Chemie der Tränen
haben Sie das gemeint?«
»Lassen Sie mich einen Tee aufsetzen.«
»Nein, gehen Sie nicht. Warum rennen Sie ständig herum und machen irgendwas hinter meinem Rücken?«
»Meine Liebe, das hat Ihnen früher doch nie etwas ausgemacht.«
»Reden wir jetzt über Drogen?«
Er stand auf, schloss die Tür, kam zurück und zog ein sehr ernstes Gesicht. Ich fühlte mich beschämt, wozu ich allen Grund hatte. »Tut mir leid. Was hat mir früher nichts ausgemacht?«
»Nun, ich habe stets ehrlich geglaubt, es sei mein Talent, meine Gabe, Freunde miteinander bekannt zu machen. Wenn auch kein Talent, das ich je für mein eigenes Glück einzusetzen wusste, wie ich zugeben muss.«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, da ich Angst vor dem hatte, wohin dies führen mochte.
»Sie erinnern sich natürlich nicht mehr, wer Ihnen die Stelle bei Matthew verschafft hat?«
»Nein!«
»Aber warum regen Sie sich auf? Wäre es Ihnen lieber, ich hätte es nicht getan?«
»Bitte, bitte, tun Sie das nicht.«
»Ach, Cat, Sie waren wirklich das reizendste und eleganteste Geschöpf, das ich je gesehen hatte; an Ihnen gab es wirklich nichts, das nicht vollkommen war.«
»Also haben Sie mich auf einen verheirateten Mann angesetzt.«
Er drehte sich mit dem Stuhl und kümmerte sich um den Wasserkocher. Ich bedauerte es nicht, dass er mir den Rücken zukehrte.
»Ihm ging es so schlecht, und er war so traurig«, sagte er. »Diese grässliche Frau mit ihren elenden Affären. Das war einfach zu entsetzlich für einen so netten Mann.«
»Haben Sie mich wirklich mit ihm zusammengebracht? Hat er davon gewusst?«
»Sein Leben war fürchterlich. Das haben Sie natürlich gemerkt. An ihr war alles grausam, und grausam ist sie immer noch. Der jüngere Sohn kommt damit ganz gut zurecht. Er ist vergleichsweise sicher.«
Ich starrte aus dem Fenster auf die Kastanie und dachte an den Scotch trinkenden Noah.
»Aber der ältere …«
»Angus.«
»Ja, Angus ist in der misslichen Lage, der Herr im Haus sein zu müssen.«
»Und Sie wollen ihn retten.«
»Das kann er natürlich nur selbst tun.«
»Aber Sie haben ihn mit Amanda zusammengebracht.«
»Na ja, eigentlich nicht. Sie spielen beide Tennis in Walberswick.«
»In Walberswick? Dann ist sie ja praktisch meine verdammte Nachbarin. Besten Dank auch.«
Er sagte nichts, bis er sich mit seinem Lapsang Souchong wieder umdrehte. Irgendwie hatte er auch eine Zitrone in Scheiben geschnitten. »Können Sie bitte damit aufhören, Catherine? Was ist falsch daran, Menschen glücklich zu machen?«
»Vielleicht, dass sie ein kleines bisschen schizophren ist?«
»Haben Sie ihre Zeichnungen gesehen?«
»Natürlich habe ich ihre verdammten Zeichnungen gesehen. Sie hat sie für
mich
gemacht.«
»Natürlich. Entschuldigung.«
»Als ich ihr allerdings genau diese Frage gestellt habe, hat sie gesagt,
Sie
hätten die Zeichnungen nie gesehen, und das ist es auch, was ich an diesem ganzen Setup nicht mag, Eric. Alle rennen sie herum und flüstern hinter meinem Rücken. Sie halsen mir die Jungen auf, schicken sie abends zu mir nach Hause, und dann sorgen Sie dafür, dass einer von denen mit der irren Kleinen schläft, der Sie bei mir einen Arbeitsplatz besorgt haben. Ich komme mir dabei wie eine völlige Idiotin vor.«
Endlich hatte er sich seinen Tee eingeschenkt, und obwohl wir uns nun gegenübersaßen, war die Entfernung größer geworden.
»Würden Sie den letzten Satz noch einmal wiederholen, Catherine, damit Sie ihn auch selbst hören?«
»Sie meinen, ich bin auch zu ›begeistert‹? Wissen Sie, wie schrecklich es ist, dass all diese Fremden mehr über mein Leben wissen als ich selbst? Das hat mit Freundlichkeit nichts zu tun. Ganz im Gegenteil.«
»Also war ich grausam zu Ihnen?«
»Ja.«
Es folgte eine lange Pause, in der er Tasse und Untertasse auf den Tisch stellte und sich dann sehr langsam erhob. Ich dachte, er wollte den Stuhl an seinen üblichen Platz rollen, doch blieb er stehen, stützte sich auf die wacklige Rückenlehne und schaute beim Sprechen aus dem Fenster.
»Ich denke, Catherine, ich habe Ihnen ziemlich viel Spielraum gelassen. Sehr viel sogar. Aber jetzt sollte das geschriebene Material zurück ins Museum kommen.«
»Sie machen Witze.«
»Meine Liebe, genug ist genug. Ich kann nicht länger ignorieren, was Sie tun. Dafür könnte ich entlassen werden, und das wäre in diesem Fall sehr, sehr einfach. Arbeitsplatz räumen, zur Tür raus, Polizeieskorte, so in der Art.«
»Sie
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