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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Schlüssel?«
    Goverts zuckte mit den Schultern und öffnete die Tür.
    »Jeder könnte sich den Schlüssel einfach nehmen«, sagte ich. »Dabei ist er Chef eines Sicherheitsdienstes!«
    »Niemand interessiert sich für die Schlüssel anderer Leute«, entgegnete er.
    Ich dachte an die Nachbarin und wie sie im Frühjahr die Kästen umdrehte, um die Blumenerde zu erneuern und frische Lobelien zu pflanzen. Na so was, ein Schlüssel! »Warum gießt die Nachbarin nicht auch Stefs Blumen? Dann müssten Sie nicht extra hierher kommen.«
    Goverts hatte die Tür bereits geöffnet und drehte sich um. »Die Nachbarin hält sich und die Kinder von Stef fern«, antwortete er. »Sie glaubt, es sei ansteckend.«
    Ich folgte Goverts in Stef Molenaars Zuhause: ein Schlafzimmer mit Doppelbett, das mit Kasernenpräzision gemacht war, ein blitzsauberes Bad und eine kleine Küche, die aussah, als würden jeden Moment Käufer erwartet. Das Wohnzimmer war mit einer skandinavischen Essecke, zwei Armstühlen und einem niedrigen Tisch vor dem Fenster eingerichtet. An der gegenüberliegenden Wand stand ein Schreibtisch, dahinter Bücherregale. Molenaar besaß viele Blumen, eine Kletterpflanze, die sich unter der Decke über den Bücherschrank rankte, Asparagi und hängenden Wein auf Blumensäulen, blühende Sukkulenten am Fenster. Nur der Strauß welkender rosafarbener Gladiolen in einer hohen Kristallvase auf dem Schreibtisch sah vernachlässigt aus.
    Diese pieksaubere Wohnung schien so gar nicht zu dem mürrischen Stef Molenaar zu passen, dem ich im Gefängnis begegnet war, oder dem Hitzkopf, der in einer Tiefgarage auf einen anderen Mann losging. Ich dachte an meinen früheren chaotischen Junggesellenhaushalt und an CyberNels sorglose Schlampigkeit. Hier dagegen sah es aus, als sei jemand allzeit auf eine Kontrolle des Bundes orthodoxer Hausfrauen vorbereitet.
    Goverts bemerkte meinen Blick. »Stef ist sehr ordentlich«, sagte er und begann unverzüglich, die Blumen zu gießen.
    »Ist die Polizei hier gewesen?«, fragte ich.
    »Ja, natürlich.« Er lachte. »Sie haben sich nicht getraut, Unordnung anzurichten.«
    »Haben sie etwas mitgenommen?«
    »Soweit ich weiß, nur die Munition aus dem Schlafzimmerschrank und seine Pistole.«
    Die Bücher hatten sie ordentlich wieder zurückgestellt. Ich sah wenig philosophische Werke. Im untersten Fach standen einige Ordner und große Bücher, Nachschlagewerke, Literatur über Waffen, Jagd in Wald und Feld sowie das Handbuch für den Unteroffizier. Darüber eine Reihe gebundener Romane, wie von einem Buchclub. Ich zog So grün war mein Tal heraus und schlug es auf. Vorne drin war ein Aufkleber: Gästebibliothek Hotel Fuga.
    »Seine Mutter versuchte immer, ihn zum Lesen zu bewegen«, sagte Goverts. »Aber Stef ist kein Leser, eher ein Denker.«
    Cogito, ergo sum. »Lesen und Denken gehören doch oft zusammen«, erwiderte ich.
    »Nicht für Stef. Der denkt am besten in der freien Natur.« Auf Goverts Stirn bildete sich eine Falte. »Das wird hart für ihn, hinter Schloss und Riegel.«
    »Er denkt die ganze Zeit an Flucht.«
    Das Plätschern der Gießkanne schwieg. »Hat er das gesagt?«
    »Mehr oder weniger. Aber man müsste geschickter sein als Houdini, um aus einem modernen Gefängnis auszubrechen.«
    »Davon wird er sich nicht abhalten lassen«, meinte Goverts bedrückt. »Stef geht zu Grunde, wenn man ihn für längere Zeit einsperrt.«
    »Wo bringt er seinen Krempel unter?«, fragte ich. »Ich meine Koffer oder Umzugskisten, gibt es einen Abstellraum?«
    »Zu jeder Wohnung gehört ein Keller auf der anderen Seite. Man kommt durch den Haupteingangsflur hin. Aber dort hat die Polizei auch schon gesucht.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich war dabei, sie brauchten den Schlüssel. Stef hat ihnen meine Telefonnummer gegeben.«
    »Hat die Polizei gesehen, wo der Schlüssel lag?«
    »Nein, ich habe ihn vorher abgeholt.«
    »Warum?«
    Gleichmütig erwiderte er meinen Blick. »Um unnötige Fragen zu vermeiden.«
    »Das verstehe ich nicht. Sie hätten ihnen eine Theorie liefern können, wie der Einbrecher hier reingekommen ist!«
    Er biss sich auf die Lippen. »Die haben ja doch nicht an diesen Einbruch geglaubt. Sie haben alles auf Fingerabdrücke untersucht, aber nur die von Stef gefunden.«
    Tja. »Hat es andere Spuren gegeben, war irgendetwas nicht an seinem Platz?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Dann hätte Stef das sicher der Polizei erzählt.«
    Davon wurde in den Berichten nichts erwähnt.
    Goverts

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