Charlies Planet
Kampf gegen die Strömung, schaute Charlies schwarzer Kopf aus dem Wasser.
Als er am Ufer ihre Position erreicht hatte, lehnte er sich kurz gegen eine mächtige Baumwurzel, um Atem zu schöpfen, bevor er nach ihr rief.
Aber im Rauschen des Wassers war es schlichtweg unmöglich für sie, ihn zu hören. Statt dessen starrte sie weiterhin stromabwärts. Er pfiff, und Charlies Kopf wandte sich zum Ufer. Eine Sekunde später zerteilte der Otter kraftvoll das Wasser, als er landwärts schwamm. Innerhalb weniger Minuten erklomm Charlie triefend naß die sandige Böschung.
Cary erkannte, daß Mattie nun ebenfalls in seine Richtung blickte. Offensichtlich hatte sie das Verhalten des Otters bemerkt. Cary winkte. Sie ließ die Statue nicht los, sondern nickte aufgeregt, und er konnte ihre Lippen sich bewegen sehen, vermochte jedoch nichts zu hören.
Cary nahm ein Seil und verankerte es in einer Rolle, dann streckte er das andere Ende Charlie entgegen. Sofort packte der Otter es mit dem Maul. Cary deutete auf Mattie, die sich nach wie vor an die Statue klammerte, während Schaumkronen ihre Beine umspülten.
»Gut, Charlie«, sagte Cary.
Der Sumpfotter drehte sich um und kehrte geschmeidig in das reißende Wasser zurück. Es schien ihn kaum Mühe zu kosten, es zu durchqueren, obwohl Cary bemerkte, daß der schwarze Kopf sich nicht direkt auf Mattie, sondern mehr flußaufwärts richtete, der Otter also, indem er unverzüglich gegen den Strom anschwamm, die Gefahr einkalkuliert hatte, abgetrieben zu werden, und darauf bedacht war, dieser Möglichkeit entgegenzuwirken.
Charlie erreichte die Statue, und Mattie löste widerwillig den rechten Arm, um das Seil aus dem Maul des Otters zu nehmen. Wieder beide Arme um die Statue geklammert, starrte sie zu Cary hinüber. Er vollführte Bewegungen, als zöge er an etwas.
Sie nickte wieder. Mit weiteren Gebärden verdeutlichte Cary, sie solle das Seil um den schmälsten Teil der Statue binden. Sie kämpfte darum, seine Weisung zu befolgen, verlor dabei einmal den Halt und rutschte halb ins Wasser, kletterte jedoch wieder an der Statue empor und führte die Aufgabe aus. Erneut nickte sie bestätigend.
Cary installierte den Flaschenzug und verankerte ihn an der Wurzel einer mächtigen Eiche. Dann holte er das Seil so weit ein, daß es straff gespannt war. Nachdem er sich überzeugt hatte, daß das Gerät den bevorstehenden Belastungen gewachsen war, ging er langsam, das Seil im Griff, ins Wasser hinaus.
Während des ersten Drittels der Strecke behielt er Grund unter den Füßen, bis er eine Stelle im Flußbett erreichte, an welcher das Wasser bis zur Hälfte stand, und er verlor Grund. Für einen Moment überkam ihn das Gefühl, die Strömung werde ihn von dem Seil trennen, gleichgültig wie sehr er sich anstrengen mochte. Wut begann in ihm hochzusteigen. Er zog sich näher an das Seil heran. Plötzlich spürte er Unterstützung, etwas, das seine Füße gegen den Wasserdruck auf Grund drängte.
Es war Charlie, der energisch schwamm und sich gegen Carys Beine stemmte. Cary setzte die Füße wieder auf Grund und kämpfte sich weiter auf die Statue zu. Nach einer Weile erreichte er sein Ziel und warf einen Blick auf Mattie, die über ihm hing. Nasses Haar fiel ihr ins Gesicht.
»Bist du unverletzt, Mattie?« brüllte er.
Sie nickte.
»Dann vorwärts«, sagte er. »Komm herunter ins Wasser und bleib dicht hinter mir. Halte dich mit beiden Händen am Seil fest. Wir gehen zusammen.«
Sie nickte nochmals. Ihr Gesicht war so weiß, als sei kein Tropfen Blut mehr darin, aber sie gehorchte.
Während der Fluß das Gewicht ihres Körpers gegen seinen Rücken drängte, tastete Cary seine Füße zurück über den sandigen Grund. Charlie sorgte dafür, daß er den Boden nicht mehr verlor.
Als sie in das flache Uferwasser kamen, wo Mattie und Cary sich ohne Hilfe auf den Beinen halten konnten, entfernte der Otter sich, kroch über die Böschung an Land und blieb mit ausgestrecktem Hals reglos liegen.
Eine Minute später stolperten Cary und Mattie ans feste Land und brachen ebenfalls zusammen. Cary lag nur für einige Sekunden, ehe er sich erhob und Charlie untersuchte.
»Der Verband ist fort«, sagte er und sah zu Mattie hinüber, die erschöpft im Sand lag. »Natürlich ist er auch ermattet, aber das ist anscheinend auch alles. Wie es aussieht, hat er keinen Schaden erlitten.«
Stöhnend richtete er sich auf.
»Ich werde mich um das Floß kümmern«, meinte er und ging. Aber er hatte sich
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