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Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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er frei war. Gelegenheiten wie diese waren selten, denn es gab nur die eine Reithalle und sie war meistens belegt. Mein Pferd trottete los, senkte die Nase bis auf den Boden und schnupperte in den Spänen, bis er eine Stelle fand, die ihm gefiel. Mit einem Vorderbein scharrte er, dann drehte er sich im Kreis und sank mit einem Grunzen in die Knie. Zuerst wälzte er sich genüsslich auf der linken Seite, dann drehte er sich auf die andere Seite, bis er aussah wie ein paniertes Schnitzel. Mit einem Satz war er wieder auf den Beinen und schüttelte sich, sodass die Späne wie eine Wolke um ihn herumflogen. Und dann ging’s los!
    Ich hatte angenommen, er würde nach einer Dreiviertelstunde Galopp und Springen müde sein, aber da hatte ich mich geirrt. In gestrecktem Galopp jagte Won Da Pie durch die Halle, dass es nur so donnerte. Wild quiekend schlug er aus, blieb stehen, drehte sich um die eigene Achse, stieg, schlug aus und bockte wie ein Rodeopferd. Seine Mähne und sein Schweif flatterten, und es machte Spaß zuzusehen,welche Freude er beim Freilaufen hatte. Als er sich nach ein paar Minuten gründlich ausgetobt hatte, blieb er stehen. Den Kopf hocherhoben, den Schweif aufgestellt, blickte er mit gespitzten Ohren zum Tor der Halle. Wenig später hörte auch ich das Tuckern des Dieselmotors vom alten Vereins-Lkw, mit dem Gunter und ein paar andere Männer in den Taunus gefahren waren, um einen Weihnachtsbaum und Tannenzweige für die Reithalle zu holen.
    »Won Da Pie«, lockte ich mein Pferd und hielt ihm ein Leckerli entgegen. »Komm her, na komm!«
    Der braune Wallach wandte den Kopf. Seine Ohren spielten vor und zurück. Er setzte sich in Bewegung und kam in einem imposanten Trab mit geblähten Nüstern auf mich zu, jeder Muskel angespannt. Sein Fell dampfte in der kalten Luft. Wenig später nahm er den Leckerliwürfel von meiner Handfläche und blickte mich kauend aus seinen dunklen Augen an. Mein Herz klopfte vor Glück und Freude über das Zutrauen meines Pferdes, das neben mir her zur Bande schritt und sich bereitwillig die Trense anlegen ließ. Ich klopfte ausgiebig seinen Hals. Manchmal konnte ich es noch immer nicht richtig fassen, dass dieses wunderbare Pferd ganz allein mir gehörte. Das war wirklich ein tolles Gefühl.
    Während ich Won Da Pie die Hufe auskratzte, öffneten die Männer die Verladerampe des Lkw.
    »Das war meine letzte Fahrt mit dieser Schrottschüssel!«, schimpfte Gunter. »Die Reifen sind sicher so alt wie das ganze Ding!«
    »Keine Entschuldigung für dein mangelndes fahrerischesKönnen«, frotzelte Simon. »Du bist mindestens fünfmal halb durch den Straßengraben geschrammt.«
    »Das nächste Mal kannst du ja fahren, du Schlaumeier«, schnappte Gunter humorlos.
    »Am besten bringst du den Lkw gleich in die Halle«, schlug Oliver vor. »Sonst müssen wir das ganze Zeug über den Hof schleppen.«
    »Stimmt«, sagte Gunter nach kurzem Überlegen.
    »Sollen wir etwa noch mal diese Rampe hochklappen?«, beschwerte sich einer der Männer. »Die wiegt mindestens eine Tonne!«
    Mit vereinten Kräften gelang es ihnen, die schwere Verladerampe wieder zu schließen und Gunter kletterte in das Fahrerhäuschen des orangefarbenen Ungetüms. Ich führte Won Da Pie schnell über den Hof in seine Box und legte ihm eine Abschwitzdecke über.
    Im Taunus schneite es offenbar schon stärker als hier unten bei uns, denn die Bäume und Tannenzweige waren voller Schnee. Ich zog Reithandschuhe und Jacke an und half den anderen, das ganze Grünzeug abzuladen und an die Bande zu lehnen. Mit einem Strohbesen klopfte Simon den Schnee ab. Isa, Merle, Gaby und Cordula kamen voll beladen vom Einkaufen zurück. Sie hatten Lametta, Christbaumkugeln und viele andere Sachen für die morgige Feier besorgt. Um fünf Uhr zählte Gunter fünfundzwanzig Leute, die zum Hallenschmücken erschienen waren. Sogar ein paar Erwachsene hatten sich eingefunden. Alex holte aus der zweiten Sattelkammer die elektrischen Lichterketten. Besser gesagt, er schloss die Tür auf und beaufsichtigteKarsten und Ralf, die die Kisten schleppen mussten. Herr Kessler überließ Alex das Kommando und stielte gemeinsam mit Herrn Schlichte, Herrn Friedrich und Herrn Herzinger den größten Baum ein, der in der Mitte des Hofs stehen sollte. Wir Jugendlichen packten den Christbaumschmuck aus und befestigten Kugeln und Lametta an den Tannenzweigen. Natürlich hatte Alex sich wieder eine der leichtesten Arbeiten herausgesucht, indem er die Lichterketten

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