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Charlie + Leo

Charlie + Leo

Titel: Charlie + Leo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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Fähigkeiten. Antoinettes Haare sind noch alle dran und strahlen blond wie immer. Sie sieht allerdings noch angepisster aus als auf meinem Bild. Diese vernichtenden Blicke in Richtung Leo könnte kein Zeichner lebensecht auf Papier bannen. Die ganze Zeit über tuschelt sie mit Viola und Nicole. Da ist was im Busch, jede Wette. Der Farblose Ritter wird die drei in der nächsten Pause auf jeden Fall im Auge behalten. Apropos Auge: Viola macht ihrem Namen heute alle Ehre. Keine Ahnung, woher ich das weiß, wahrscheinlich letztes Jahr beim Bio-Bauer aus Versehen mal aufgepasst, aber Viola ist nicht nur ein Mädchenname, sondern auch die wissenschaftliche Bezeichnung für Veilchen. Und genau das hat sie am rechten Auge: ein dickes, lila schimmerndes Veilchen als Völkerball-Souvenir von Leo. Dafür fängt sie sich bereits den ganzen Morgen dumme Sprüche von den Jungs und sieht mittlerweile ebenso angepisst aus wie Antoinette. Die beiden sind auf Rache aus, das kann ich förmlich riechen. Und das macht mir echt Sorgen. Ich meine, wenn ein Mädchen nicht mal vor Hundekacke zurückschreckt, wozu ist es dann noch fähig? Und was, wenn ich Leo diesmal nicht beschützen kann? Fände sie ihren Farblosen Ritter dann immer noch sympathisch? Wahrscheinlich nicht. Ich muss also unbedingt rauskriegen, was die Mädels vorhaben.
    Es gongt. Jetzt heißt es, an den Mädels dranzubleiben. Sie stehen alle drei auf und gehen geschlossen Richtung Tür. Ich warte einen kleinen Moment und folge ihnen. Sie verlassen das Schulgebäude durch den Hintereingang. Dieser Teil des Schulhofs ist eigentlich sonst nicht ihr Territorium, da hängen die Kleineren ab und spielen Fußball.
    Sie überqueren den Schulhof, ich folge ihnen in einigem Abstand. Zum Glück bin ich nicht gerade einer der größten und steche nicht allzu sehr zwischen den Knirpsen hier hervor. Aufpassen muss ich trotzdem. Wenn sie sich umdrehen und mich sehen, werden sie sich auf jeden Fall wundern, was ich hier mache. Oder auch nicht. Sonst beachten sie mich ja auch nie. Aber sicher ist sicher. Verdammt, wo wollen die denn bloß hin?
    Der Schulhof ist da vorn zu Ende, da kommt dann nur noc h … die Turnhalle! Das Raucherversteck! Wie jetzt? Die gehen einfach nur eine rauchen? Das sieht nicht unbedingt nach großer Verschwörung aus. Aber Moment mal, rauchen die überhaupt? Ich habe sie nie rauchen gesehen. Sehr seltsam.
    Das Raucherversteck ist direkt hinter der Turnhalle unter ein paar Bäumen. Gedämpfte Stimmen dringen an mein Ohr. Vorsichtig linse ich um die Ecke. Ich sehe Antoinette, Viola, Nicole un d … Moment mal, ist das nich t … Klar ist sie das. Ich ziehe schnell meinen Kopf zurück und atme etwas hektischer als sonst.
    Ach du Scheiße. Trümmer-Tanja. Was zum Teufel wollen die denn von der ? Das schlimmste Asi-Mädchen der Schule. Wobei die Bezeichnung »Mädchen« in diesem Fall mehr als geschmeichelt ist. Sie hat das Gesicht einer dreimal von einem Zug überfahrenen Bulldogge. Und ihr Körper weist große Ähnlichkeit mit dem eines Sumoringers auf. Echt jetzt. Da kriegt man schon Schiss, wenn man sie nur ansieht. Trümmer-Tanja ist in unserer Parallelklasse, sollte aber eigentlich längst in der Zehnten sein. Aber da sie die Schule nicht als Lehranstalt, sondern als ihre ganz persönliche Ansammlung von Opfern betrachtet, ist sie schon zweimal sitzen geblieben. Ihren lieblichen Spitznamen verdankt sie der reizenden Tatsache, dass sie bereits in der sechsten Klasse einem Mädchen den Arm gebrochen hat. Und zwar sehr gründlich. Mit einem Baseballschläger. Trümmerbruch. Nicht der letzte in ihrer Schulkarriere. Es geht sogar das Gerücht rum, sie hätte die Sommerferien im Jugendknast verbracht. Ich mache jedenfalls für gewöhnlich einen Riesenbogen um si e – mit einem zertrümmerten Arm zeichnet es sich so schlecht.
    Kapier ich nicht. Normalerweise ergreifen Antoinette und Co. immer sofort die Flucht, wenn sie Trümmer-Tanja nur von Weitem sehen. Und jetzt kommen sie sogar extra ihretwegen hierher? Da muss doch irgendwas faul sein.
    Ich riskiere noch einen Blick. Antoinette redet sichtlich nervös auf Trümmer-Tanja ein. Zu leise, um irgendwas verstehen zu können. Trümmer-Tanja streicht sich kurz über ihr Bulldoggenkinn und sagt etwas. Antoinette nickt und kramt etwas aus ihrer Tasche hervor. Ein Portemonee. Sie öffnet es, zieht ein paar Scheine heraus, faltet sie in einer Hand zusammen und streckt sie Trümmer-Tanja entgegen.
    Ich ziehe meinen Kopf

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