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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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Ich freute mich mehr auf sie als auf die meisten Dinge im Leben. Selbst wenn sie schließlich zu Alpträumen wurden, erleichterte es mich, meine Mutter tanzen und Jonathan lachen zu sehen. Sie wurden auf eine Weise wirklich, wie es die Erinnerung nicht vermochte.
    »Das muss wunderbar sein.«
    »Ja, manchmal. Aber wenn ich aufwache, muss ich mich wieder daran erinnern, dass sie nicht mehr da ist   …«
    In der Ferne kreischte James. Nanny Prum hatte ihn hochgehoben und sich unter den Arm geklemmt. Der kleine Junge schrie so heftig, dass der Pfarrer aus dem Haus kam, um nachzusehen, ob da jemand auf seinem Friedhof ermordet wurde.
    »Ist alles in Ordnung?« Mr. Scott war ein paar Jahre jünger, als mein Vater jetzt gewesen wäre, wenn er noch lebte, und sein Haar wogte auf dem Kopf, während er hektisch nach der Ursache des Geschreis Ausschau hielt. Nanny Prum watschelte lachend zu ihm.
    »Ja, Herr Pfarrer, alles in Ordnung! Der kleine James hat nur noch keinen rechten Respekt vor den Toten.«
    Paul und ich verließen das Grab und gingen zu den anderen vor dem Pfarrhaus. Nanny Prum stellte James wieder auf den Boden und strich ihr Kleid glatt, obgleich es so gründlich gestärkt war, dass sich kaum eine Falte bilden konnte. Sie stellte uns vor, und er erkundigte sich nach meiner Familie. Er bedauerte seine Frage, als er erfuhr, dass ich keine mehr hatte.
    Wir gingen von da an täglich zum Friedhof, trotz Nanny Prums Befürchtungen, man könnte uns für morbid halten, und jeden Tag gesellte sich Mr. Scott zu uns, bevor wir wieder aufbrachen. Das war etwas, das wir auch nach ihrem Tod weiter taten.
    Nanny Prums Grabstein befand sich nicht weit von Mrs. Darrows Grab entfernt. Auch wenn die Jungs ihr wesentlich weniger zu sagen hatten als ihrer toten Mutter, hielten sie sie über die Ereignisse auf Everton auf dem Laufenden. Paul überbrachte ihr sogar den neuesten Klatsch, den er bei Ellen und den anderen Dienstboten hörte. Zwar schalt ich ihn, dass er die Frauen belauschte, aber ich hielt ihn nicht davon ab, ihr Neuigkeiten zu überbringen, die sie auch im Leben gern gehört hätte.
    James wurde dieses Spiels häufig müde, bevor es Zeit war heimzugehen, dann spazierte er über den Friedhof und sah sich an, wer sonst noch hier Quartier hatte. Seine Angewohnheit, von Grab zu Grab zu springen, hatte er dank der Überzeugungskraft von Nanny Prums großer, schwerer Hand auf seinem Hintern aufgegeben.
    Paul verlor immer mehr seinen Missmut auf dem Weg zurück nach Everton. Wir nahmen immer eine bestimmte Route durch Blackfield. Die begann bei Mr. Ingrams Schmiede, in der er glühendes Eisen in einem Funkenregen auseinander zog und verdrehte, als wäre es ein Karamellbonbon.
    Dann gingen wir zu Mr. Wallaces Laden. Der Mann übte außer seinen Pflichten als bekanntester Trinker des Dorfes auch noch einen Beruf als Uhrmacher aus. Keine der Uhren zeigte die gleiche Zeit, und so waren ständig welche dabei zu schlagen und Kuckucke riefen, doch die Buben störte das nicht. James genoss den Lärm, und Paul sah mit großem Interesse zu, wenn Mr. Wallace die Uhren öffnete und ihm Einblick in die ineinandergreifenden Zahnräder und Federn gewährte. Er lächelte sogar, was schon viel heißen wollte.
    Nach dem Uhrengeschäft war es unmöglich, an Mrs. Totters Bäckerei vorbei zu gehen. Sie ließ immer die Türen offen, selbst an den kältesten Tagen des Jahres, und der Duft von frisch gebackenen Kuchen, Schokoladencroissants und Fleischpastetenwehte durch die Straßen von Blackfield wie ein knuspriger goldbrauner Sirenengesang, der einen warmen, vollen Magen verhieß. Ich erlaubte den Buben einmal in der Woche, ein Stück zu kaufen, üblicherweise suchten sie sich ein Plätzchen von der Größe eines ganzen Tellers aus, aber meistens war unser Ausflug an Mrs. Totters Laden vorbei ein Leidensweg.
    Mrs. Willoughbys Kleidergeschäft lag als Nächstes auf unserem Weg, denn dort machte Susannah ihre Schneiderausbildung. In der Woche nach Nanny Prums Begräbnis fanden wir sie allein im Laden vor und sahen mit an, wie sie frustriert eine Schneiderpuppe umwarf. Sie erschrak, als sie uns in der Tür sah, und errötete dann tief über ihre unbeherrschten Gefühle, welche die Puppe am Boden so deutlich verriet.
    »Hallo«, sagte sie überrascht mit gespielt ruhiger Stimme und strich sich eine Strähne ihres roten Haares zurück. Sie bückte sich, um die Puppe aufzuheben. »Wie war es in der Kirche?«
    Ich runzelte die Stirn, während sie mir

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