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Charlie + Leo

Charlie + Leo

Titel: Charlie + Leo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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wohlfühlen, Charlie Braun. Was, echt? Na, dann bleibt ja nicht viel. Ich suche meine am wenigsten verschlissene Jeans aus dem Haufen am Boden heraus. Dazu die dunkelblauen, halbhohen Vans. Fehlt nur noch ein T-Shirt.
    Wie viel Uhr ist es eigentlich? Was, schon kurz nach sechs?! Mist, ich muss doch noch duschen! Okay, die T-Shirt-Entscheidung wird auf später verschoben, duschen ist wichtiger. Was bringt das schönste T-Shirt, wenn der Typ darunter müffelt?
    Ich ziehe eine frische Boxershorts aus der Schublade und stapfe damit in Richtung Badezimmer.
    Eine Viertelstunde später stehe ich frisch geduscht und hoffentlich nicht zu sehr nach dem Aftershave meines Vaters duftend wieder vor meinem Klamottenhaufen. Hose und Schuhe habe ich schon angezogen und bin auch relativ zufrieden damit. Fehlt nur immer noch ein T-Shirt. Ich nehme nach und nach alle möglichen T-Shirts in die Hand und breite sie in der Luft vor mir aus. Tim & Struppi? Nein. Asterix? Nein. Superman? Auf keinen Fall. Spiderman? Auch nicht. Verdammter Mist! So wird das nie was! Hey, Moment, was ist das denn? Stimmt, das hatte ich ja total vergessen. Ich habe ja ein Bone-T-Shirt! Das ist natürlich perfekt, von wegen Fonebone. Meine Freude darüber hält allerdings nur sehr kurz an, denn ich muss leider feststellen, dass es total verwaschen und ausgeleiert ist. Verflucht noch mal! Mein Blick schweift verzweifelt über den Boden und auf den letzten Rest Klamotten, der sich noch im Kleiderschrank befindet. In einem der Fächer entdecke ich weit hinten einen kleinen Stapel T-Shirts. Und ich erinnere mich auch sofort daran, weshalb sie so weit hinten liegen. Das sind alles T-Shirts, die mir irgendwelche Leute zum Geburtstag oder zu Weihnachten geschenkt haben, in der vollen Überzeugung, dass ein Junge, der auf Comics steht, sich automatisch über Kleidungsstücke freut, die auch nur im Entferntesten etwas damit zu tun haben. Ich sage nur Micky Maus. Oder noch viel schlimmer: seine unsagbar grässliche Artgenossin, die Diddl-Maus. Ja, ich besitze ein Diddl-Maus-T-Shirt. Das hat mir meine Oma letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt. Ich meine, das war natürlich keine böse Absicht, meine Oma mag mich sehr gern und ich sie auch. Und das ist auch der einzige Grund, weshalb ich es nicht sofort weggeworfen habe. Anziehen werde ich es trotzdem nie, auch nicht für meine Oma.
    Ich durchwühle lustlos den Stapel des Grauens, als ich plötzlich auf ein T-Shirt stoße, das ich total vergessen hatte. Tante Heidi hat es mir geschenkt, kurz bevor sie ausgezogen ist. Eigentlich ein sehr schönes T-Shirt, muss ich feststellen. Ich wollte es nur nie anziehen, weil vorne groß Peanuts draufsteht und darunter Charlie Brown zu sehen ist. Als Charlie Braun ein Charlie Brown-T-Shirt anzuziehen, das kam mir irgendwie albern vor. Aber für heute ist es das perfekte T-Shirt. Spätestens wenn ich damit vor Leo stehe, müsste sie die ganzen Erdnusstipps eigentlich kapieren. Und dann muss ich noch nicht mal mehr etwas sagen, dann ist alles klar und es gibt kein Zurück mehr. Ja, das nehme ich. Aber ich ziehe noch eine Jacke drüber, damit sie es nicht sofort sieht. Ich will den perfekten Zeitpunkt abwarten, bis ich mich ihr zu erkennen gebe.
    Es klingelt an der Tür. Wie jetzt, schon so spät? Ich schaue auf die Uhr. Tatsache, schon Viertel vor!
    »Papa!«, rufe ich laut. »Kannst du mal aufmachen?«
    Ich schlüpfe schnell in das T-Shirt und stecke meinen Schlüssel und mein Portemonee in die Taschen meiner Jeans. Brauche ich sonst noch was? Ja. Jede Menge Glück. Aber das liegt leider nicht in meinem Zimmer herum.
    Die Tür geht auf und Ingo kommt herein.
    »Und? Alles locker, alter Zocker?«, fragt er grinsend.

    Ach du Scheiße. Wie sieht der denn aus? Er hat einen Sack an. Zumindest sieht es so aus. Ein alter, brauner Kartoffelsack hängt wie ein Kleid vom Hals bis zu den Knien an ihm herunter. Als eine Art Gürtel umschlingt ein Strick seinen Bauch. Von seiner Hose ist nicht viel zu erkennen, aber sie ist ebenfalls braun. An den Füßen trägt er ein paar völlig ausgelatschte Stiefel und auf dem Kopf thront eine Art Robin-Hood-Mütze mit einer Feder. Außerdem baumelt eine winzige Gitarre mit einem dicken, runden Klangkörper an seiner linken Schulter.
    »Bei mir schon«, antworte ich kichernd. »Aber kannst du mir bitte mal verraten, was das darstellen soll?«
    »Na, das ist ja wohl mal sonnenklar«, sagt er und verdreht die Augen. »Ich bin ein Barde, Alder! Du weißt doch

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