Charmant und unwiderstehlich
Frauen gezogen hast. Bestimmt aus dem alten Haushaltsbuch zum Thema Essen während der Schwangerschaft.“ Er lachte laut auf. „Nein. In Philadelphia habe ich mir ein paar Bücher über Schwangerschaft gekauft. In den letzten zweieinhalb Wochen hatte ich nicht viel Zeit zum Lesen, weil es in der Kanzlei so hektisch zuging. Bisher bin ich nur bis zum Kapitel über Ernährung gekommen. Und wie wichtig eine gute Ernährung ist.
Aber der Rest ist auch ziemlich spannend.“
Melissa starrte ihn ungläubig an. „Über die Kanzlei habe ich noch gar nicht nachgedacht. Wovon willst du hier leben?
Bis nach Philadelphia ist es ziemlich weit. Und überhaupt, was ist mit deiner Karriere?“
„Ich bin Teilhaber. Also habe ich eine Menge Vergünstigungen. Ich habe meinen Terminkalender aufgeräumt, mit meinen Mandanten gesprochen und mich für eine Zeit lang abgemeldet.“
„Einfach so?“ staunte sie. „Ist das nicht ein enormes finanzielles Risiko?“ Brad zögerte. Er wollte Melissa nicht mit Details belasten. „Ich kann es mir leisten. Mach dir keine Sorgen. Mein Konto ist gut gefüllt, und ich habe einen ausgezeichneten Ruf als Anwalt. So schnell kann mir nichts passieren. Im Moment ist mir nichts wichtiger, als hier bei dir und bei Garys Baby zu sein.“
„Aber deine Eltern werden dich vermissen, wenn du dich nicht blicken lässt“, hörte er Melissa sagen. Unwillkürlich versteifte er sich. „Nehme ich jedenfalls an.
Du stehst ihnen doch näher als Gary, oder? Du lebst doch mit ihnen in Bellfield, in dem Gartenhaus, das du mir damals angeboten hast.“
„Ich lebe in Bellfield, weil es bequem und zweckdienlich ist.“ Das war nur eine kleine Lüge. Nicht für ihn, sondern für seine Eltern war es bequem und zweckdienlich. Er war zwar viel unterwegs, aber nicht so viel wie sie.
Irgendjemand musste ein Auge darauf haben, dass die Arbeit auf Bellfield weiterging. Und wenn er diese Aufgabe übernahm, waren seine Eltern wenigstens gezwungen, mit ihm in Kontakt zu bleiben.
„Willst du behaupten, dass du ihnen nicht näher stehst?“
„Es gibt kaum einen Menschen, der ihnen nahe steht. Am allerwenigsten aber ihre Kinder.“
„Oh… das ist sehr traurig.“ Ihre blaugrünen Augen schauten ihn mitleidig an, und sie schwieg für eine Weile. „Ich gehe jetzt besser“, sagte sie in die Stille hinein.
„Das war eine nette Überraschung. Und eine angenehme Art, den Tag zu beginnen. Danke, Brad.“
Melissa eilte ins Haus und kam mit ihrer Handtasche und dem Musterkoffer zurück. „Ich bin schon verschwunden. Danke noch mal.“ Zwei Stunden später war Melissa dankbar für das Überraschungsfrühstück. Heady Barker, ihre Kundin, konnte sich immer noch nicht zwischen Marmorfliesen oder Schiefer für das Foyer und die Küche entscheiden. Melisssa begriff nicht, warum diese Leute Innenarchitekten anheuerten, wenn sie sich dann nicht auf deren Rat verlassen wollten. Immerhin zahlten sie ihr ein üppiges Honorar für ihre Dienste.
Sie dachte an Bellfield und versuchte sich vorzustellen, wie Gary und Brad wohl ihre frühe Kindheit dort verbracht hatten. Es gelang ihr nicht. Abgesehen vom Gartenhaus war jeder Winkel des Anwesens penibel geplant und akkurat gestaltet. Ihre Gedanken schweiften ab. Nur zu gut konnte sie sich an die Szene mit Brad im Gartenhaus erinnern.
Für sie war es keine harmlose Kinderei mehr gewesen. Er war so erregt gewesen, dass er kaum hatte atmen können. Und für sie war es das erste heiße Liebesspiel in ihrem Leben gewesen. Sein Blick war verlangend und irritiert zugleich, als sie ihn gefragt hatte, ob Sex immer so atemberaubend und wundervoll sei. Plötzlich hatten seine grauen Augen sie unglaublich traurig angesehen. Schon früher hatte sie diese Traurigkeit an ihm bemerkt. Dann hatte er seine Stirn gegen ihre gelehnt.
„Nein“, hatte er gesagt. „Überhaupt nicht. Aber davon ganz abgesehen, Wunder gibt es in meinem Leben sowieso nicht. Lass uns wieder zurück zu den anderen gehen, bevor man uns vermisst.“
Bisher hatte sie sich immer nur an das bequeme Sofa erinnern können, auf dem sie mit Brad gelegen hatte. Zum ersten Mal seit langem dachte sie wieder an die Einrichtung des Zimmers. Sie hatte sich gefühlt, als sei sie durch magische Kräfte in eine Traumwelt verfrachtet worden, die ihre Sinne vollkommen gefangen genommen hatte. Eine Villa inmitten der Hügellandschaft am Mittelmeer hätte nicht romantischer sein können. Elegant und leger zugleich. Kein Wunder, dass sie sich
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