Charles
Schulter, als könnte sie sich nicht mehr aufrecht halten. „Danke, dass du gekommen bist“, flüsterte sie.
Ihm war die Kehle wie zugeschnürt, und er musste sich zusammenreißen, um Lanni nicht zu küssen. Er war so froh, dass ihr nichts passiert war. Als er ihr sanft das Haar aus dem Gesicht strich, legte sie die Hand auf seine. Diese zärtliche Geste ließ ihn erschauern.
„Lanni.“
Sie hob wieder den Kopf. Charles wusste nicht, was er sagen sollte. Daher führte er ihre Hand an die Lippen, um kleine, zärtliche Küsse darauf zu hauchen.
„Meine Güte, Lanni, der Bär hätte dich töten können!“
„Ich weiß.“
Schließlich zog er sie an sich, um sie zu küssen und ihr damit zu zeigen, was er fühlte. Lanni erwiderte den Kuss mit derselben Dringlichkeit, denn auch ihr schien klar zu sein, dass sie sich beinah verloren hätten. Und irgendwann wich ihre Furcht einem heftigen Verlangen.
„Ich weiß nicht, warum wir nicht losfahren“, sagte Sawyer zu den Kindern. Noch immer warteten sie darauf, dass Charles den Motor startete.
Scott stand auf und ging über die Ladefläche, um durch die kleine Scheibe einen Blick ins Führerhaus zu werfen.
„Aber ich weiß es“, sagte er. „Onkel Charles und Lanni küssen sich gerade.“
4. KAPITEL
„S ind hier eigentlich alle verrückt geworden?“ fragte Charles, als er am übernächsten Morgen das Hard Luck Café betrat.
„Ich nehme an, du sprichst von der Hochzeit.“ Ben griff zur Kaffeekanne, um Charles und sich einen Becher Kaffee einzuschenken.
„Wovon sonst?“ murmelte Charles, während er sich an den Tresen setzte. So etwas hatte er noch nie erlebt. Die ganze Stadt wurde für das Ereignis herausgeputzt. Die Leute mähten Rasen und jäteten Unkraut. Man hätte glauben können, der Präsident würde Hard Luck einen Besuch abstatten. Die Turnhalle der Schule, in der auch Sitzungen und Weihnachtsfeiern abgehalten wurden, war noch nie so kunstvoll dekoriert worden. Sogar der Basketballkorb war mit Seidenblumen geschmückt.
Da Charles als Trauzeuge seines Bruders fungierte, musste er einen Smoking tragen. Smokings waren nicht das einzige Hochzeitszubehör, das in Hard Luck nicht zu bekommen war. Sawyer hatte seine Piloten zwei Tage lang auf Trab gehalten und sie nach Fairbanks und noch weiter geschickt, damit sie alles von den Servietten bis zu den Smokings besorgten. Duke Porter hatte sogar nach einer silbernen Bowleschüssel suchen müssen – natürlich vergeblich. Es war kaum zu glauben!
„Machst du den Hochzeitskuchen?“ fragte Charles.
„Bewahre.“ Ben hob abwehrend die Hände. „Ich habe schon genug damit zu tun, das Abendessen für die Generalprobe und die Horsd’oeuvres für den Empfang vorzubereiten.“
Charles schüttelte den Kopf. „Wo will mein Bruder die ganzen Leute eigentlich unterbringen? Morgen kommen Abbeys Eltern. Das ist kein Problem, denn sie wohnen so lange in seinem Haus und er bei mir. Aber dann sind da noch die anderen Verwandten von Abbey und ihre beste Freundin mit Mann.“
Er hatte keine große Lust, mit Sawyer zusammenzuwohnen, denn sein Bruder war ein nervliches Wrack. Je näher die Hochzeit rückte, desto schlimmer wurde es mit ihm. Charles befürchtete, dass Sawyer bald vollends den Verstand verlor.
„Es kommt noch dicker.“ Ben lächelte ironisch. „Abbey hat alle Frauen in der Stadt dazu angehalten, kleine Papierrollen anzufertigen, die mit Satinbändern zusammengebunden sind. Mich würde mal interessieren, was sie damit vorhat. Zum Glück bist du so vernünftig, nicht zu heiraten“, fügte er hinzu.
Charles mied seinen Blick. Er räusperte sich und sah kurz über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass sie allein waren. „Genau darüber wollte ich mit dir reden.“
„Erzähl mir nicht, dass du der Nächste bist. Du hast dich in Lanni verliebt, stimmt’s?“
„Nein!“ entgegnete Charles unwirsch, „natürlich nicht.“ Doch was wusste er schon von der Liebe? Wenn das, was mit Sawyer geschah, ein Indiz war, dann war die Liebe wie eine starke Grippe.
„Für meinen Geschmack protestierst du ein bisschen zu heftig“, meinte Ben. Er kam um den Tresen herum und nahm auf dem Barhocker neben Charles Platz.
Charles wünschte, Ben erklären zu können, was zwischen Lanni und ihm geschah. „Ist es dir schon mal passiert, dass du einer Frau begegnet bist und vom ersten Moment an gewusst hast, dass … Verdammt, ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll!“
„Ist es so, als hätte dir
Weitere Kostenlose Bücher