Charles Dickens
Portrait Gallery hängt. Das Bild war danach die Vorlage für ein Porträt, das als Stich der letzten Folge von
Nicholas Nickleby
beigegeben wurde und später als Frontispiz der ersten Ausgabe von Dickens’ Gesammelten Werken diente. Als sogenanntes Nickleby-Porträt war es das erste veröffentlichte Bildnis des Dichters.
Am 20. Mai musste Dickens erleben, wie der Theatermacher William Moncrieff im Strand-Theater das Stück
Nicholas Nickleby and Poor Smike or, The Victim of the Yorkshire School
herausbrachte. Das Plagiat hätte Dickens vielleicht noch geschmeichelt, doch dass in dem Stück die Herkunft des armen Smike verraten wurde, die in der laufenden Publikation des Romans noch ein Geheimnis war, machte Dickens wütend, und er rächte sich, indem er in der nächsten Fortsetzung Moncrieff als Karikatur auftreten ließ. Aus Sorge, dass seine Leser des Wartens auf eine monatliche Fortsetzung überdrüssig werden könnten, schlug Dickens um diese Zeit Chapman & Hall vor, unter seiner Regie ein wöchentlich erscheinendes Magazin herauszubringen, das neben einem Fortsetzungsroman auch Beiträge von anderen Autoren enthalten sollte. Das würde den für ihn so wichtigen Rapport mit den Lesern noch enger machen und ihm außerdem größere Freiheit bei der inhaltlichen Gestaltung der Zeitschrift verschaffen. Die Verleger, wohlwissend, wie viel Profit sie ihrem Starautor verdankten, gaben am 15. Oktober 1839 ihr Einverständnis, auch wenn der Vertrag erst am 31. März des folgenden Jahres unterzeichnet wurde.
Am 3. September wechselte Dickens noch einmal das Quartier und mietete für einen Monat ein Haus in Broadstairs an der kentischen Küste. Von hier aus brachte er am 20. September die letzte
Nickleby-
Nummer zur Post. Bei keinem seiner früheren Werke empfand er die Fertigstellung mit solcher Erleichterung. Nach der Rückkehr nach London bereiteten ihm Chapman & Hall zur Feier des Romanabschlusses ein großes Festessen im Albion Hotel, bei dem neben anderen prominenten Gästen der angesehene Aquarellist und Illustrator George Cattermole, der hochgeschätzte Genremaler Sir David Wilkie und der neue Freund Daniel Maclise anwesend waren. Bei dieser Gelegenheit machten die Verleger ihrem Autor das oben erwähnte Porträt zum Geschenk.
Zwei Wochen später, am 29. Oktober, brachte Kate ihr drittes Kind, die Tochter Kate Macready, zur Welt. Jetzt hielt es Dickens für nötig, ein größeres Haus zu mieten. Er fand es in der noblen Gegend gegenüber vom York-Eingang zum Regent Park in Devonshire Terrace Nr. 1. Das stattliche Haus mit 13 Zimmern entsprach seinem inzwischen weiter gestiegenen Prestige und machte ihn auch in diesem Punkte den prominenten Zeitgenossen, mit denen er verkehrte,ebenbürtig. Er mietete es für 800 Pfund Grundpacht und eine Jahresmiete von 160 Pfund auf elf Jahre und bezog es Anfang Dezember.
Dickens’ Haus in Devonshire Terrace. Gezeichnet von Maclise.
Inzwischen nahte erneut der Abgabetermin für ein fertiges
Barnaby Rudge
-Manuskript, den er nach zähen Verhandlungen mit Bentley auf den 1. Januar 1840 verschoben hatte; und noch immer war er über erste Anfänge nicht hinausgekommen. Mitten in den Umzugsvorbereitungen hatte er noch einmal einen halbherzigen Anlauf unternommen. Doch als Bentley den Roman bereits öffentlich ankündigte, fühlte sich Dickens so unter Druck gesetzt, dass er vor Wut schäumte. Jetzt wollte er mit dem Verleger, den er von Anfang an nicht mochte, endgültig brechen, koste es, was es wolle. Er schwor ihm «Kampf bis aufs Messer ohne Pardon». Der anschließende Rechtsstreit um die Vertragsauflösung zog sich bis zum Sommer des nächsten Jahres hin. Dann endlich kam es zu einer Einigung. Dickens kaufte alle Rechte an
Oliver Twist
für 1500 Pfund zurück und erwarb für weitere 750 Pfund die Rechte an Cruikshanks Illustrationen zu dem Roman. Chapman & Hall streckten ihm dafür 3000 Pfund vor, die als Vorschuss für
Barnaby Rudge
gedacht waren, der nun bei ihnen in monatlichen Fortsetzungen erscheinen sollte.
Finanziell war Dickens jetzt eigentlich sorgenfrei.
Nicholas Nickleby
hatte sich mit einer durchschnittlichen Monatsauflage von 50.000 bestens verkauft, und auch die Buchausgabe sollte sich als Dauerbrenner erweisen. 1863 schätzte der
Spectator
die Gesamtauflage auf 100.000. Dennoch beschlich Dickens damals die Befürchtung, dass ihm das Publikum einmal seine Gunst entziehen könnte. Wie ernst die Sorge war, ist schwer zu entscheiden. Doch die Tatsache,
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