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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lächeln. Ich merke, dass von den Zwanziger-Jahre-Sextipps keine Rede mehr ist.
    »Also... bist du bereit?« Ich versuche, munter zu klingen. »Diese Läden können ganz schön deprimierend sein...«
    »Oh, ich komme nicht mit rein«, sagt Sadie beiläufig. »Ich sitze hier und warte. Ist mir lieber so.«
    »Okay.« Ich nicke. »Gute Idee. Du möchtest nicht...«
    Ich kann nicht weitersprechen, ich kann nicht sagen, was ich wirklich denke. Der Gedanke, der mir wie eine unheilschwangere Melodie durch den Kopf geht und immer lauter wird.
    Will denn keiner von uns beiden davon anfangen?
    »Also.« Ich schlucke.
    »Also was?« Sadies Stimme klingt hell und scharf wie ein Diamant. Und ich weiß sofort: Sie denkt auch daran.
    »Was glaubst du, was passiert, wenn ich... wenn...«
    »Meinst du, ob du mich dann endlich los bist?«, sagt Sadie schnodderig wie immer.
    »Nein! Ich meinte nur...«
    »Ich weiß. Du kannst es kaum erwarten, mich loszuwerden. Du kannst mich nicht mehr sehen.« Ihr Kinn bebt, aber sie lächelt mich kurz an. »Na, ich glaube sowieso nicht, dass es funktioniert.«
    Unsere Blicke treffen sich, und ich sehe, was sie mir sagen will. Reiß dich zusammen. Hör auf zu jammern. Kopf hoch.
    »Dann habe ich dich also an der Backe.« Irgendwie bringe ich es fertig, abfällig zu klingen. »Na, super.«
    »So leid es mir tut.«
    »Das kann ich echt gebrauchen.« Ich rolle mit den Augen. »Ein herrischer Geist, der bis ans Ende aller Tage bei mir rumhängt.«
    »Ein herrischer Schutzengel «, korrigiert sie mich energisch.
    »Miss Lington?« Der alte Herr steckt seinen Kopf zur Tür hinaus. »Ich wäre dann so weit.«
    »Danke! Einen Moment noch!«
    Als die Tür sich schließt, rücke ich unnötigerweise mehrmals meine Jacke zurecht. Ich ziehe an meinem Gürtel, um sicherzugehen, dass er auch ganz gerade sitzt, womit ich noch dreißig Sekunden herausschinde.
    »Ich gebe nur eben die Kette ab und bin in zwei Minuten wieder da, okay?« Ich bemühe mich, sachlich zu klingen.
    »Ich warte hier.« Sadie klopft an die Bank, auf der sie sitzt.
    »Dann gehen wir und sehen uns einen Film an. Oder so.«
    »Au ja.« Sie nickt.
    Ich tue einen Schritt, dann bleibe ich stehen. Ich weiß, es ist ein Spiel. Aber ich kann es nicht dabei belassen. Ich drehe mich um, entschlossen, sie nicht zu enttäuschen.
    »Aber... für alle Fälle. Für den Fall, dass wir...« Ich bringe mich nicht dazu, es auszusprechen. Ich kann es nicht mal denken. »Sadie, es war...«
    Es gibt nichts zu sagen. Kein Wort ist gut genug. Nichts kann beschreiben, wie es ist, Sadie kennengelernt zu haben.
    »Ich weiß«, flüstert sie, und ihre Augen sind wie zwei dunkle, funkelnde Sterne. »Ich auch. Geh schon.«
    Vor der Tür des Bestattungsinstitutes sehe ich mich noch ein letztes Mal um. Starr sitzt sie in ihrer aufrechten Haltung da, ihr Hals so lang und weiß wie eh und je, ihr Kleid umfließt die schlanke Gestalt. Sie blickt stur geradeaus, die Füße ordentlich ausgerichtet wie die Hände auf ihren Knien. Ohne sich zu rühren. Als würde sie warten.
    Ich kann mir nicht vorstellen, was ihr durch den Kopf geht.
    Während ich dort stehe, merkt sie plötzlich, dass ich sie beobachte. Sie hebt das Kinn und schenkt mir ein hinreißendes, herausforderndes Lächeln.
    »Halali!«, ruft sie.
    »Halali«, rufe ich zurück. Spontan werfe ich ihr eine Kusshand zu. Dann drehe ich mich um und trete entschlossen ein. Ich muss es jetzt tun.
    Der Beerdigungsunternehmer hat mir eine Tasse Tee gemacht und zwei Kekse hervorgekramt, auf einem Teller mit Rosendekor. Er hat ein fliehendes Kinn und begegnet allem und jedem mit einem feierlichen, tief tönenden »Ahaah«, bevor er zur eigentlichen Antwort kommt. Was mit der Zeit echt nervig ist.
    Er führt mich einen pastellfarbenen Korridor entlang, dann bleibt er vielsagend vor einer Holztür mit der Aufschrift »Liliensuite« stehen.
    »Ich lasse Sie einen Moment allein.« Er öffnet die Tür mit geübtem Handgriff und stößt sie ein Stück weit auf, dann fügt er hinzu: »Stimmt es, dass sie das Mädchen auf diesem berühmten Gemälde war? Das durch die Presse ging?«
    »Ja.« Ich nicke.
    »Ahaah.« Er lässt den Kopf sinken. »Bemerkenswert. Man kann es kaum glauben. Eine so alte Dame. Hundertfünf, soweit ich weiß. Ein biblisches Alter.«
    Obwohl ich weiß, dass er nur nett sein möchte, treffen mich seine Worte doch an einem wunden Punkt.
    »So sehe ich sie nicht«, sage ich knapp. »Für mich ist sie nicht

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