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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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stand da und schaute mich an. »Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, gestand er. »Aber wenn eingebrochen wurde, dann war es jemand, der sich auskannte.«
    Den Eindruck hatte ich auch. »Hat Stef keinen Computer?«
    »Vielleicht in seinem Büro bei Waltros. Ich werfe die Blumen mal lieber weg.« Goverts nahm die Vase mit den Gladiolen vom Schreibtisch und verschwand damit in der Küche.
    Ich setzte mich an den Schreibtisch. Ein Telefon, ein Schälchen mit Stiften und einer Schere, eine Schreibunterlage, ein Schreibblock, ein ordentlicher Bierdeckel an der Stelle, an der die Gladiolen gestanden hatten. Ich hob die Unterlage an. Keine Zettel, wie unter anderen Schreibunterlagen. Der linierte Block war zur Hälfte aufgebraucht. Ich blätterte den Rest durch, nichts. Ich hielt ihn schräg unters Licht, erkannte aber keine Abdrücke des zuletzt beschriebenen Blattes. Vielleicht riss er die Blätter ab und legte sie auf die Papprückseite, bevor er darauf schrieb. Keine Telefonierkritzeleien. Übertrieben diszipliniert. Oder ein gut ausgebildeter Sicherheitsmann.
    Ich nahm den Telefonhörer ab und drückte auf die Wahlwiederholungstaste. Ein Rufzeichen ertönte, aber niemand meldete sich. Vielleicht eine Firma, oder sein eigenes Büro bei Waltros, es war nach fünf.
    Ich schaute in Ordner mit alphabetisch geordneten Schreiben und Rechnungen, seinem Mietvertrag, Mitteilungen des belgischen Jagdvereins, ein Waffenschein für eine 9-mm-Walther. Eine Rechnung von einem Bestattungsunternehmen, eine gesonderte für den Grabstein seiner Mutter. Ich blätterte Briefe von Freunden durch. Hi Stef, ich hoffe, du kommst wieder zum Treffen der Grenadiere. Ein trauriger Brief von einem gewissen Herman, der ihn vor kurzem im Club kennen gelernt hatte und nicht wusste, was er mit seinem Leben anfangen sollte. Ich stellte den Ordner zurück und zog die Schubladen auf.
    Kontoauszüge, Schreibpapier und Umschläge. In der obersten Schublade ein Zigarrenkistchen mit Umschlägen und Klammern für den Hefter, der daneben lag, Reißzwecken, Gummibänder, ein schwarzes Büchlein. Eine Blechdose mit Guldenscheinen und niederländischen Münzen. Vielleicht hoffte er wie Millionen anderer Optimisten, dass sie irgendwann im Leben nochmal ein Vermögen wert sein würden. Ich nahm das schwarze Büchlein zur Hand. Namen, Adressen, Telefonnummern. Die meisten sagten mir nichts. Von vielen Freunden und Bekannten standen nur die Vornamen drin. Ich notierte mir die Adressen des Jagdvereins in den Ardennen und die von zwei Clubs, die unter C standen: das Dorian in Utrecht und das De Grif in Arnheim. Laut Polizeibericht war er am Abend vor dem Mord in dem Schwulenclub in Utrecht gewesen. Ich fand nichts über den Fußballverein in Heelsum. Merkwürdig.
    Ich stellte das Büchlein auf den Rücken und ließ es aufklappen. Es öffnete sich beim Buchstaben L. Lansdam, eine Werkstatt, von der ich Rechnungen in dem Ordner gefunden hatte. Lars/John und einige weitere Paare nur mit Telefonnummer. Ludo, mit belgischer Vorwahl. Stef hatte einen großen Bekanntenkreis.
    Ich hob den Blick. Goverts stand in der Tür und schaute mich merkwürdig an. »Sind Sie fertig?«
    Ich legte das Adressbuch zurück und schloss die Schublade.
    »Mein Hund ist alt und wird allmählich inkontinent, genau wie sein Herrchen. Schlecht für Ihre Polster.«
    »Ich dachte, er sei stubenrein.«
    »Für Inkontinenz kann er nichts.«
    Wir verließen die Wohnung und Goverts legte den Schlüssel zurück unter den Blumenkasten. Ich folgte ihm über den Plattenweg und überlegte es mir plötzlich anders. »Zwei Sekunden mit den Nachbarn«, sagte ich. »Lassen Sie den Hund inzwischen schon mal raus.«
    »Dann geben Sie mir mal die Schlüssel.«
    »Es ist nicht abgeschlossen. Niemand stiehlt ein Auto mit einem inkontinenten Schäferhund auf dem Rücksitz.«
    Er lachte und spazierte davon.
    Im Eingangsbereich gab es keine Fenster, nur Spione in den Türen. Ich schellte bei den Nachbarn. Eine erschöpft aussehende Frau mit einer geblümten Schürze und Mehlspuren auf den geäderten Händen öffnete.
    Ich wedelte mit meinem Meulendijk-Ausweis. »Wir ermitteln noch immer in der Sache mit Ihrem Nachbarn«, sagte ich vage. »Die Polizei hat Sie schon befragt, richtig?«
    »Ich habe den Meneer an dem Tag nicht gesehen«, antwortete sie abweisend. »Wir haben kaum Kontakt zu ihm.«
    »Sind Sie auch nach Besuchern gefragt worden?«
    »Nein. Ich kann Ihnen wirklich nicht weiterhelfen.«
    Ich hielt sie mit

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