Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
aus den Kisten holte.
    »Völlig verheddert, das Zeug«, bemerkte er nach ein paar Minuten, noch ganz ruhig und gelassen.
    Gaby, Jutta und Annika kehrten den Staub von der Bande, Isa und Merle putzten die Fensterscheiben des Kasinos und die Hallenspiegel. Kalt war niemandem von uns mehr.
    »An so ein Problem muss man mit System und Konzentration gehen«, verkündete Alex gerade großspurig. Herr Kessler fuhr den Traktor in die Halle und Oliver und Karsten hockten sich in die Schaufel des Frontladers. Auf diese Weise konnten sie die geschmückten Zweige einfacher an der Wand anbringen. Nebenbei vollführten sie artistische Kunststücke, die uns alle zum Lachen brachten.
    »Hoffentlich gibt’s bald was zu essen!«, rief Karsten. »Ich hab Hunger wie ein Wolf!«
    »Dann beeil dich und veranstalte nicht so ein Theater da oben!«, erwiderte Herr Kessler. Just in diesem Moment riss Alex der Geduldsfaden.
    »Welcher verblödete Idiot hat diese beschissenen Lichterketten letztes Jahr einfach in diese Dreckskisten gestopft?«,brüllte er plötzlich. Vorbei war es mit System und Konzentration.
    »Das war ich«, gab Herr Kessler zu. »Aber ich dachte, ich hätte sie ordentlich aufgewickelt.«
    »Wahrscheinlich hast du sie mit deinem konzentrierten System erst richtig verheddert«, tönte Simon aus der sicheren Höhe der Leiter, auf der er stand.
    »Ich hol dich gleich da runter, Orthmann!«, fluchte Alex.
    Wir stießen uns an und grinsten verstohlen.
    »Lassen Sie mich mal.« Frau Seifert nahm ihm das Knäuel aus Kabeln und Lämpchen aus den Händen und machte sich gemeinsam mit Frau Schlichte daran, das Chaos zu entwirren.
    »So.« Kaum war Alex die Arbeit los, war er schlagartig wieder guter Dinge und rieb sich die Hände. »Na, die Aufgaben scheinen ja gut verteilt zu sein. Ich gehe hoch ins Kasino und beaufsichtige euch von dort aus.«
    Als er gerade mit großen Schritten die Halle verlassen wollte, hielt Gunter ihn zurück.
    »Kannst du wohl eben den Lkw aus der Halle fahren, Alex?«, rief er.
    »Hat jemand was zu mir gesagt?« Alex blickte sich erstaunt um, und schon war er verschwunden. Gunter schüttelte nur den Kopf und stieg selbst in den Lkw.
    Um kurz vor halb sieben fuhr Herr Dittmann, der im Vorstand das Amt des Vergnügungswarts innehatte, mit seinem VW-Bus auf den Hof. Gemeinsam mit seinem nur sehr mäßig vergnügten Sohn Rainer schleppte er allerhand leckere Sachen in den Stall.
    »Mensch, hat der eine Laune«, sagte ich, als Rainer nicht einmal meinen Gruß erwiderte.
    »Wahrscheinlich hat er seit einer Viertelstunde nichts mehr zwischen die Zähne gekriegt«, kicherte Doro. Der Ärmste hatte wirklich schon beinahe dieselbe Figur wie sein fettleibiger Vater, der vor ein paar Jahren das Reiten aufgegeben hatte, weil er wohl keinem Pferd mehr seine geschätzten zweihundert Kilo zumuten wollte.
    »Sei doch nicht so fies«, rügte Cordula meine Freundin. »Es kann nicht jeder so spindeldürr sein wie du.«
    Sie war immer schrecklich moralisch und absolut humorlos. Doro und ich nannten sie heimlich »die Spitzmaus«, weil sie eine blasse Person mit einer spitzen Nase war. Aber da sie ziemlich gut reiten konnte, respektierten wir sie dennoch.
    »Na, zwischen Rainer Dittmann und spindeldürr gibt’s ja auch noch was«, mischte Gaby sich nun ein. »Mit fünfzehn muss man nicht so dick sein.«
    Gaby war die Voltigierlehrerin der Turniergruppe und das genaue Gegenteil von Cordula. Immer ein bisschen zerzaust, fröhlich und für jeden Spaß zu haben. Wir waren schon ein bunt zusammengewürfelter Haufen im Stall, aber zwei Dinge hatten wir eben alle gemeinsam, und das waren die Liebe zu den Pferden und die Freude am Reiten.

    Gunter und Herr Friedrichs hängten noch die inzwischen entwirrten Lichterketten an den Weihnachtsbäumen in der Halle und im Hof auf, der Traktor wurde aus der Halle gefahren und Herr Kessler schaltete die großen Neonröhrenan der Hallendecke aus. Hunderte von Glühlämpchen tauchten die Reithalle in ein sanftes Licht. Aus den Lautsprechern klang »White Christmas« von Bing Crosby und wir bewunderten unser gelungenes Werk in andächtigem Schweigen. Viel feierlicher konnte einem selbst an Heiligabend nicht zumute sein.
    Herr Kessler ließ die Neonröhren wieder aufflammen. »Das habt ihr prima gemacht. Und jetzt ab in den Stall und essen!«
    Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Im hinteren Teil der Stallgasse hatte Herr Dittmann einen Wurstwärmer aufgebaut, es gab Würstchen, Kartoffelsalat

Weitere Kostenlose Bücher