Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
hob das Glas und nahm einen kleinen Schluck … und verbrachte die nächsten Sekunden mit einem Hustenanfall.
Margot, die sich neben mir schieflachte, klopfte mir auf den Rücken. »Wie schmeckt dir der Drink, Hüterin?«
Ich schüttelte den Kopf und versuchte, hinter einer Faust versteckt, wieder Luft zu kriegen.
»Raketentreibstoff«, keuchte ich.
»Hast du ihn deinen Drink wählen lassen?«
Ich nickte.
»Und das war dein Fehler. Lass weder Sean noch Colin jemals deine Drinks wählen. Sie haben eine sadistische Ader. Aber sie machen das mit jedem, wenn dich das tröstet.« Sie hob ihr Glas. »Willkommen im Club!«
»Wo wir gerade von Club sprechen«, sagte ich und deutete auf die Partygäste, »woher kommen all diese Leute? Das sind ja mindestens hundert Vampire.«
»Vergiss nicht, dass über dreihundert Vampire mit Cadogan verbunden sind, auch wenn sie nicht alle im Haus wohnen. Aus mir unerfindlichen Gründen wollen die anderen einfach nicht Mitglied in unserer kleinen Vampirschwesternschaft werden und mit uns im Haus abhängen.«
Wenn ich mir überlegte, wie meine Woche bisher ausgesehen hatte, konnte ich mir den Grund dafür denken.
Die nächste Stunde verbrachten wir mit Quatschen. Ich hielt meinen Drink fest, als ob er mir die nötige Wärme schenkte, und nahm nur dann einen weiteren Schluck, wenn mein Hals sich genügend vom vorherigen erholt hatte. Die Vampire an meinem Tisch amüsierten sich mit Geschichten aus dem Leben im Hause Cadogan – vom aktivierten Feueralarm während der Aufnahmezeremonie über den Boykott von »Lebenssaft« 1979 bis hin zum Einbruch eines ziemlich alt-modischen Bewohners unseres Viertels, der davon überzeugt war, dass das Haus der Treffpunkt für geheime, okkulte Rituale war.
Plötzlich setzte Margot ihren Drink ab, schob ihren Stuhl zurück und stellte sich auf ihn. Als sie stand, winkte sie der Theke zu. Sean grinste und läutete lautstark die Messingglocke, die an einem kurzen Pfosten hinter der Theke hing.
Der gesamte Raum brach in stürmischen Applaus aus.
»Was geschieht hier?«, murmelte ich Lindsey zu, aber sie hob nur die Hand.
»Hör einfach zu. Du wirst es schon verstehen.«
»Vampire Cadogans«, rief Sean, als es wieder ruhig in der Bar geworden war.
»Es ist an der Zeit, einer stolzen Temple-Bar-Tradition zu frönen. Nicht, dass die Tradition stolz wäre, aber die Temple Bar ist es ganz bestimmt.«
»Lang lebe die Temple Bar«, riefen die Vampire einstimmig. Sean verbeugte sich majestätisch und deutete auf Margot.
Aus der Menge war Gejohle zu hören und das Geräusch von Holz auf Holz, als Stühle in ihre Richtung gedreht wurden. Sie hob die Hände.
»Ladys und Vampire«, rief sie, »es ist an der Zeit, unsere Gläser auf den Meister zu erheben, auf den Meister mit dem gewissen Etwas, der so viele ungewöhnliche und unterschiedliche Macken hat – Ethan Sullivan.«
Das Grinsen, das sich über mein gesamtes Gesicht breitmachte, konnte ich mir einfach nicht verkneifen.
»Heute begrüßen wir ein neues Mitglied unseres heiligen Bundes … unsere Hüterin!« Sie erhob ihr Glas auf mich, wie jeder andere Vampir im Raum. Mit hochroten Wangen erhob auch ich mein noch ziemlich volles Glas und nickte ihnen anerkennend zu.
Margot sah mich an, das Glas hoch erhoben, und zwinkerte. »Und möge Lacey Sheridan, Gott segne sie, daran ersticken.«
Donnernder Applaus setzte ein. Mein Grinsen bereitete mir mittlerweile Schmerzen. Lindsey beugte sich zu mir und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
»Ich habe dir doch gesagt, dass du das brauchst.«
»Das habe ich ganz bestimmt gebraucht«, stimmte ich ihr zu.
»Habt alle Spaß«, sagte Margot. »Trinkt im angemessenen Rahmen. Und hinterher werden wir gemeinsam Chicagos größte Attraktion aufsuchen – den öffentlichen Nahverkehr!«
Die Vampirin neben ihr half Margot, als sie vom Stuhl herunterkletterte und sich wieder hinsetzte. Alle stellten ihre Gläser ab und rückten ihre Stühle noch ein wenig näher.
»Okay«, sagte ich, und meine Schüchternheit war verflogen. »Was genau machen wir hier eigentlich?«
»Nun, Hüterin«, sagte Margot, »darf ich dich Hüterin nennen?«
Ich grinste und nickte.
Sie erwiderte mein Nicken. »Ich glaube nicht, dass wir etwas preisgeben, wenn wir sagen, dass unser lieber Meister und Lehnsherr, Ethan Sullivan, ein wenig …«
»Eigen ist«, beendete Lindsey den Satz. »Er ist sehr, sehr eigen.«
»Ja«, sagte ich trocken. »Das Gefühl habe ich auch.«
»Er ist
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