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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Polizei sofort von der Prügelei in der Tiefgarage erzählt.«
    »Er hätte sich verdächtig gemacht, wenn er es nicht getan hätte. Er wusste, dass die Polizei so oder so davon erfahren würde, durch Hennie van Loon zum Beispiel.«
    Nel trank bedächtig von ihrem Kaffee. »Die Vorstellung von einer Romanze hinkt ein wenig. Es muss Harry von Anfang an klar gewesen sein, dass Molenaar der Hauptverdächtige sein würde, und von einem Geliebten, der zwanzig Jahre in den Knast wandert, hat man nicht viel.«
    »Es sei denn, man hat ihn von Anfang an manipuliert.«
    »Das hätte Molenaar inzwischen sicher durchschaut. Warum sollte er ihn dann weiterhin schützen?«
    »Molenaar würde keinerlei Nutzen daraus ziehen, Harry als Mitwisser zu verpfeifen. Sein Strafmaß verringert sich dadurch nicht. Er wollte Runing ermorden und war Harry dankbar dafür, dass er ihn mit Informationen versorgte. Vielleicht hat Harry ihn sogar davor gewarnt, dass man ihn als Ersten verdächtigen würde. Noch ein Grund mehr, Harrys Blumen zu schätzen.«
    »Du weißt doch gar nicht, ob es Harry war.«
    »Das müsste sich rauskriegen lassen.«
    Nel schüttelte den Kopf und sagte: »Harry Bolink. Ich werde ihn überprüfen, aber irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. Molenaar hat hier niemanden mehr. Seine Mutter ist tot, er hat Runing ermordet. Er weiß ganz genau, dass er der Hauptverdächtige ist und ihn in den Niederlanden nichts als Scherereien erwarten. Trotzdem fährt er nach Belgien, geht zu einem Bingoabend, kommt brav zurück und lässt sich verhaften. Ist er übergeschnappt? Warum haut er nicht ab nach Peru? Notfalls zusammen mit seiner Gladiole?«
    »Keine Ahnung.«
    Das Telefon neben der Kaffeemaschine auf der Anrichte klingelte. Ich nahm ab. »Max Winter.«
    »Arnold Faber.«
    »Ich habe bisher nur wenig für dich«, sagte ich.
    »Was hattest du für einen Eindruck?«
    »Könnte sein, dass er nicht mehr alle Tassen im Schrank hat.«
    Ich hörte, wie ihm der Atem stockte. »Wieso glaubst du das?«
    »Nel hat mich darauf gebracht, durch ihre Definition von gesundem Menschenverstand. Aber wir sind uns noch nicht sicher.«
    »Könntest du morgen früh um zehn in Utrecht sein?«
    »Bei Gericht?«
    »Nein. Ich habe eine psychiatrische Untersuchung beantragt. Sie findet morgen früh statt.«
    »Das ist doch mal was anderes.« Ich schaute Nel nach, die das Geschirr in die Spülmaschine geräumt hatte und im Wohnzimmer verschwand, um den Fernseher einzuschalten und die Kerzen anzuzünden. Vielleicht würde es doch noch ein netter Abend werden, mit einem guten Film und Nel über meine Knie drapiert. »Ich glaube nicht, dass ich dabei zugelassen werde. Du übrigens auch nicht.«
    »Ich weiß. Aber ich kenne den Psychiater, Doktor Hesselheim. Er weiß, dass bis zum Gerichtsverfahren nur noch wenig Zeit bleibt, und ist bereit, mir nach der Untersuchung schon einmal seinen ersten Eindruck mitzuteilen. Ich dachte, der würde dich vielleicht auch interessieren.«
    Wir verabredeten uns und ich gesellte mich zu Cyber-Nel, die Matrix noch einmal sehen wollte.
    »Habe ich richtig gehört?«, fragte sie, als ich mit einem Glas Cognac neben ihr auf dem Sofa saß.
    »Wenn Molenaar morgen für unzurechnungsfähig erklärt wird, sind deine Probleme mit dem gesunden Menschenverstand gelöst«, sagte ich.
     
    Als ich aus dem Aufzug trat, stand Molenaar, von zwei Zivilbeamten eskortiert, mürrisch am anderen Ende eines dunkelgrauen Ganges und übte sich in Geduld. Faber war bei ihm und redete in gedämpftem Ton mit seinem Mandanten, der mit Handschellen an einen der Bewacher gefesselt war. Der andere Beamte nahm eine abwehrende Haltung ein und griff mit einer Hand unter sein Jackett. »Wer ist dieser Meneer?«
    Faber schaute sich um. »Das ist mein Ermittler.« Er reichte mir die Hand. »Hallo, Max.«
    »Morgen, die Herren.« Ich nickte den Bewachern zu. Molenaar warf mir einen feindseligen Blick zu und wandte sein Gesicht zu einer verschlossenen Tür. Auf einem Schild stand: PROF. DR. H. J. HESSELHEIM.
    Faber zeigte auf eine Tür gegenüber und sagte: »Du kannst solange dort warten. Ich bin gleich bei dir.«
    Das kleine Wartezimmer war mit einem Tischchen voller Zeitschriften, Armstühlen aus Chromrohren und gelbem Plastik sowie einer Sukkulente auf der Fensterbank eingerichtet. Die Sukkulente hatte Aussicht auf Bäume und den Verkehr auf dem Catharijnesingel. Ich ließ die Tür offen und verrückte meinen Stuhl, um den Flur im Auge zu

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