Charlies Planet
volle Minute an, in welcher sich dessen Grinsen noch vertiefte. »Nun, und was gibt's da zu lachen? Hoffentlich ist es lustig. Wir können uns drei Leute so gut vom Halse schaffen wie zwei.«
»Nun, es ist lustig.« Er streckte den Arm aus. »Das ist Cary Longan.«
Wiles warf einen Seitenblick auf Cary.
»Tja, das ist sein Name«, sagte er. »Na und?«
»Eigentlich nichts«, sagte Aige, »außer, daß er in dem Ruf steht, immer sein Wort zu halten. Schon seit Jahren betreibe ich Geschäfte mit ihm, und es stimmt. Er hält sein Wort immer.«
»Was soll dieses blöde Gequatsche?« schnauzte Wiles. »Was für ein Wort von ihm spielt hier eine Rolle?«
»Eben gab er es Ihnen. Und das macht alles so lustig«, sagte Aige. »Da stehen Sie und brüten Pläne aus, was Sie nicht alles mit ihm und Miß Orvalo anstellen wollen, und dabei hat er Ihnen doch gesagt, daß Sie ein toter Mann sind. Da sind Sie, machen Pläne wie ein Verrückter und sind nach seinem Wort seit drei Minuten tot …«
Mit einer plötzlichen Bewegung riß Aige das Locheisen aus der Blockhauswand, warf es Cary zu und verschwand blitzartig um die Ecke. Cary fing das Werkzeug mitten in der Luft, schleuderte es, ließ sich fallen und rollte über den Boden, bis er auf seinem Pistolengurt lag. Die letzte Rolle beendete er, indem er die Waffe aus dem Halter riß und das Feuer auf die drei Scouts mit den Energiegewehren eröffnete.
Sie schossen bereits zurück – auf den Fleck, an dem er eine Zehntelsekunde zuvor gestanden hatte. Eine Kugel aus Carys Pistole traf den einen in die Schulter, so daß es schien, als werfe er seine Waffe fort. Die beiden anderen ließen ihre Gewehre fahren und hoben die Hände.
»Nimm die Gewehre, Mattie«, rief Cary und sprang auf die Beine.
Er wandte sich zu Wiles, aber Mattie war schneller. Sie kniete schon neben dem Mann, der auf dem Rücken lag, das Eisen durch die Kehle gebohrt. Er hustete sein Leben aus. Cary verharrte und kümmerte sich dann um Charlie. Der Otter zitterte nicht mehr. Cary tastete nach dem Herzen und spürte es schlagen. Mit einem schweren Seufzer hockte er sich nieder und untersuchte sanft die blutige Wunde an Charlies Kopf, die nun anzuschwellen begann.
Er stieg auf den Karren und suchte den Verbandskasten heraus, säuberte die Wunde vom Blut und begann sie zu verbinden. Ein Schatten fiel auf die beiden, und er blickte auf.
Es war Mattie.
»Er ist tot, Cary«, sagte sie.
Cary sah zu Wiles hinüber, der sich nicht mehr rührte. Das Locheisen steckt noch in seiner Kehle. Cary nickte und fuhr mit seiner Tätigkeit fort.
»Er ist tot«, wiederholte Matties Stimme. Sie beugte sich vor und sah ihm ins Gesicht. »Cary, man darf nicht töten !«
Er starrte sie an. Dann antwortete er, in dem Glauben, seine Stimme klänge wie immer, aber irgendwo in seiner Kehle wandelte sie sich und brach in einem Laut hervor, den noch niemand von ihm vernommen hatte.
»Mattie«, sagte er, »geh mir aus dem Licht.«
Aus ihrem Gesicht wich jede Farbe. Sie richtete sich auf und trat zurück. Er legte Charlie den Verband an, hob ihn auf den Karren und bettete ihn auf einen Schlafsack. In diesem Moment öffnete Charlie die Augen und bewegte sich leise.
»Alles in Ordnung?« fragte Cary. Er pfiff etwas
Charlie pfiff ebenfalls, zuerst schwach, dann kräftiger. Sein Tonfall war fordernd.
Cary nickte und stand auf. Doch als er sich umsah, war er mit Charlie und dem Toten allein. Er ging zur Frontseite des Blockhauses und hinein.
Die drei Scouts waren nirgends zu sehen, aber Aige stand neben Mattie, die mit beiden Händen eine Tasse mit Kaffee umklammerte.
»Cary«, sagte Aige, als er den anderen bemerkte, »ich habe die drei in die Rumpelkammer gesperrt. Miß Orvalo ist etwas erschüttert.«
»Mattie«, meinte Cary zärtlich. »Charlie geht es gut, sagt er. Er möchte keine Zeit vergeuden. Er möchte aufbrechen.«
Sie reagierte nicht auf seine Worte. Mit gedämpfter Stimme sprach sie über den Rand der Tasse, an keinen der beiden Männer, an niemand gewandt.
»Für Geld wollte ich die Statue in die Stadt transportieren«, sagte sie. »Und jetzt ist ein Mann tot. Weil ich Geld wollte.«
Aige warf Cary einen Blick zu. Cary beugte sich über sie.
»Mattie!« wiederholte er, diesmal lauter.
Für eine Sekunde rührte sie sich nicht. Dann straffte sie sich sehr langsam, als sei sie soeben erwacht. Sie stellte die Tasse ab.
»Was ist?« fragte sie.
»Wir müssen weiter«, sagte Cary.
»Ja. Was schulden wir Ihnen, Mr.
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