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Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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nach Hause gegangen, um das mit ihren Eltern zu klären.«

Die Wochen flogen nur so dahin und plötzlich stand Weihnachten vor der Tür. In den letzten Tagen vor den Weihnachtsferien war in der Schule kaum noch etwas los. Die Zeugnisnoten standen fest und die Lehrer wussten, dass wir anderes im Kopf hatten als französische Grammatik, Matheformeln oder Biologie. In den meisten Stunden sahen wir Filme oder Diavorträge oder machten irgendwelche Spiele.
    Immer wieder schaute ich mir heimlich auf meinem Handy die vielen Fotos an, die ich in den letzten Wochen von Won Da Pie geknipst hatte, und mir fiel auf, wie sehr er sich schon verändert hatte, seitdem er bei mir war. Er hatte viel mehr Muskeln bekommen und einen kräftigen Hals. Sein Fell war nicht mehr stumpf, es glänzte wie eine reife Kastanie.
    Ich hatte nie ganz verwunden, dass Thierry sich nicht bei mir gemeldet hatte. Vielleicht war das bevorstehende Weihnachtsfest ja die Gelegenheit, es einfach noch mal zu versuchen. Heute Abend würde ich ihm die schönsten Bilder von Won Da Pie als E-Mail-Anhang schicken. Wenn er sich dann nicht meldete, war es mir auch egal.
    Mehr als Thierry beschäftigten mich die Proben für unsereWeihnachtsfeier, deren Organisation in diesem Jahr ganz in den Händen des Jugendvorstands lag. Wir hatten einige heiße Diskussionen geführt und uns dann zusammen mit Herrn Kessler, der unsere Ideen schließlich in die Praxis umsetzen musste, auf fünf Programmpunkte geeinigt: Beginnen sollte die Weihnachtsfeier mit einer Schulpferde-Quadrille, danach folgte eine Springquadrille, ein Pas de deux von Isa und Nicole, eine Voltigiervorführung und zum Schluss würde der Weihnachtsmann mit Kutsche und Geschenken in die Halle kommen. Anschließend sollte die Feier mit Würstchen und Glühwein für die Erwachsenen im Kasino ausklingen. Es war ziemlich aufregend, verantwortlich für eine so große Veranstaltung zu sein, aber es machte auch riesigen Spaß. Mittlerweile war offiziell bekannt, dass Herr Kessler am 31. Dezember aufhören würde, deshalb hatten wir ebenfalls beschlossen, ihm im Rahmen der Weihnachtsfeier das inzwischen fertiggestellte Abschiedsalbum zu überreichen. Ingas ursprüngliche Idee, Fotos ganz altmodisch in ein Album zu kleben, war verworfen worden, dafür hatten Simon und Dani sich die Fotos per E-Mail schicken lassen und die, die es nicht digital gab, eingescannt. Im Internet hatten sie Fotobücher bestellt und jeder, der wollte, konnte sich ein Exemplar sichern. Das war für alle eine tolle Erinnerung an die Zeit mit Herrn Kessler.

    Mein Zeugnis war für mich keine Überraschung, weil wir die Noten ja vorher schon gewusst hatten. Und als nach der dritten Stunde der Gong ertönte, hatte ich nur noch denGedanken, so schnell wie möglich in den Stall zu kommen. Heute war um zwei Uhr Generalprobe für die Springquadrille und anschließend sollte die Reithalle weihnachtlich geschmückt werden. Ich drängte mich nach einem hastigen »Fröhliche Weihnachten!« an meine Klassenkameradinnen durch den Strom der Schülerinnen die Treppen hinunter. Wenn ich mich beeilte, konnte ich noch den Bus um halb elf erwischen und direkt in den Stall gehen. Als ich durch die von fettigen Fingerabdrücken übersäte Glastür hinaus ins Freie trat, traute ich meinen Augen kaum: Vom grauen Himmel rieselten erste Schneeflocken herab.
    Inga hatte sich im Reitstall nie mehr blicken lassen. In der Schule ging sie mir seit dem schrecklichen Nachmittag der Jugendvorstandswahlen aus dem Weg. Den Entschuldigungsbrief, den sie sicherlich auf Druck ihrer Eltern geschrieben hatte, hatte ich nur überflogen und sofort weggeworfen. Corsario gehörte Doro alleine, Ingas Vater hatte noch nicht einmal seinen Anteil vom Kaufpreis wiederhaben wollen, so sehr schämte er sich für das Verhalten seiner Tochter. Über die Zukunft von Corsario war noch nicht entschieden worden. Seit ein paar Wochen lief er meistens ohne zu lahmen, und die Stimmung im Stall war auf jeden Fall wieder viel schöner als in den letzten Monaten.
    Um kurz vor zwei führten wir die gesattelten Pferde in die Halle, nachdem wir zuvor die vier kleinen Hindernisse sternförmig in der Mitte der Halle aufgebaut hatten. Gunter war es gelungen, die Lautsprecheranlage zu reparieren, und so konnten wir heute das erste Mal richtig mit Musik reiten. Kitschige, amerikanische Weihnachtslieder klangenaus den Boxen und versetzen uns in eine feierliche Stimmung. Doro, Ralf, Kristina, Karsten, Oliver und ich

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