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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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und ruhig, hypnotisch. Ich war fast dabei einzuschlafen, als ich spürte, dass sich noch jemand im Raum befand. Ich sah mich um, so gut ich es vermochte. Ein Mann trat zu mir.
    »Charlotte?« Seine Stimme war mir vertraut, doch der Raum war so spärlich erhellt, dass ich ihn erst erkennen konnte, als ich sein Gesicht dicht vor mir sah.
    »Jonathan?« Sein Körper war noch schwarz vom Feuer.
    »Es schmerzt mich, dass es dir so schlecht geht, meine Liebste.«
    Ich berührte seine Wange und spürte die verbrannte Haut.
    »Wie kannst du hier sein? Du bist tot.«
    »Und was glaubst du, was du bist?«, fragte er.
    »Nichts kann hier in der Endwelt sterben, wenn es nicht will.«
    »Aber so wie du jetzt bist, kannst du auch nicht leben.«
    »Du fehlst mir.«
    »Wechsle nicht das Thema.«
    »Ist es dir lieber, wenn ich tot bin?«
    »Am liebsten ist es mir, wenn es dir gut geht.«
    »Mit wem reden Sie?« Duncan war zurückgekommen und hielt eine kleine samtene Schmuckkassette in der Hand.
    »Mein Mann ist hier«, sagte ich und blickte von einem zum anderen.
    »Ich hatte den Eindruck gewonnen, dass er verstorben ist.« Duncan konnte offenbar den schulterzuckend dastehenden Jonathan nicht sehen.
    »Das scheint ihn nicht daran zu hindern.«
    »Das sieht nicht gut aus.« Er betrachtete die Stichwunde in meiner Brust und drückte seine Hand darauf. »Wir müssen die Wunde sofort versorgen.«
    »Was wird dann aus mir?«
    »Was meinen Sie?«, fragte er.
    »Werde ich am Leben oder tot sein?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich nehme an, dass es nicht gut um Sie steht, wenn Sie Ihren verstorbenen Mann sehen können.«
    Jonathan brachte seine Lippen dicht an mein Ohr. »Vertrau ihm, Charlotte. Deine Zeit ist noch nicht gekommen.«
    »Du fehlst mir so sehr.«
    »Ich bin immer bei dir. Spürst du es nicht?«
    »Es ist nicht dasselbe.«
    »Irgendwann werden wir wieder zusammen sein.«
    »Wartest du auf mich?«
    »Bis in alle Ewigkeit.«
    »Das wird sich jetzt seltsam anfühlen«, unterbrach Duncanmeinen Abschied. Er öffnete die Schmuckkassette und entnahm ihr eine dünne hakenförmige Nadel und eine Spule mit goldenem Zwirn. Er steckte die Nadel in meine Wunde und trat zurück, als diese sich von selbst zu bewegen begann und durchschnittene Muskelstränge und Arterien in meinem Brustkasten zusammenzog und den leichten Ausfluss von Blut beendete. Zurück blieb ein etwas wundes Gefühl anstatt der heftigen Schmerzen. Duncan zog die Nadel aus meiner Haut und legte sie auf den Tisch.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    »Wie eine lebende Tote.«
    »Aber wenigstens leben Sie.«
    Ich blickte mich um. Jonathan war fort, aber ich litt nun weniger unter seinem Verlust als in den Träumen, denn er war wirklich bei mir gewesen und ich hatte ihn fortgeschickt. Und deshalb tat es weniger weh.
    »Das war eine beachtliche Hochzeit«, stellte Duncan fest. »Oder wäre es wenigstens gewesen.«
    »Ich fürchte, dass Mr. Whatley noch eine ganze Weile nicht in bester Verfassung sein wird.«
    »Es wäre nicht klug von Ihnen, hierzubleiben«, stellte er fest.
    »Das weiß ich.«
    »Wohin werden Sie gehen?«
    »Zurück nach Everton natürlich.«
    »Aber wie? Es sieht so aus, als hätten Sie jeden Rückweg zerstört.«
    »Vielleicht weiß jemand im Untergrund Rat.«
    »Sie sollten vorsichtig sein.«
    »Ich weiß, es wird kein Vergnügen.«
    »Sie haben den Tod in die Endwelt gebracht. Ashby wird hinter Ihnen her sein.« Duncan zog einen frischen Umhang und ein einfaches Kleid, wie ich es an den Dienstmädchen von Darklinggesehen hatte, unter dem Tisch hervor. Er half mir beim Umkleiden.
    »Was wird hier geschehen?«, fragte ich.
    »Mr. Whatley wird erst einmal seine Kräfte sammeln. Was danach kommen wird, weiß ich nicht. Können Sie gehen?« Er half mir aus dem Stuhl. Stehen fiel mir viel leichter als vorher. Er führte mich aus der Kammer und dem lichtlosen Raum zur Rückseite des Hauses, wo der Obstgarten, nun wieder befreit von Kutschen und Hochzeitsgästen, wartete.
    »Ich wünsche Ihnen viel Glück, Mrs. Markham.«
    »Und ich dir, Duncan.«
    Wir schüttelten uns die Hand, und ich trat hinaus in die Nacht. Ich fühlte mich anders, fast schwerelos in den Dienstmädchenkleidern, die er mir gegeben hatte. Mein Körper musste fast alles Blut verloren haben, und ich hatte keine Pflichten, keine Begleiter und nicht die geringste Idee, wo ich meinen Heimweg finden könnte. Aber irgendetwas stimmte nicht. Etwas drückte gegen meine Brust.
    Ich griff in das Kleid und zog die

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