Charmant und unwiderstehlich
er. Seine Lippen berührten ihr Haar. „Lass uns auf die Veranda gehen, die ich heute für dich repariert habe.“ Melissa ließ sich von ihm führen. Durch die Tränen schimmerten ihre blaugrünen Augen noch heller und klarer. Er fing ihren Blick auf, und sie ließ ihn nicht mehr los. Dann senkte er den Kopf, und sie streckte sich ihm entgegen. Er konnte nicht entscheiden, ob sie den Anfang gemacht hatte oder er. Aber das spielte auch gar keine Rolle mehr, als ihre Lippen sich berührten. Noch nie im Leben hatte er sich einem Menschen so nahe gefühlt, und er hatte immer daran gezweifelt, dass er dazu überhaupt in der Lage war. Es war wie damals vor fünf Jahren in Bellfield, als er sie in den Armen gehalten hatte.
Brad umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen, fuhr mit den Fingern durch ihr Haar und küsste sie noch leidenschaftlicher. Sie schmeckte nach ihren Tränen.
Und ganz bestimmt auch nach seinen. Dann stöhnte Melissa auf, und Brad brach den Kuss ab, weil er einerseits befürchtete, dass sie protestieren wollte – und andererseits, dass sie es nicht tat.
„Wir müssen sofort aufhören. Vergiss es einfach. Du hast Recht gehabt, als du vorhin meintest, dass wir aus zwei verschiedenen Welten stammen.“ Er drückte ihr das Ultraschallbild in die Hand, das er immer noch bei sich trug. „Aber unsere beiden Welten sind einander begegnet. Wegen dieses kleinen Wesens. Und nichts auf der Welt wird daran etwas ändern können.“
Herausfordernd streckte sie ihm das Kinn entgegen. „Du kannst gern wieder in deiner Welt verschwinden und mir die Erziehung meiner Tochter allein überlassen. Ich habe nichts dagegen.“
Er hob ihre Hand mit dem Foto, küsste ihre Finger und schüttelte den Kopf. „Ich werde wiederkommen“, sagte er und verschwand in Richtung Range Rover.
„Versprochen.“
Auf der dreieinhalbstündigen Fahrt nach Devon grübelte Brad darüber nach, was eigentlich mit ihm geschehen war, als er Melissa das Ultraschallbild in die Hand gedrückt hatte. Er konnte diesen Augenblick nicht vergessen. Es schien ihm, als ob in den schwarzgrauen Streifen und Punkten des Fotos plötzlich ein kleines Babygesicht aufgetaucht war. Und plötzlich war Brad klar geworden, dass er mehr für das Kind seines Bruders würde tun müssen, als er es sich ohnehin schon vorgenommen hatte.
Es musste einen Weg geben, Garys Rolle zu übernehmen. Das Leben des kleinen Mädchens so weit zu begleiten, wie Melissa es ihm erlaubte. Für Gary. Für das Baby. Und, der Himmel möge ihm helfen, um seiner selbst willen.
Er musste Melissa davon überzeugen, dass er nicht das Monster war, für das sie ihn hielt. Und das würde er auch, selbst wenn er dazu auf ihrer Türschwelle kampieren musste. Langsam formierte sich ein Plan in seinem Kopf. Ja, so kann es funktionieren, dachte er. Ich kampiere einfach auf ihrer Türschwelle.
Oder ganz in der Nähe. Genau gegenüber der Einfahrt zu ihrem Grundstück stand ein kleines Haus inmitten einer Gruppe von Bäumen. Und es sollte verkauft werden. Der Bungalow entsprach zwar nicht ganz seinen Vorstellungen, und er befand sich auch nicht in einem besonders guten Zustand, aber es war kein Problem für ihn, einen Handwerksbetrieb mit der Renovierung zu beauftragen.
Außerdem hatte er eine Menge Überstunden angesammelt. Sogar sein Vater, ein bekennender Workaholic und der Seniorpartner in Brads Kanzlei, hatte angemerkt, dass Brad sich ein paar freie Wochen redlich verdient hatte. Er würde Urlaub einreichen. Vielleicht sogar ein Sabbatjahr nehmen. Gab es eine bessere Gelegenheit, Melissas Achtung und ihr Vertrauen zu gewinnen?
Melissa verlangsamte das Tempo, als sie sich ihrer Farm näherte. Aber diesmal bog sie nicht auf den Kiesweg ein, sondern hielt am Straßenrand an. Sie hatte sich nicht getäuscht. Auf dem Grundstück der Jacobs stand ein strahlend gelber Pick-up.
Vor ein paar Wochen hatten der Holzbungalow und die dazugehörigen fünf Morgen bestes Farmland verkauft werden sollen. Dann war das Schild des Maklers wieder verschwunden, und gerüchteweise hatte sie gehört, dass der Käufer das Haus instand setzen und selbst einziehen wollte.
Sie freute sich, dass das Anwesen nicht von einem großen Landwirtschaftsunternehmen aufgekauft worden war, und entschied, den neuen Nachbarn mit einem selbst gebackenen Kuchen zu begrüßen. Zehn Minuten später hatte Melissa sich bereits auf den Weg gemacht. In Aunt Doras Lieblingskorb trug sie einen Blaubeerkuchen
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