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Charlottes Traumpferd

Charlottes Traumpferd

Titel: Charlottes Traumpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Runden auf dem Rücken des Braunen, doch irgendwann verließ ihn die Kraft. Er beschrieb einen hohen Bogen, bevor er mit einem dumpfen Knall auf dem sommerharten Boden landete.
    Â»Das gibt’s doch gar nicht! So ein Mistvieh!«, fluchte Nicolas und lief zu seinem Neffen, der sich schon wieder aufgerappelt hatte.
    Won Da Pie war unterdessen stehen geblieben. Seine Ohren zuckten nervös vor und zurück.
    Â»Komm her«, sagte ich leise und streckte die Hand aus. »Komm her zu mir, Won Da Pie!«
    Zu meinem Erstaunen trabte er an und kam tatsächlich zu mir. Er stupste mich an und rieb seine nasse Stirn an meinem Oberarm. Das Vertrauen, das mir dieses Pferd ganz plötzlich und unerwartet entgegenbrachte, überwältigte mich. Won Da Pie war kein Mistvieh und kein Teufel. Vielleicht hatte er einfach Angst vor Männern! So etwas gab es. Ich erinnerte mich, dass Herr Lauterbach und Alex, der Sohn des zweiten Vorsitzenden, im Casino einmal über ein solches Pferd gesprochen hatten. Wenn der Besitzer auf Turnieren reiten wollte, musste seine Frau dem Pferd immer die Augen zuhalten, bis ihr Mann im Sattel saß.
    Nicolas diskutierte am Zaun mit Véronique und den anderen. Thierry fluchte laut herum.
    Â»Lässt du mich auf dir reiten?«, fragte ich Won Da Pie leise.
    Der Wallach schnaubte und stupste mich erneut an.
    Ich war immer ein Angsthase gewesen, aber ich wollte nicht, dass sie Won Da Pie noch weiter quälten. Mehr alsvon ihm runterfallen konnte ich schließlich nicht, und ich war schon so oft von Farina und Hanko gestürzt, dass ich es nicht mehr zählen konnte. Ich holte tief Luft und nahm meinen ganzen Mut zusammen.
    Â»Sei brav«, bat ich das Pferd und setzte meinen Fuß in den Steigbügel.
    Drei Sekunden später saß ich im Sattel.
    Won Da Pie drehte seinen Kopf und schnupperte an meiner Fußspitze.
    Â»Ich bin’s«, sagte ich. »Siehst du, du musst vor mir keine Angst haben.«
    Vorsichtig drückte ich die Schenkel an seinen Bauch, und er setzte sich ruhig im Schritt in Bewegung. Ich sah die fassungslosen Blicke von Nicolas, Véronique, Thierry, Sophie, Cécile und Rémy, als ich das Pferd neben ihnen anhielt.
    Â»Jetzt schaut euch das an«, sagte Nicolas. »Und ich habe geglaubt, unsere kleine Charlotte wäre ängstlich!«
    Â»Pah!« Thierry machte eine wegwerfende Handbewegung. »Der Gaul hat sich ausgetobt, das ist alles.«
    Â»Das glaube ich nicht.« Nicolas betrachtete sein Pferd und mich prüfend. »Er vertraut Charlotte. Sophie, hol eine Reitkappe!«
    Sophie rannte davon und kam wenig später zurück. Sie reichte mir die Kappe und ich setzte sie auf.
    Â»So«, sagte Nicolas. »Nun nimm die Zügel etwas kürzer und reite ihn eine Runde um die Bahn!«
    Ich tat, wie mir geheißen, obwohl mein Herz wie verrückt gegen meine Rippen schlug. Nach zwei Runden Schritt ließ Nicolas mich antraben. Won Da Pies Bewegungen waren federndund schwungvoll, sein Maul war sehr weich. Ich blickte auf seine Ohren, die sich aufmerksam bewegten. Er bog den Hals und kaute am Gebiss. Nichts war mehr übrig von seiner Angst. Locker und geschmeidig trabte er mit mir durch den Paddock. Er reagierte viel feiner auf die Hilfen als die abgestumpften Schulpferde, die ich gewohnt war.
    Â»Lass ihn angaloppieren!«, hörte ich Nicolas’ Stimme.
    Ich nahm den äußeren Schenkel zurück und drückte den inneren Schenkel an Won Da Pies Bauch. Das Pferd quiekte und machte einen übermütigen Satz, bei dem ich beide Bügel verlor. Ich trug nur eine Jeans und Turnschuhe und hatte in dem flachen Sattel keinen Halt. Won Da Pie schlug aus, als ich ihm meine hochgezogenen Absätze in den Bauch bohrte. Die Zügel waren mir längst durch die Finger geglitten, ich rutschte auf die Seite und beim nächsten Galoppsprung landete ich ziemlich unsanft genau da, wo auch vorhin Thierry gelandet war.
    Etwas benommen blieb ich einen Moment sitzen. Won Da Pie stoppte und blickte sich erstaunt nach mir um.
    Â»Ist alles okay?« Nicolas kam mit besorgtem Gesicht durch den Paddock auf mich zu.
    Ich nickte und stand auf. Das würde einen dicken blauen Fleck geben, aber alle Knochen waren heil. Ich ging zu Won Da Pie zurück, der mich neugierig anblickte, und ergriff seine Zügel.
    Â»Du ziehst die Knie hoch«, erklärte Nicolas mir, als ich wieder im Sattel saß. »Deswegen hast du auch die

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