Charisma - wie Sie mit mehr Ausdruck Eindruck machen
Abstellkammer auf das wacklige Schränkchen stiegen. Klar haben wir so etwas gelegentlich gemacht und uns dann auch etwas getraut. Vielleicht sogar vor der ganzen Klasse.
Aber dann wurden wir zur Vernunft gerufen und haben das Schloss doch wieder für ein Märchen gehalten. Ganz tief innen drin aber, da haben wir uns eine geheime Kammer bewahrt. Dort haben wir unsere Hoffnung versteckt: Es ist doch wahr. In mir steckt noch viel mehr. Es gibt das Schloss doch. Und ich bin eine Prinzessin und später werde ich Königin! Jetzt ist später!
DIN-Norm und Charisma schließen sich aus.
Die soziale Falle
Nicht nur Eltern bauen Zäune – zu Ihrem Besten. Schule, Freunde, Sportverein: Überall gibt es Verhaltensnormen, Regeln, verborgene und offensichtliche Hierarchien. Wie sollen wir da unser Plätzchen finden? Am besten bloß nicht auffallen. Immer schön mitschwimmen und nichts riskieren.
Im Laufe der Jahre entwickeln wir Strategien, die uns dabei helfen, den Normen zu entsprechen und doch noch ein bisschen was vom Eigentlichen zu retten, das meistens keinen Namen hat und nichts Geringeres ist als: Ich. Eine häufige Strategie von Frauen ist, selbstlos zu sein. Stets hilfsbereit. Keine Ansprüche zu stellen. Lieb und nett und adrett. Das tut anderen nicht weh. Nur uns selbst. Gerade Frauen sind es gewöhnt, wegzustecken.
Selbstverständlich gibt es noch viele andere Strategien: Gleich ganz verschwinden. Sich tot stellen. Ich bin eigentlich gar nicht da, ich war nie da, ich werde nie da sein. Ich bin unsichtbar! Oder – weniger beliebt – Stacheln aufstellen.
Solche Strategien können lange funktionieren. Bei manchen sogar ein Leben lang. Anderen fällt plötzlich auf, wie unglücklich sie sind. Die kleine Wohnung platzt aus allen Nähten. Die Seele braucht Raum. Sie will sich ausbreiten, entfalten. Wieder andere drücken es weniger dramatisch aus: Mit den alten Strategien kann ich nichts Neues erreichen, bekomme ich nicht den Platz, den ich mir im Leben erobern will.
Eines Tages sind Sie vielleicht unzufrieden mit dem, was Sie haben. Also müssen Sie etwas anderes tun als bisher, um etwas Neues zu erreichen. Und so machen Sie sich auf, sich zu verändern – zuerst nur im Kleinen, später im Großen. »Aber Hilfe! Wenn ich mein Nest verlasse! Wenn ich aus mir herausgehe! Dann falle ich auf! Ich rage heraus! Ich werde gesehen!«
Ja. Genau das wollen wir erreichen. Bitte setzen Sie Ihren Fuß nun auf den roten Teppich, und genießen Sie Ihre ersten Schritte in Ihr neues Leben. Aber schreiten Sie über Ihren eigenen individuellen roten Teppich! Nicht über einen, den Ihnen die Werbung vorgaukelt – der kann nämlich nicht fliegen. Und nur wer seine eigenen Träume verwirklicht, hebt ab.
Die Medienfalle
Wer sind Sie, wenn Sie nicht die sind, die Sie sein sollen? Wer sagt Ihnen überhaupt, dass Sie so sein sollen oder auch anders? Sie sind erwachsen, und niemand hat Ihnen etwas vorzuschreiben. Sie sind für sich selbst erziehungsberechtigt. Wie viel Macht räumen Sie den Medien ein? Wie viel Gewicht geben Sie diesen fremden Stimmen, die Ihr Leben manipulieren wollen? Jeder braucht das neue Shampoo. Wer etwas auf sich hält, der kocht brasilianisch. Botox macht glücklich. Dieses Auto passt zu Ihnen. Und so bezirzen Sie trotz Zellulitis einen Mann!
All diese Einflüsterungen bilden eine Wolke, die die Sonne Ihres Charismas verdunkelt. Das sind keine Hilfen, auch wenn sie sich als solche verkleiden. Das sind Angriffe auf Ihre einzigartige Persönlichkeit, die zum Ziel haben, Menschen nach DIN-Form zu schnitzen, die alle mit denselben Produkten sehnlichst erhoffen, Glück kaufen zu können.
Die Selbstbildfalle
Kindheitsfalle, soziale Falle, Medienfalle – das sind die Lockvögel, die dafür sorgen, dass unsere Selbstbildfalle zuschnappt. Und dann sitzen wir wirklich in der Patsche:
Das kann ich nicht.
Das darf man nicht.
Das tut man nicht.
Das steht mir nicht zu.
Es kann uns nichts Schlimmeres passieren, als uns selbst im Weg zu stehen und das womöglich gar nicht zu merken. Also aufgepasst: Sobald wir eine Selbstsuggestion erkennen, mit der wir uns klein halten, bietet sich die Chance zur Veränderung.
Selbstbild, Kritik und gute Laune
Wie wirkt sich das Feedback, nicht beliebt zu sein, auf die Stimmung aus? Das untersuchte ein Forschungsteam um den niederländischen Psychologen Sander Thomaes.
Das Experiment
Man fragte Kinder im Grundschulalter, wie sehr sie ihre Klassenkameraden mögen. Danach schätzten
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