Charles
abzuwarten. „Lass die Leute doch reden, wenn es ihnen Spaß macht.“
„Keine Angst, ich glaube nicht, dass Pearl uns gemeint hat.“
Er runzelte die Stirn. „Wen dann?“
„Weißt du es wirklich nicht?“
„Nein.“
„Dotty Harlow und Pete Livengood.“
„Dotty? Du meinst die Krankenschwester, die die Leitung des Gesundheitszentrums übernehmen wird?“ Er beobachtete, wie die leichte Brise mit Lannis langem Haar spielte. Dann ließ er den Blick zu ihrem verführerischen Mund schweifen.
„Dotty und Pete waren in letzter Zeit ständig zusammen“, informierte Lanni ihn.
„Du bist so schön.“ Die Worte waren ihm einfach so herausgerutscht.
Sie senkte den Blick und errötete.
Verlegen öffnete Charles die Pforte und begleitete Lanni zur Veranda. Da alle Männer in der Stadt zu Sawyers Junggesellenparty gehen würden, brauchte er sich keine Sorgen zu machen, dass einer von ihnen ihr nachstellte.
„Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast“, sagte sie, sobald sie den Fuß auf die erste Stufe gesetzt hatte.
„Danke, dass du es mir erlaubt hast.“ Er kam sich zwar ein bisschen altmodisch vor – seine Mutter hätte ein solches Verhalten als „gentlemanlike“ bezeichnet –, aber es schien ihm angebracht.
Eine Weile sagte keiner von ihnen ein Wort, bis sie sich schließlich in die Arme fielen.
Lanni legte ihm die Arme um den Nacken, während Charles ihre Taille umfasste. Zuerst war ihr Kuss sanft, dann wurde er immer leidenschaftlicher. Es war viel besser, als Charles es in Erinnerung hatte.
Er sehnte sich danach, ihre Brüste zu berühren, und sie seufzte auf, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Sanft umfasste er eine ihrer Brüste und ließ den Daumen über die feste Spitze gleiten. Lanni fuhr ihm durchs Haar, während sie sich immer verlangender küssten.
Doch ganz plötzlich lösten sie sich voneinander, als hätten sie Angst davor, zu weit zu gehen.
Ihre Hand zitterte, als Lanni sich eine Strähne aus dem Gesicht strich. „Du solltest jetzt lieber zu deinen Freunden zurückkehren“, sagte sie schließlich.
Charles wollte nicht gehen, nicht in diesem Moment. Aber er wusste, dass er keine Wahl hatte. Trotzdem war die Versuchung, bei Lanni zu bleiben, fast übermächtig.
„Nach dem Empfang findet ein Tanz statt“, sagte er.
„Ja, ich weiß.“
Er schaute ihr tief in die Augen. „Ich bin kein besonders guter Tänzer.“
Lanni schwieg.
„Reservier den ersten Tanz für mich, ja?“
Sie lächelte ihn an und nickte.
Charles wandte sich ab und eilte zum Café zurück. Als ihm bewusst wurde, was er gerade gesagt hatte, zuckte er zusammen. Doch schließlich machte ein Mann sich nicht zum Narren, wenn er keinen guten Grund dazu hatte. Natürlich wollte er nicht, dass Lanni mit einem anderen tanzte, doch das war nicht alles. Er suchte nach einem Vorwand, sie in den Armen zu halten.
Was immer er für Lanni empfand, er wollte es gar nicht so genau wissen.
5. KAPITEL
C harles blickte zum strahlend blauen Himmel, wo die zweimotorige Baron, auf der das Logo von Midnight Sons stand, gerade zur Landung ansetzte. Vor sechs Monaten hatte er seine Mutter das letzte Mal gesehen. Er hielt sich für nicht besonders fürsorglich, denn seit dem Tod ihres Vaters hatten Sawyer und Christian sich mehr als er bemüht, den Kontakt zu ihr aufrechtzuerhalten.
Charles freute sich darüber, dass sie so zufrieden war, denn bisher war ihr Leben nicht besonders gut verlaufen. Zuerst war ihre Familie im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen, und ihre Ehe mit David war alles andere als glücklich gewesen. Sie hatte es verdient, dass es ihr endlich gut ging.
Nachdem das Flugzeug gelandet und zum Stehen gekommen war, öffnete Charles die Tür. Christian stieg als Erster aus, bevor er sich umwandte und seiner Mutter hinaushalf. Schließlich erschien Duke Porter, der Pilot, und verschwand, nachdem er ihnen noch einmal zugewunken hatte.
Während Ellen dastand und den Blick über den Flugplatz und die dahinter liegenden Häuser schweifen ließ, hielt sie mit einer Hand ihren kleinen Hut fest. Erst nach einer Weile merkte sie, dass Charles auf sie wartete. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie auf ihn zukam.
In ihrem blassblauen Kostüm sah sie sehr zerbrechlich aus. Sie war eine Schönheit, anmutig und zierlich, und wirkte in der rauen Umgebung richtig fehl am Platz. Charles hatte nie begriffen, was in seinen Vater gefahren war, als dieser sie geheiratet hatte. Schließlich hatte David gewusst, wo
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