Charlotte
hinaus in die frische Luft zu trampen, zu den Fliegenweibchen, den verrottenden Äpfeln, der Hundescheiße, der Freiheit. Aber Fliegen schmieden keine Pläne.
In der engen kleinen Straße musste ich mich entscheiden, ob ich ein gutes Stück zu Fuß gehen oder die halbe Fahrbahn blockieren wollte. Autos mit wütenden Gesichtern darin zwängten sich mit zwei Rädern auf dem anderen Bürgersteig an mir vorbei. Kleine, alte Häuser, dicht an dicht, mittelalterliche Gemütlichkeit aus einer Zeit vor den Kongresszentren und Einkaufsgalerien. Goverts passte in seine niedrige Tür.
»Sie erzählten, Sie hätten die Blumen gegossen, wenn Stef nicht zu Hause war«, sagte ich.
Er kniff die Augen zusammen. »Ich habe nicht bei ihm eingebrochen, wenn Sie das meinen.«
»Ich brauche nur mal den Schlüssel. Ich würde mich gerne mal umsehen.«
»Ist Stef damit einverstanden?«
»Ich habe vergessen, ihn zu fragen. Ich kann hier nicht lange stehen bleiben.«
Er zögerte einen Moment und sagte: »Dann komme ich mit. Ich glaube, das wäre besser.«
»Steigen Sie ein.«
»Der Hund muss auch mit.«
Ich seufzte. »Ich hoffe, er ist sauber.«
»Sauberer als die meisten Menschen.« Er nahm sein Jackett und die Leine von einer Garderobe hinter der Tür und pfiff zwischen den Zähnen hindurch. Der Schäferhund schlüpfte hinaus und ich hielt ihm die Tür auf. Das Tier schaute misstrauisch sein Herrchen an, bevor es auf die Rückbank kletterte.
»Nächste Woche hat der Junge Verhandlung«, sagte Goverts, als wir aus dem Zentrum hinausfuhren.
»Junge« war nicht gerade ein Wort, das sich mir bei dem Gedanken an Stef Molenaar aufdrängte. »Gehen Sie hin?«
»Ich meine damit, dass Sie nur noch wenig Zeit haben, wenn Sie noch was ändern wollen.«
»Helfen Sie mir doch mal auf die Sprünge.«
Goverts schaute weg. »Ich weiß ja auch nicht«, sagte er. »Ich würde ihm nur gerne helfen.«
Es war nicht weit, über Bahngleise hinweg gelangte man in eine freundliche Allee mit fünf oder sechs niedrigen Mietshäusern, umgeben von Sträuchern, Rosenbeeten und gepflegten Rasenflächen. Plattenwege führten an den Häusern entlang. Der einzige richtige Parkplatz bestand aus einer kleinen, von Ligusterhecken umgrenzten Fläche beim vordersten Gebäude.
Goverts lotste mich zum dritten Haus. Auf der Straße standen Mülleimer. Goverts stieg aus, trug ein paar von ihnen auf den Bürgersteig und winkte mich in den freien Parkplatz. »Die Frauen blockieren die Straße für ihre Männer, damit die einen Platz finden, wenn sie um fünf Uhr nach Hause kommen.«
»Wo stellt Stef normalerweise sein Auto ab?«
»Egal, irgendwo.« Goverts öffnete die hintere Tür und kurbelte die Seitenscheibe ein wenig herunter. »Brav warten«, sagte er zu dem Hund und drückte die Tür zu. »Der kleine Parkplatz am ersten Haus ist immer voll. Auf dem Rasen ist Parken verboten. Wenn man zu spät kommt, kann man seinen Wagen höchstens noch an der Schule dahinten stehen lassen.« Er lachte abfällig. »Als die Häuser gebaut wurden, gab es Platz genug. Aber jetzt hat jede Familie zwei Autos. Oder drei, wenn der achtzehnjährige Sohn noch bei Muttern wohnt.«
Ich brauchte mich nur umzuschauen, und mir wurde klar, dass die Chance minimal war, einen Zeugen zu finden, der den Ford von Molenaar irgendwo hatte stehen sehen.
Eine Frau klopfte böse an ihr Fenster im ersten Stock und ich hielt mein Handgelenk hoch und bedeutete, auf meine Uhr tippend, dass wir gleich wieder weg wären. Die Häuser hatten zentrale Treppenhäuser und Lifte in die oberen Etagen, doch für die Bewohner im Erdgeschoss gab es eigene Hauseingänge mit jeweils zwei Türen. »Unten liegen jeweils die größten und die kleinsten Wohnungen«, erklärte Goverts. »Auf der einen Seite eine Vierzimmerwohnung, auf der anderen ein Appartement. Damals kam man gerade auf den Trichter, dass es auch Leute gibt, die allein leben wollen.«
»Eine ziemlich teure Gegend«, bemerkte ich.
»Eine Art bessere Genossenschaftswohnungen. Stef wohnt hier, seit er den Job bei Waltros hat, dort verdient er gut.«
Er führte mich zum vorletzten Hauseingang. An der Wand der großen Wohnung lehnten Kinderfahrräder. Goverts hob einen Blumenkasten an einem Ende an und kramte einen Schlüssel darunter hervor.
»Ich dachte, Sie hätten einen Schlüssel?«, sagte ich.
»Was Sie nicht alles denken.«
»Pflegt Stef die Geranien?«
»Nein, die Nachbarin.«
»Die kommt also auch ganz leicht an den
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