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Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Titel: Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bergmann
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von einer unsichtbaren Hand emporgehoben. Die tatsächliche Höhe ließ sich schwer abschätzen. Olivia tippte auf mindestens 30 Meter, eher mehr. Völlig unmöglich, dass ein Boot so hoch abhob, wie schnell es auch fahren mochte. Dann schien es für Sekunden einfach still zu stehen, regungslos in der Luft zu hängen, obwohl das Bild nicht angehalten worden war.
    JG verlor die Gewalt über seine Stimme. In höchsten Tönen rief er: „Sehen Sie! Sehen Sie doch nur!! Sehen Sie!“
    Nach der Pause in seiner unerklärlichen Luftfahrt kippte das Boot nach vorne und stürzte, sich mehrmals überschlagend, mit großer Wucht auf das Wasser. Der Filmer hatte sein Zoom so weit wie möglich ausgenützt, wodurch die Kameraführung noch unruhiger wurde. Das Boot zerbrach beim Aufprall und sank. Die Kamera fing einen Mann ein, der regungslos auf dem Wasser trieb. Ein Luftpolster in der Jacke hielt ihn noch an der Oberfläche. Kurz und deutlich sah Olivia sein Gesicht. Dann sank auch er. Der Film lief weiter, doch da war nichts mehr zu sehen außer der leicht gekräuselten Wasserfläche.
    JG’s Kommentare prasselten unterdessen wie ein Trommelfeuer von Ausrufungssätzen auf das Publikum nieder. Olivia verstand den Sinn der vielen Worte nicht. Sie zitterte. Sie hatte den Mann im Wasser erkannt. Er trug sein Haar jetzt blond und viel kürzer, aber sie hatte ihn erkannt.
    Mike war sieben Wochen lang ihr Freund gewesen. Sie verdankte ihm viel Spaß und die größte Enttäuschung ihres Lebens. Jetzt trieb er tot in einem unbekannten Gewässer in einem durchgedrehten Sensationsfilm von Special Secrets. Dem Sender für die unglaubwürdigsten, unwahrscheinlichsten und unmöglichsten Lügengeschichten der Welt. Doch seltsam: So irreal die Bilder des fliegenden Bootes auch wirkten, die wenigen Augenblicke, die den im Wasser treibenden Mann zeigten, hatten sie überzeugt.
    Mike war tot. Der lachende, witzige, coole Mike. Mike, der in ihrem Leben aufgetaucht war wie ein menschlicher Wirbelwind, ein unwiderstehlicher Tornado. Und der es nach nur sieben Wochen ohne ein Wort der Erklärung, ohne einen hin gekritzelten Satz, ohne den geringsten Hinweis wieder verlassen hatte. Ein einziges Foto besaß sie von ihm, den einzigen Beweis seiner Existenz. Sie wusste nichts von seiner Arbeit, seiner Familie, seinem Vorleben. Mit dem Foto war sie drei Tage nach Mikes Verschwinden zur Polizei gegangen. Der diensthabende Beamte, grauhaarig und müde, hatte ihre Geschichte angehört, das Foto betrachtet und dann auf seine Tastatur gehämmert. Er forderte sie auf, auf seine Seite des Schreibtischs zu kommen. Er deutete auf den Monitor.
    „Ist das Ihr Freund?“
    Der Mann glich Mike aufs Haar. Auf dem Polizeimonitor sah er jedoch fremdartig und älter aus. Vielleicht, weil er nicht lächelte, sondern ärgerlich, fast bösartig in die Kamera blickte. Der Beamte stellte ihr eine Menge Fragen, die ihr seltsam vorkamen, doch in ihrer Verwirrung antwortete sie einfach. Schließlich seufzte er.
    „Wenn Sie ihn los sind, haben Sie Glück gehabt. Er heißt in Wirklichkeit George Crone, ist ein Gangster von der Ostküste und arbeitet seit einigen Monaten für den Ramirez-Clan.“
    Olivia betrachtete ihn so verständnislos, dass er nochmals seufzte, sie verstand nicht, worüber.
    „Rauschgifthandel in großem Stil und alles, was daneben so anfällt. Crone gilt als Verdächtiger in mindestens drei Mordfällen. Wir haben bloß keine Handhabe gegen ihn. Mutmaßliche Zeugen schweigen oder verschwinden.“
    „Sie reden von Mike?“ hauchte Olivia.
    „Von George Crone“, verbesserte er automatisch. „Halten Sie sich fern von ihm. Er ist brandgefährlich.“
    Am meisten überraschte sie, dass sie nicht wirklich an den knappen Auskünften des Polizisten zweifelte. Mike, George, war schon ein toller Bursche gewesen, ein wunderbarer Liebhaber, immer zu einem Scherz aufgelegt und quicklebendig. Aber er hatte auch etwas an sich gehabt, das sie nie richtig deuten konnte. Eine gewisse Kälte. Eine gewisse Humorlosigkeit trotz aller Lustigkeit. Augenblicke höchster Reizbarkeit. Kleine Irritationen nur, doch sie bewirkten, dass sie dem Beamten glaubte. Plötzlich erschien das Bild von Mike-George in sich stimmig. Sie begriff, dass sie tatsächlich Glück hatte, wenn er nicht mehr auftauchte. Sie versprach dem Polizisten, sich im Fall des Falls zu melden.
    „Seien Sie vorsichtig“, schärfte er ihr ein. „Niemand kann sagen, wie er reagiert, wenn er bemerkt, dass Sie

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