Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
Lachsfilets, leicht gewürztem Reis und gedämpften Spargelspitzen –, wobei wir größere Portionen bekommen hatten, denn der moderne Vampir war ein Kalorienstaubsauger.
Catcher und Mallory hatten einander gegenüber Platz genommen. Wir machten es uns auf den beiden verbleibenden Stühlen gemütlich, und dann nahm Morgan sein Weinglas und prostete unseren Gastgebern zu. »Auf gute Freunde«, sagte er.
»Auf Vampire«, sagte Mallory und stieß mit mir an.
»Nein«, sagte Catcher. »Auf Chicago.«
Das Abendessen war großartig. Gutes Essen in guter Gesellschaft mit gepflegter Konversation. Catcher und Mallory waren wie immer unterhaltsam, und Morgan war charmant und hörte gespannt Mallory zu, die von meinen Eskapaden berichtete.
Natürlich gab es nicht besonders viele Eskapaden zu berichten, denn seitdem wir uns kannten, war ich Doktorandin gewesen. Allerdings gab es eine Menge über mich als Geek zu erzählen, einschließlich dessen, was sie als meine »Juilliard«–Phase bezeichnete.
»Sie war mitten in einer Art Musical-Besessenheit«, sagte Mallory und grinste mich an. Sie hatte ihren Teller von sich geschoben und die Beine übereinandergeschlagen, offensichtlich bereit, eine längere Geschichte zu erzählen. Ich zerteilte den Rest meines Lachses in mundgerechte Stücke, jederzeit bereit einzugreifen, sollte die Sache außer Kontrolle geraten.
»Sie hatte sich alle Musical-DVDs ausgeliehen, die sie finden konnte, von Chicago bis Oklahoma. Das Mädchen konnte einfach nicht genug bekommen vom Gesang, vom Tanzen.«
Morgan beugte sich vor. »Hat sie sich Newsies angeschaut? Bitte, sag mir, dass sie sich Newsies angeschaut hat.«
Mallory schürzte die Lippen und unterdrückte ein Lachen. Dann hielt sie zwei Finger hoch. »Zweimal.«
»Sprich weiter«, sagte Morgan und warf mir einen neugierigen Blick zu. »Ich bin absolut fasziniert.«
»Nun«, sagte Mallory und hob eine Hand, um sich ihre blauen Haare hinter das Ohr zu streichen, »du weißt ja, dass Merit früher getanzt hat – Ballett –, aber irgendwann ist sie wieder zur Vernunft gekommen. Und übrigens, ich weiß ja nicht, auf was für einen kranken Scheiß ihr Vampire steht, aber wenn es irgendwie möglich ist, dann solltest du dich von ihren Füßen fernhalten.«
»Mallory Carmichael!« Meine Wangen waren mit absoluter Sicherheit feuerrot geworden.
»Was denn?«, fragte sie mit einem lässigen Achselzucken. »Du hast in Zehenschuhen getanzt. So was passiert schon mal.«
Ich stellte meinen Ellbogen auf den Tisch und legte die Stirn in meine Hand. So wäre mein Leben gewesen, darauf hätte ich gewettet, wenn ich und meine Schwester Charlotte uns nähergestanden hätten – diese Art persönlicher Demütigung, die nur Geschwister beherrschten. In guten wie in schlechten Zeiten, und so Gott wollte, in Gesundheit und in Krankheit, war Mallory mir eine Schwester.
Eine Hand streichelte mir über den Rücken. Morgan beugte sich zu mir und flüsterte mir ins Ohr: »Es ist schon in Ordnung, Schatz. Ich mag dich immer noch.«
Ich warf ihm einen sarkastischen Blick zu. »Dieses Gefühl wird im Moment nicht erwidert.«
»Hm, hm«, sagte er und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Mallory. »Also war unsere ehemalige Ballerina von Musicals begeistert.«
»Nicht so sehr von den Musicals, eher von der Aufmachung.« Mallory warf mir einen Blick und ein zaghaftes Lächeln zu.
Ich winkte ab. »Erzähl es ihnen einfach.«
»Ihr dürft nicht vergessen, sie war an der New York University, dann in Stanford, und dann ist sie zurück nach Chicago gekommen. Und unsere kleine Merit liebte den Big Apple. Die Windy City ähnelt dem Leben in New York schon mehr als dem in Kalifornien, aber es ist trotzdem ganz anders als ein Spaziergang in Greenwich Village. Doch Merit kommt zu dem Schluss, dass sie das irgendwie ausgleichen kann. Mit ihren Klamotten. Eines Winters fängt sie an, Leggings zu tragen, große, schlabbrige Pullis und einen Schal. Sie verließ das Haus nie, ohne den Schal irgendwie« – Mallory fuchtelte mit den Armen in der Luft herum – »um sich herumzuwickeln. Sie trug braune, kniehohe Stiefel, und das jeden Tag. Den ›Ballerina-Stil‹ hat sie perfektioniert.« Mallory setzte sich auf ihrem Stuhl zurecht, beugte sich vor und bedeutete Morgan und Catcher näher zu kommen. Sie taten wie geheißen, offenbar völlig gebannt. Das Mädchen wusste mit seinem Publikum umzugehen.
»Und dann war da diese Baskenmütze.«
Sie stöhnten beide laut auf
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