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Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Titel: Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bergmann
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war!

66___
    Donahue lenkte den Wagen in eine Bushaltestelle.
    „Tauschen wir die Plätze, Chiara“, sagte er. „Ich muss mich um die Außenwelt kümmern.“
    Ihre Knie zitterten ein wenig, als sie den Wagen umrundete. Sie setzte sich hinters Lenkrad und sah Vanetti fragend an.
    „Es macht dir doch nichts, oder?“
    Er war immer noch blass wie ein Laken und schüttelte heftig den Kopf.
    „Ich könnte nicht einmal einen Gang einlegen“, sagte er mit brüchiger, grabeshohler Stimme.
    „Diesmal kann ich es ihm nicht verdenken“, bemerkte Elena vom Rücksitz aus. „Du hast es richtig spannend gemacht, Chi. Ich war so sicher, in fünf Sekunden tot zu sein ... Vielleicht bin ich ja tot und was jetzt geschieht ist nur mehr ein Traum, der sich bald verlieren wird.“
    „Dann träumen wir alle denselben“, erwiderte Chiara und merkte erst jetzt, dass sie mit ihrer Linken immer noch den A-Grav hielt. Sie reichte ihn Vanetti, der zurückzuckte als ginge eine gereizte Viper auf ihn los. Zaghaft nahm er das Gerät entgegen. Und wieder wechselte der A-Grav seine Farben. Seine Grundstimmung verlagerte sich zu Grüntönen, was ihr recht passend erschien. Immerhin verschloss er sich nicht, wie es bei Elena der Fall gewesen war. Mit einer gewissen akademischen Nüchternheit stellte sie fest, dass sie offenbar zur Expertin für die Gefühle einer unmöglichen Maschine avancierte. Sie fragte sich, was das im Hinblick auf ihren Geisteszustand wohl bedeuten mochte. Aber das konnte warten. Chiara lenkte den Wagen zurück auf die Straße und konzentrierte sich aufs Fahren. Sie drehte Heizung und Ventilatoren auf volle Leistung, was die Kälte, die von hinten ins Auto wirbelte, ein wenig erträglicher machte. In den folgenden Minuten war nur leise Musik aus dem Radio zu hören. Die neuerliche Straßensperre war noch nicht bis zum Verkehrsfunk durchgedrungen. Stattdessen meldete sich Mike zurück.
    „Ich habe etwas“, sagte er. „Fahr langsamer. In 200 Metern biegen wir links ab. In 100, 50, 30. Dort vorne, siehst du?“
    Die kurvige Nebenstraße führte durch eine kleine, dunkle Siedlung und wieder hinaus. Dann rollten sie langsam weiter. Mitten auf dem freien Feld hatte sich ein Autohändler angesiedelt. Samt Werkstatt und schwach erleuchtetem Schauraum. Parallel zur Straße hatte er eine Parkfläche angelegt, auf der einige Gebrauchtwagen neue Besitzer anlocken sollten. Chiara reihte sich an vorderster Stelle ein.
    „Hier fallt ihr nicht auf. Wenn jemand kommen sollte, duckt euch. Ich bin gleich wieder da und gebe ein Zeichen. Fahrt mir dann nach.“
    Donahue glitt aus dem Volvo und verschwand in der Nacht.
    „Was tut er?“ wunderte sich Elena.
    „Dein Heros zieht los, um ein Auto zu stehlen“, antwortete Vanetti, den dieser Umstand ein wenig erheiterte.
    „Immerhin tut er etwas“, gab sie zurück. Es dauerte weniger als drei Minuten. Donahue hielt neben ihnen in einer großen Limousine, winkte und fuhr weiter. Chiara hinter ihm her. In einem Waldstück bog der Amerikaner auf einen grob geschotterten Weg, folgte ihm einige Dutzend Meter und hielt dann an. Er stieg aus und bedeutete Chiara, sich neben den Mercedes zu stellen. Alle stiegen aus. Vanetti wollte vorne um den Volvo herum gehen, um zu den anderen zu gelangen.
    „Schlechte Richtung“, warnte Donahue gelassen. „Da geht es bergab. Senkrecht. Eine Kiesgrube.“
    Der Astronom taumelte zurück wie ein Boxer nach einem schweren Treffer. Mike fuhr in unverändertem Tonfall fort. „Habt ihr alles dabei? Setzt euch in den Mercedes. Chiara fährt. Elena und der Professor sitzen hinten.“
    Er hatte so eine Art, sie höflich und verbindlich herum zu kommandieren, die Chiara langsam reizte. Außerdem war sie müde und hungrig. Im Wald war es weit dunkler als unter freiem Himmel. Windig und kalt und unheimlich. Sie ertasteten sich den Weg ins Auto. Im Innenraum war es warm. Er roch, wie nur ganz neue Wägen riechen. Automatisch blickte sie auf die Benzinuhr. Der Tank war voll. Sie musste unwillkürlich an Antonio denken, der ohne Zweifel auch den schönsten Wagen geklaut hätte. Und bestimmt mit weniger als einem Liter Sprit an Bord. Donahue hatte unterdessen den Volvo wieder gestartet. Ihr war klar, was nun kommen würde. Vanetti schien daran nicht interessiert. Er betrachtete stumm den A-Grav, den sie ihm wieder übergeben hatte. Nur zwei Meter entfernt machte der 164 einen Sprung nach vorne und verschwand. Der Widerschein einer Stichflamme erleuchtete den Saum der

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