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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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für die ganze Menschheit!«
    Sie ist eine solche Schleimerin. Ich könnte kotzen. Mum und Dad geht es offenbar genauso, da keiner von beiden antwortet. Auch Onkel Bill schenkt ihr keine Aufmerksamkeit, so dass sie widerwillig auf dem Absatz herumfährt.
    »Und wie geht es dir so, Lara? Hab dich ja kaum gesehen in letzter Zeit! Du versteckst dich wohl!« Sie nimmt mich genüsslich ins Visier, und ich weiche unwillkürlich auf meinem Stuhl zurück. Ohoh. Ich kenne diesen Blick.
    Meine Schwester Tonya hat drei Gesichtsausdrücke:
    Leer und einfältig.
    Laut, mit aufgesetztem Lachen, wie in »Onkel Bill, du bist einsame Spitze!«
    Selbstgefälligkeit, maskiert als Mitgefühl, wenn sie sich am Unglück anderer labt. Sie ist süchtig nach Reality-TV und Büchern mit traurigen, verwahrlosten Kindern auf dem Cover und Titeln wie Bitte, Oma, schlag mich nicht mit dem Bügeleisen!
    »Ich hab dich nicht mehr gesehen, seit du von Josh getrennt bist. Wie schade. Es sah aus, als wärt ihr zwei wie geschaffen füreinander!« Traurig neigt Tonya ihren Kopf. »Sah es nicht aus, als wären Sie wie geschaffen füreinander, Mum?«
    »Nun, es hat nicht funktioniert.« Ich gebe mir Mühe, nüchtern zu klingen. »Also, jedenfalls...«
    »Was ist schiefgelaufen?« Rehäugig sieht sie mich an, mit diesem unechten Mitgefühl, das sie vorschiebt, wenn jemand anderem etwas zustößt und sie sich wirklich, wirklich amüsiert.
    »Kommt vor.« Ich zucke mit den Achseln.
    »Aber doch nicht einfach so, oder? Es gibt immer einen Grund.« Tonya lässt nicht locker. »Hat er denn nichts gesagt?«
    »Tonya«, wirft Dad sanft ein. »Ist das jetzt der rechte Augenblick?«
    »Dad, ich will Lara doch nur helfen «, sagt Tonya gekränkt. »Es ist immer das Beste, solche Sachen auszusprechen! Oder hatte er eine andere?« Ihr Blick schwenkt zu mir zurück.
    »Ich glaube nicht.«
    »Lief es ganz okay?«
    »Ja.«
    »Wieso dann?« Sie verschränkt die Arme, wirkt verwundert, beinah vorwurfsvoll. »Wieso?«
    Ich weiß nicht, wieso !, möchte ich schreien. Glaubst du, ich hätte mich das nicht schon Milliarden Mal gefragt?
    »Es ist eben einfach so passiert!« Ich zwinge mich zu einem Lächeln. »Ich habe eingesehen, dass es nicht sein sollte, und ich bin darüber hinweg und gut drauf. Ich bin richtig glücklich.«
    »Du siehst nicht glücklich aus«, bemerkt Diamanté von der anderen Seite des Ganges her. »Oder, Mum?«
    Tante Trudy mustert mich einen Augenblick.
    »Nein«, sagt sie schließlich mit Entschiedenheit. »Sie sieht nicht glücklich aus.«
    »Bin ich aber!« Ich fühle, wie mir Tränen in die Augen steigen. »Ich verberge es nur! Ich bin wirklich, wirklich, wirklich glücklich.«
    Oh Gott, ich hasse meine Verwandten!
    »Tonya, Liebes, setz dich«, sagt Mum taktvoll. »Wie war das Internat, das ihr euch angesehen habt... ?«
    Angestrengt blinzelnd nehme ich mein Handy hervor und tue so, als würde ich meine SMS checken, damit mich niemand weiter belästigt. Dann, bevor ich es verhindern kann, scrollt mein Finger zu den Fotos.
    Nicht ansehen, sage ich mir. Nicht ansehen.
    Doch meine Finger wollen nicht gehorchen. Der Drang ist unwiderstehlich. Ich muss einen kurzen Blick darauf werfen, um das hier durchzustehen... Meine Finger tasten herum, auf der Suche nach meinem Lieblingsfoto. Josh und ich, zusammen an einem verschneiten Berghang, Arm in Arm, braungebrannt. Joshs blondes Haar lockt sich über der Skibrille, die er in die Stirn geschoben hat. Er lächelt mich mit diesem perfekten Grübchen in seiner Wange an, diesem Grübchen, in das ich immer meinen Finger gesteckt habe wie ein Baby den Finger in Knetgummi.
    Wir sind uns auf einer Guy-Fawkes-Party zum ersten Mal begegnet, an einem Feuer in einem Garten in Clapham. Ein Mädchen, das ich von der Uni kannte, hatte mich eingeladen. Josh verteilte Wunderkerzen an alle. Er zündete mir eine an und fragte mich, wie ich heiße, und schrieb »Lara« mit seiner Wunderkerze in die Dunkelheit, und ich lachte und fragte ihn nach seinem Namen. Wir schrieben gegenseitig unsere Namen in die Luft, bis die Wunderkerzen verglüht waren. Dann rückten wir näher ans Feuer und tranken Glühwein und erzählten von den Feuerwerkspartys unserer Kindheit. Alles, was wir sagten, war auf der gleichen Wellenlänge. Wir lachten über dieselben Dinge. Ich hatte noch nie jemanden getroffen, der so gelassen war. Oder so ein süßes Lächeln hatte. Ich kann mir nicht vorstellen, wie er mit einer anderen zusammen ist. Ich kann es

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