkte Gautier einmal: »Was ich schreibe, ist nichts für kleine Mädchen.« Seine
    Katzenkommentare scheinen jedoch eigentlich erzieherisch recht wertvoll zu sein, und seine beiden kleinen Mädchen haben sich – trotz Papas überkandidelter Lebensweise in jungen Jahren – prächtig entwickelt. So scheint es uns im Nachhinein heute. Jedenfalls würden sich selbst Eltern, die weit weniger gegen das ästhetische Establishment Sturm laufen als seinerzeit Gautier, heute stolz und glücklich preisen, solche Töchter zu haben.
    Die ältere Tochter Judith wurde 1850 geboren, als Gautier 39
    Jahre alt war. Sie studierte Chinesisch und beherrschte diese Sprache auch. Die Übersetzerin fernöstlicher Literatur galt selbst auch als »ausgezeichnete Schriftstellerin«, zu deren Werken Romane und Studien über das alte Persien zählen.
    Einige Jahre lang war sie mit Catulle Mendes verheiratet, von dem sie sich – wieder sehr modern – scheiden ließ. (Mendes –
    noch so ein Vielschreiber – veröffentlichte nicht weniger als 150 Bände mit Gedichten, Romanen und Theaterstücken.) Gautiers jüngere Tochter Estelle heiratete einen anderen französischen Schriftsteller, Emile Bererat, der ursprünglich Maler gewesen war. Es scheint unter den Kollegen kaum eine Generationenkluft, wohl aber sehr viel Respekt geherrscht zu haben. Bererat bearbeitete einen Roman seines
    Schwiegervaters für die Bühne und veröffentlichte nach dessen Tod eine zweibändige Würdigung seines Werkes. Hierin beschrieb er Gautiers unglaubliches Arbeitspensum, seine Freundschaften mit berühmten Künstlern, sein Heim und sein Familienleben, inklusive Madame Theophile, Zuleika und allen anderen.

    ERNEST HEMINGWAY (1899-1961), gefeierter, mit Preisen überhäufter Trendsetter unter den amerikanischen Schriftstellern, der besessen war von »männlichen«
    Aktivitäten: Boxen, Jagd, Angeln, Krieg, Suff, Frauen – und Katzen. Man schätzt die Anzahl der Vierbeiner des Katzennarren Hemingway auf 35 bis 40. Hier einige Namen: Alley Cat, Boise, Cuba, Mr Feather Puss, Pilar, Princess, Skunk, Whitehead.
    (Es gab übrigens auch einen
    Springerspaniel namens Blackie.)
    Hemingway war viermal verheiratet und hatte unzählige Geliebte. Man sagte ihm nach, er wechsle jedes Mal die Frau, wenn er ein neues Buch begann. Seine Enkelinnen Margaux und Muriel (deren Katze Misty Grey hieß) haben dafür gesorgt, dass der Familienname in aller Munde blieb.
    Hemingway unternahm weite Reisen, und wo immer er auch auftauchte, suchte er die Gesellschaft von Katzen. Nachdem man ihn im Ersten Weltkrieg wegen seiner Sehschwäche ausgemustert hatte, meldete er sich freiwillig als Krankenwagenfahrer beim Roten Kreuz. Er wurde an der italienischen Front verwundet und verbrachte danach einige Zeit in Paris, wo er sich mit Gertrude Stein (die mit einem Pudel zusammenlebte) und anderen Exil-Amerikanern anfreundete.
    Die Helden seiner Romane und Geschichten waren – im Gegensatz zu seinen Katzen – gewöhnlich Männer, »die sich ihrer Todesfurcht und der Leere ihres Lebens stellen.« Die verlorene, die »harte« Generation war sein Rohmaterial für Bestseller und brachte ihm sehr viel Geld. Das machte seine Schuldgefühle nur noch größer: Er ließ es sich gut gehen und hatte Swimmingpools, dabei hatte er eigentlich ein radikales, soziales Bewusstsein – und eine dicke Akte beim FBI. Als 1952 ›Der alte Mann und das Meer‹ veröffentlicht wurde, druckte die Zeitschrift ›Life‹ den Text eine Woche vor dem Erscheinungsdatum ab und verkaufte an einem einzigen Tag 5,3 Millionen Exemplare. Das tat aber dem Erfolg des Buches, der Übersetzungen oder des Films keinen Abbruch. In einem langen Artikel auf der ersten Seite des ›New York Times Book Review‹ schrieb der damalige Literaturpapst Robert Gorham Davis aus diesem Anlass:

    Hemingways Helden werden beinahe alle besiegt, sterben oder verlieren, was sie lieben, auch wenn die Geschichten auf den ersten Blick bloße körperliche Tapferkeit und Stärke zu besingen scheinen. Wichtig ist, nach welchem Kodex sie kämpfen, und dass sie das richtige Gefühl für das, wofür sie kämpfen, nicht verlieren.

    Eine spätere Kritikergeneration zerpflückte seine Texte noch weit mehr und beleuchtete die theatralisch zur Schau gestellte
    »Todessehnsucht« mithilfe seiner Biografie: »Sein

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