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Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Titel: Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bergmann
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Grube, dann das viel schwächere Flackern eines Feuers tief unter ihnen.
    Donahue setzte sich auf den Beifahrersitz.
    „Es war notwendig“, sagte er ruhig. „Du bekommst einen neuen.“
    „Die gibt es nicht neu“, entgegnete Vanetti fast ebenso ruhig.
    „Dann einen neuen alten. Du kannst problemlos wenden, Chiara. Wir müssen weiter.“
    Er dirigierte sie auf die Hauptstraße zurück und versenkte sich erneut in die Kommunikation mit seinem CX. Dabei stellte er das Radio laut und richtete einen kühleren Luftstrom auf sie.
    „Du musst nicht mehr lange durchhalten. Ich suche ein Nachtlager.“
    „Ein Hotel?“ fragte sie verwundert.
    „Nicht ganz.“
    Kurz nach 4 Uhr meldete die fröhliche Radiosprecherin die Sperre der Katschberg-Bundesstraße. Einen Grund gab sie nicht an. Die Tauernautobahn war im Unfallbereich wieder einspurig befahrbar. Elena war eingeschlafen und röchelte sanft vor sich hin. Vanetti befand sich in einer Art Trance. Entweder aus Müdigkeit oder weil er den A-Grav hielt oder aus einem von tausend anderen möglichen Gründen. Chiara gestand sich ein, dass es ihr Spaß machte, mit diesem Wagen zu fahren. Das hielt sie wach. Donahue tippte und tippte.
    „Ich glaube, das ist es“, sagte er schließlich zufrieden. „Eine knappe halbe Stunde noch, okay?“
    „Mir geht es gut“, erwiderte sie.
    „Es geht wieder auf einen Berg.“
    Und es begann zu schneien. Die Straße war schmal, kurvenreich und schlecht. Die Flocken wurden größer und dichter, die Fahrbahn rutschig.
    Sie gelangten auf den Scheitelpunkt des Passes, auf dem sich eine kleine Ortschaft befand. Zumindest der Tafel nach. Zu sehen war nichts davon. Donahue dirigierte sie mit Hilfe des GPS auf einen Seitenweg, der ohne die Markierungsstangen rechts und links nicht von der geschlossenen Schneedecke zu unterscheiden gewesen wäre. Es war eine Fahrt durch ein Niemandsland ohne Konturen, ein Schweben durch weiße Schleier, lautlos bis auf das leise Brummen des Motors und das ruhige Atmen Elenas. Das ging minutenlang so weiter in sanftem Auf und Ab, Hin und Her, bis Mike sagte, „Halt an. Hier muss es sein.“
    Er holte eine Lampe aus dem Handschuhfach, stieg aus und stapfte im Scheinwerferlicht voran. Dabei leuchtete er nach rechts und winkte ihr, ihm zu folgen. Kurz danach standen sie vor einem breiten Einfahrtstor, an dem er sich zu schaffen machte. Es glitt zur Seite. Chiara passierte es und sah im Rückspiegel im roten Schein der Bremslichter, dass er es wieder schloss. Donahue stapfte weiter voran durch den Schnee, sie fuhr ihm im Schritttempo nach. Der Weg zog sich noch einige Dutzend Meter zwischen schneeschweren Büschen und Bäumen hindurch, bis er vor einem dunklen Haus endete. Diesmal dauerte es länger. Der Agent öffnete auch nicht die Haustüre, sondern winkte sie weiter zu einem Garagentor, das einladend hochschwang. Ein großer Jeep stand darin. Daneben war Platz für zwei weitere Wagen. Sie stellte den Mercedes neben dem Jeep ab und ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie in den wenigen Stunden ihrer Flucht schon an mehr strafbaren Handlungen mitgewirkt hatte als in ihrem ganzen bisherigen Leben. Denn sie gab sich nicht der Illusion hin, dass sie dieses Haus als Gäste betraten. Als sie Vanettis düsterem Blick begegnete, hätte sie wetten mögen, darin ganz ähnliche Gedanken zu erkennen. Sie weckten Elena und stiegen aus. Mike hatte das Garagentor bereits geschlossen.
    Chiara deutete auf den Jeep.
    „Werden wir erwartet?“
    Er schüttelte den Kopf. „Die Villa ist derzeit unbewohnt. Das ist ein Zweitwagen. Die Besitzer sind verreist.“
    „Schade“, bemerkte Vanetti ironisch. „Weißt du auch, wohin?“
    Die Ironie war verschwendet.
    „Sie machen eine Kreuzfahrt im sonnigen Süden. Die Alarmanlage habe ich abgestellt, wir können in das Hauptgebäude. Es liegt entlegen – das war ein Suchkriterium – aber ich möchte erst Licht machen, wenn alle Läden geschlossen sind.“
    Im Schein der nach unten gerichteten Lampe führte er sie mit größter Selbstverständlichkeit in eine Küche. Chiara zweifelte nicht daran, dass er auch den Plan des Hauses kannte.
    Wenige Minuten später saßen sie um einen Tisch, aßen Streichwurst aus Dosen, die sie auf warme Brotscheiben strichen, eingelegte Gurken, Zwiebeln, Paprika. Dazu tranken sie Bier. Sie hatten sich in Decken gewickelt, doch Mike hatte die Heizung bereits hochgedreht und der Fußboden wurde angenehm warm.
    „Bist du sicher, dass uns hier niemand

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