Chefsache
Freund
gefunden, und ich vielleicht auch. Unter diesen Umständen allerdings … Du weißt
schon.“ Timo trat einen halben Schritt auf ihn zu, hielt jedoch sofort inne,
als Benjamin vor ihm zurückwich. Die Traurigkeit in seinem Blick war
herzzerreißend.
„Es tut mir wahnsinnig leid, wie das
gelaufen ist, Benny. Ich hab’s einfach nicht geschafft, dir die Lage zu
erklären und dann kamen die Chefs zwei Tage früher als gedacht, um Druck zu
machen. Glaub mir, ich wollte dich garantiert nicht ficken und anschließend vor
die Tür treten. Das mit dem Mopedfahrer … Ich wollte dich brav nach Hause
fahren, aber ich war dermaßen heiß auf dich und du warst vom Schreck wirklich
nicht in der Lage, ganz allein zu bleiben, und du warst mehr als willig …“
Benjamin schloss die Augen und dachte
nach. Es gab keine Garantie, dass Her Becksdorf ihn
tatsächlich übernehmen würde. Keine Garantie, dass es mit ihm und Timo klappen
könnte. Keine Garantie, dass dieser Mann es ehrlicher mit ihm meinte als Ingo.
Es gab allerdings nie Garantien für irgendetwas im Leben und Timo würde ihn
zumindest nicht mit Frauen betrügen. Außerdem kuschelte er nach dem Sex, konnte
zumindest ein Gericht kochen, interessierte sich für vieles von dem, was
Benjamin wichtig war, er besaß ein verboten süßes Lächeln, war rücksichtsvoll,
konnte Verbände anlegen … Und war ihm gerade so nah, dass Benjamin mit jedem
Atemzug mehr Probleme hatte, klar denken zu können.
„Nun, was meinst du?“ Timo wirkte wieder
auf diese anrührende Weise hilflos und nervös. Diesmal spürte Benjamin mit
Sicherheit, dass es nicht gespielt war. Timo hätte von irgendeinem Schauspiel
nichts zu gewinnen und kein Mensch konnte sich über solch lange Zeit
verstellen. Langsam trat er auf ihn zu, bis er nah genug vor ihm stand, um die
grünlichen Schleier in Timos blauen Augen erkennen zu können und die leichten
Atemzüge auf seiner Haut zu spüren. Er spielte mit einem Knopf von Timos Jacke
und sagte:
„Ganz
offiziell bist du immer noch mein Chef, nicht wahr?“
„Ja.“
Er
strich mit dem Zeigefinger über Timos Bauch und Brust bis hoch zu den Lippen
und genoss das tiefe Einatmen, das er damit provozierte.
„Als
mein Vorgesetzter bist du für mein seelisches und körperliches Wohlergehen
verantwortlich.“ Langsam knöpfte er Timos Hemd auf und streifte es ihm mitsamt
der Jacke über die Schultern.
„Diese
Aufgabe ist Chefsache und hat absolute Priorität“, wisperte Timo.
Der
Kuss war wild und leidenschaftlich, als ihre Münder sich fanden, und dennoch
von Zärtlichkeit geprägt. Minutenlang standen sie eng umschlungen da, ihre
Zungen umtanzten einander, während Benjamin genüsslich durch das weiche Haar
wühlte – so, wie er es sich nächtelang ausgemalt hatte. Dabei wurde er
schrittweise ins Wohnzimmer gedrängelt.
„Du
weißt“, flüsterte Timo heiser stöhnend, „als mein Angestellter musst du meinen
Anordnungen Folge leisten.“
Lächelnd
löste Benjamin sich aus der Umarmung und führte ihn zum Schlafzimmer hinüber.
„Es
ist mir eine Freude, Chef, Ihnen in jeder Hinsicht zu Diensten sein zu dürfen.“
Momente
später sanken sie nackt auf das Bett, streichelnd, küssend, einander
verwöhnend. Mit einem Seufzen überließ Benjamin sich den Händen seines
Partners. An ein solches Arbeitsverhältnis könnte er sich durchaus gewöhnen …
Ende
L(i) ebenswert von Sandra Gernt
Was
ist ein Leben wert? Und wer ist es wert, leben zu dürfen?
Diese Fragen muss Bannerführer Geron von Nadisland sich stellen, als er einen
Feind gefangen nimmt, der eingesteht, grausam gemordet zu haben.
Als ein schreckliches Unglück geschieht, muss er erneut über das Leben seines
Feindes entscheiden …
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