Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
Molenaar hat militärische Erfahrung, außerdem ist er Scharfschütze. Er wäre in der Lage, einen solchen Plan zu schmieden und durchzuführen. Das Einzige, was mich daran stört, ist, dass Molenaars Verhältnis zu Runing so gar nicht kaltblütig oder professionell war, sondern eher emotional. Der Angriff in der Tiefgarage machte einen ziemlich impulsiven Eindruck.«
    »Das passt nicht zusammen.«
    Ich nickte. »Ein anderes Problem ist der Tatort. Wenn man sich dort umschaut, wird einem sofort klar, dass der Mörder Runing nicht einfach auf gut Glück gefolgt ist. In dem Fall hätte er zum Beispiel sein Auto auf dem Parkplatz des Sportparks abgestellt, wo es jemandem aufgefallen wäre, und auch Molenaar selbst wäre bemerkt worden. Schließlich hätte er mit einem Gewehr bewaffnet um den ganzen Sportpark herumspazieren müssen, um an die günstigste Stelle für den Schuss zu gelangen. Und das haut überhaupt nicht hin. Runing traf gegen drei Uhr ein und wurde um vier niedergeschossen. Jemand, der sich dort nicht auskannte, konnte unmöglich innerhalb von einer Stunde das gesamte Gelände erkunden, einen geeigneten Parkplatz finden, einen Fluchtweg planen und dann noch so lange herumsuchen, bis er die ideale Stelle für die Tat gefunden hatte. Ich glaube daher, dass der Mörder schon viel früher dort war und auf Runing gewartet hat.«
    Faber runzelte die Stirn. »Aber Molenaars Wagen wurde gesehen.«
    »Vergiss es. Die Polizei hat bei der Befragung der Anwohner ausdrücklich einen blauen Ford Sierra erwähnt.«
    Seine Augen funkelten. »Bist du dir sicher?«
    »Du kannst die Zeugin befragen.«
    Mir fiel plötzlich ein, dass der alte Buizing einen Angler gesehen hatte. Eine zünftige Angeltasche könnte groß genug sein, um ein Gewehr darin zu transportieren.
    Faber drückte seine Zigarette aus. »Du bist also der Meinung, dass der Täter von Runings Verabredung zum Golfen gewusst haben muss. Außerdem muss er erfahren haben, wo genau das Treffen stattfand, sodass er die Umgebung vorher auskundschaften konnte?«
    »Mehr noch. Der Mörder kannte den Golfplatz und wusste, dass Runing dort Stammgast war. Er brauchte nur einen Tipp erhalten zu haben, dass Runing an jenem Nachmittag dort sein würde. Er wusste, von wo aus er ihn sicher erwischen würde. Er kann sogar in der Nacht davor schon sein Gewehr zwischen den Sträuchern versteckt haben.«
    Faber atmete auf. »Wenn du dafür Beweise finden kannst, bedeutet das Freispruch für meinen Mandanten. Molenaar hat nichts von diesem Golfplatz gewusst.«
    »Falsch. Molenaar kennt ihn wie seine Westentasche.«
    »Wie bitte?« Faber stand erschrocken auf, ging zur Tür und drückte sie zu, als befürchte er, dass den Bewachern etwas für seinen Mandanten Belastendes zu Ohren kämen. Er drehte sich um und sagte: »Stef hat noch nie einen Golfschläger in der Hand gehabt.«
    »Aber er hat Fußball gespielt.«
    »Na und?« Er wurde sauer.
    Es tat mir Leid, dass ich ihn enttäuschen musste. »Der Golfplatz wurde vor zehn Jahren über Fußballplätze hinweg angelegt. Dein Mandant hat dort sein halbes Leben lang Fußball gespielt, bei den Samstagsturnieren des Niederländischen Fußballverbandes. Letztes Jahr hat er noch die Juniorenmannschaft trainiert. Er ist ein gern gesehener Gast, der Sekretär des Fußballvereins hörte gar nicht mehr auf, von ihm zu erzählen.«
    Faber sank in seinen Sessel und sagte aus vollem Herzen: »Verdammt.« Er biss sich auf den Mund, holte mit nervösen Bewegungen eine neue Zigarette aus dem Etui und fummelte umständlich mit dem Streichholzmäppchen herum. Er war völlig fassungslos.
    Ich versuchte, ihn zu trösten. »Manchmal lügt einer in einem ersten Impuls und kann dann nicht mehr zurück.«
    »Das weiß ich selber. Mist!«
    »Das muss aber nicht unbedingt bedeuten …«
    Ein plötzlicher Tumult, klirrendes Glas und laute Schreie ließen uns beide erstarren. Faber und ich rannten hinaus auf den Flur. Die Tür zu Hesselheims Sprechzimmer stand weit offen. Wind wehte durch ein kaputtes Fenster hinein. Einer der Bewacher drängte uns grob beiseite und rannte an uns vorbei zum Aufzug. Der andere beugte sich über Hesselheim, der mit blutendem Kopf in seinem Stuhl hing.
    Ich entdeckte im Flur ein Telefon. »Ruf einen Arzt!«
    Faber eilte zum Apparat. Ich lief durch das Sprechzimmer zum Fenster und steckte vorsichtig den Kopf durch den Kranz von Scherben.
    Stef Molenaar lag unter mir auf dem Kies, neben einem kanariengelben Müllcontainer. Er sah

Weitere Kostenlose Bücher