Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
fühlte.
Nachdem ich meinen Durst gestillt und Malory eine SMS geschickt hatte – Ethan und ich Versammlung unverletzt überstanden –, entschloss ich mich, kurz bei Lindsey vorbeizuschauen. Ich hätte mich genauso gut mit einem Buch in meinem Zimmer einschließen können, aber immerhin war ich die Vorsitzende des Partyausschusses unseres Hauses. Es konnte nicht schaden, dieser Aufgabe gerecht zu werden.
Ich konnte ihr Zimmer hören, bevor ich es sah, denn aufgrund der offen stehenden Tür drang der Lärm bis auf den Flur. Ich sah kurz hinein und entdeckte Margot, Lindsey und Michele, die sich offensichtlich für einen Abend in der Stadt hübsch machten.
»He!«, sagte Lindsey und winkte mir von ihrem Spiegel aus zu. »Wir wollten dich gerade abholen. Da du es geschafft hast, einigen Leuten auf der Versammlung in den Arsch zu treten« – spontaner Applaus brach im Zimmer aus –, »haben wir uns entschlossen, dich in die Temple Bar zu entführen!«
»Du sollst wissen, dass wir vol hinter dir stehen«, sagte Margot grinsend und mit einem Nicken und prostete mir mit ihrem Rotwein zu. »Vor allem, seitdem du … ähm …«
»Schlecht behandelt wurdest?«, half ihr Michele.
Margot lächelte verschlagen. »Vielen Dank, Michele. Schlecht behandelt wurdest.«
»Heute Nacht hat in der Temple Bar nur Cadogan Zugang«, sagte Lindsey.
»Was bedeutet, dass weder Menschen noch Vampire Navarres anwesend sein werden. Also werden wir unsere letzten Stunden vor Sonnenaufgang damit verbringen, uns ein paar Drinks zu gönnen, uns zu entspannen und allgemein Spaß zu haben. Meister haben keinen Zutritt. Und dieser Ausflug ist zu entspannen und allgemein Spaß zu haben. Meister haben keinen Zutritt. Und dieser Ausflug ist zwingend«, fügte sie hinzu, als ich den Mund gerade öffnen wollte, um abzusagen.
»Es war ein langer Tag.«
»Das ist genau der Grund, warum du den Ausflug brauchst«, sagte Lindsey.
»Gibt es irgendeine Möglichkeit, darum herumzukommen?«
»Nicht mal die geringste.«
»Dann bin ich wohl dabei.«
Lindsey zwinkerte mir zu, runzelte dann aber die Stirn, als sie einen genaueren Blick auf meine extrem bequemen Klamotten warf. »Das Wichtigste zuerst: Wir müssen dir was Vernünftiges anziehen.« Sie wandte sich an die anderen Vampirinnen und wirbelte mit einem Finger in der Luft herum. »Macht euch fertig und seid in zwanzig Minuten unten im Foyer. Die Taxis sollten dann da sein.«
Als sie alle rausgeworfen hatte, gingen wir zurück in mein Zimmer.
»Also«, sagte sie, als sie es sich kurze Zeit später vor meinem geöffneten Wandschrank gemütlich gemacht hatte, »dies ist das erste Mal seit der Aufnahmezeremonie, dass du mit uns ausgehst. Es ist auch das erste Mal, dass du ausgehst, nachdem du …«
»Verlassen wurdest? Alleingelassen? Ersetzt?«
»Gibt es dafür eine höfliche Umschreibung?«
»Nicht wirklich. Was willst du mir sagen?«
»Ich will dir sagen, dass die beste Rache ein gut gelebtes Leben ist, oder wie immer sich das nennt. Das bedeutet, dass du absolut großartig aussehen und jede Menge Spaß haben musst.« Sie zog ein hellblaues, ärmelloses Shirt mit einem tiefen, drapierten Ausschnitt vom Kleiderbügel und legte anschließend eine schwarze Hose mit Bügelfalten dazu. Nachdem sie mir mein Outfit zusammengestellt hatte, sah sie mich an. »In der Bar werden sehr viele Vampire Cadogans sein, und du weißt, dass sich Sachen schnell herumsprechen. Das heißt auch, dass es an der Zeit ist, ihm eine Lektion zu erteilen.«
Ich verzog das Gesicht, denn ich wollte dieses »Ethan eine Lektion erteilen«-Spiel nicht spielen. Eigentlich arbeitete ich gerade daran, ihm zu entsagen, aber ich wusste, wann ich geschlagen war.
Ich streckte die Hand aus und machte eine Greifbewegung. »Her damit«, sagte ich, nahm das Paket in Empfang und ging in mein Badezimmer.
Zehn Minuten später kehrte ich zurück. Ich hatte mir einen Pferdeschwanz gemacht, Lippenstift aufgetragen und meinen Piepser an der Hüfte befestigt.
Lindsey hatte darauf bestanden, dass ich meine Haare hoch trug. Zusammen mit dem drapierten Ausschnitt, so lautete zumindest ihre Erklärung, war das die Art, wie Vampire deutlich machten, dass sie Single sind … und dass ihre Halsschlagader zur Verfügung stand. Ich war nicht wirklich auf der Suche, aber ich dachte mir, dass eine Diskussion einfach zu lange dauern würde.
Wir gingen hinunter, wo unser restliches Gefolge in ähnlich halsfreien Klamotten bereits auf uns wartete. Wie
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